Berliner Mauer 1989
Chronik

30 Jahre nach Mauerfall

Der 9. November 1989 hat die Welt verändert – doch was blieb 30 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer von dieser historischen Wende? Der Zerfall des Kommunismus hatte auch Auswirkungen auf die Steiermark, sagt der Grazer Historiker Peter Ruggenthaler.

Die Bilder vom 9. November 1989 gingen um die Welt: Tausende Menschen strömten nach dem Mauerfall von Ost- nach Westberlin, Verwandte, die Jahrzehnte durch die Mauer getrennt waren, lagen sich in den Armen.

„Mauerfall nur ein Symbol“

Doch der Ostblock begann schon vorher zu bröckeln, erklärt Peter Ruggenthaler, Historiker und stellvertretender Leiter des Ludwig-Boltzmann-Institutes für Kriegsfolgenforschung in Graz: „Die Bilder vom Mauerfall sind maximal das Symbol für das, was 1989 in Osteuropa und vor allem in der Sowjetunion passiert ist. Das war die Folge des Reformprozesses unter Michail Gorbatschow in der Sowjetunion, vor allem die Reformen in Ungarn und Polen.“

Die Kraft der Bilder

Als die Mauer in Berlin im November 1989 fiel, gab es in Polen längst eine demokratische Regierung, und auch Ungarn überlegte schon Ende 1988, den eisernen Vorhang abzubauen. Im Sommer 1989 durchschnitt dann der damalige österreichische Außenminister Alois Mock (ÖVP) gemeinsam mit seinem ungarischen Amtskollegen den Grenzzaun, „ganz im Bewusstsein der Tragweite, was solche Bilder bewirken würden – das wird wochenlang vorbereitet. Wichtig ist, dass sie die Botschaft in die Welt senden wollen: Wir bauen das Haus Europas gemeinsam, und so entstehen dann diese berühmten Bilder vom Durchschneiden des Eisernen Vorhangs, und die haben eine Kettenwirkung“, so Ruggenthaler.

Außenminister Mock und Gyula Horn
ORF

Die Fluchtwellen von DDR-Urlaubern im Sommer ’89 von Ungarn über die österreichische Grenze waren laut dem Historiker die Grundlage dafür, „dass es in Ostdeutschland am 9. November zur ersten friedlichen Revolution auf deutschem Territorium überhaupt in der deutschen Geschichte kommen konnte“.

Massive und – überwiegend – positive Folgen

Die einzige blutige Revolution im Jahr 1989 war jene im Dezember in Rumänien – und das hatte auch Auswirkungen auf die Steiermark: „Diktator Ceausescu wird gestürzt und ermordet, in Timișoara finden bürgerkriegsähnliche Szenen statt, das löst eine Flüchtlingswelle aus: Viele Rumänen flüchten nach Österreich, auch in die Steiermark, sie sind die letzten Kommunismusflüchtlinge des 20. Jahrhunderts.“ Die Folgen waren laut Ruggenthaler massiv und überwiegend positiv: Europa wurde vereint, ein Erbe, das bewahrt werden müsse, so der Historiker.

Berlin feiert 30 Jahre Mauerfall

Vor genau 30 Jahren ist die Berliner Mauer gefallen. Sie teilte von 1961 an Deutschland in Ost und West, ehe der DDR-Politiker Günter Schabowski am 9. November 1989 die „unverzügliche“ Grenzöffnung verkündete. Die Bilder tanzender Menschen auf der Mauer gingen um die Welt. Deutschland gedenkt der Ereignisse am Samstag mit zahlreichen Festivitäten – mehr dazu in Berlin feiert 30 Jahre Mauerfall (news.ORF.at)