ABD0040_20180614 – WIEN – ÖSTERREICH: Der Abgeordnete Wolfgang Zanger (FPÖ) vor Beginn einer Sitzung des Nationalrates am Donnerstag, 14. Juni 2018, im Ausweichquartier des Parlamentes in der Wiener Hofburg. – FOTO: APA/ROLAND SCHLAGER
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Politik

Liederbuch: Zanger soll ausgeliefert werden

Die Staatsanwaltschaft Leoben hat den Nationalrat im Zusammenhang mit der Liederbuch-Affäre um Aufhebung der Immunität des FPÖ-Abgeordneten Wolfgang Zanger beantragt.

Andreas Riedler, Sprecher der Staatsanwaltschaft, bestätigte am Montag einen entsprechenden Bericht der „Krone“. Nach der steirischen Liederbuch-Affäre wird gegen Zanger offenbar wegen des Verdachts des Verbrechens gegen das Verbotsgesetz ermittelt.

Der Verdacht der Staatsanwaltschaft habe sich nach der medialen Berichterstattung ergeben – insbesondere auch nach der von Zanger am 30. Oktober veröffentlichten Mitteilung via Facebook, wonach er das Buch vor Jahren als Geschenk erhalten habe.

Zudem hatte er bekanntgegeben, es liege „seither bei ihm daheim, verstaubt, ungelesen und nicht gebraucht“ – mehr dazu in Vor Wahl: Heftige Debatte über NS-Liederbuch (30.10.2019).

FPÖ stellte sich hinter Zanger

Der teils antisemitische und neonazistische Inhalt des Liederbuchs mit dem Titel „Liederliche Lieder“ war Ende Oktober an die Öffentlichkeit gelangt. Das Buch dürfte als Geschenk der Burschenschaft Cheruskia an die Burschenschaft Pennales Corps Austria zu Knittelfeld weitergegeben worden sein, bei der Zanger Mitglied ist. Ein Exemplar landete auch bei ihm zu Hause, wie er selbst betonte.

Bei der Burschenschaft selbst soll das Liederbuch nicht mehr aufliegen. Das Werk enthält Textzeilen wie „Heil Hitler, ihr alten Germanen, ich bin der Tacitus“, eine Abwandlung der Bundeshymne mit den Worten „Land der Nehmer, Land der Geber, Land der Kriecher, Land der Streber“ und Beleidigungen der jüdischen Bankiersfamilie Rothschild.

„Durchsichtige Aktion vor der Landtagswahl“

Trotz herber Kritik anderer Parteien stellte sich die FPÖ hinter Zanger und schloss ihn nicht aus der Partei aus. Er selbst rechtfertigte den Besitz des Buches, ohne sich dabei wirklich zu distanzieren. Das brachte ihm noch mehr Kritik ein. Parteikollegen wie Norbert Hofer und der steirische FPÖ-Chef Mario Kunasek orteten Kalkül hinter der Veröffentlichung, um der FPÖ vor der steirischen Landtagswahl zu schaden – mehr dazu in Hofer stützt Zanger (news.ORF.at, 3.11.2019).

Dementsprechend äußerte sich am Montag auch FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker zu den Auslieferungsantrag: „Das Auslieferungsbegehren ist eine mehr als durchsichtige Aktion knapp zwei Wochen vor der Landtagswahl in der Steiermark, wo es nur darum geht, der FPÖ weiter zu schaden“, so Hafenecker.