The Hills are Alive, Berg
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Kultur

Wie „Sound of Music“ – nur anders

Die Meister des Puppenspiels, Neville Tranter und Nikolaus Habjan, haben sich einen Traum erfüllt und erstmals gemeinsam ein Stück in englischer Sprache mit deutschen Untertiteln erarbeitet: „The hills are alive“ hat am Freitag am Schauspielhaus Graz Weltpremiere.

Das Stück ist eine tiefsinnige Persiflage auf das Österreich-Musical „The Sound of Music“ aus den 60er-Jahren: Es erzählt die Geschichte von Maria und Max Trüb – eine Anspielung auf die Familie von Trapp im Original –, die einst vor den Nazis in die USA geflohen sind.

Puppentheater mit Tiefgang

Es gelingt den beiden Ausnahmekünstlern – dem einstigen Lehrer aus Australien und seinem steirischen Schüler –, den Figuren in diesem Stück Leben einzuhauchen, und zwar so, dass man innerhalb kürzester Zeit die Puppen-Spieler hinter den lebensgroßen Figuren vergisst.

„The hills are alive“

Beate Wittmann konnte das Stück vorab sehen.

Blick auf die Gegenwart

„The Sound of music“ mit all seinen verharmlosenden Klischees war Ausgangspunkt für diese durchaus aktuelle Polit-Groteske, betont Nikolaus Habjan: „Wir haben diese Klischeevorstellung, wir hören Immigrant, und sehen jemanden aus Syrien oder Afghanistan. Wir wollten das einmal umdrehen und darauf hinweisen, dass es noch gar nicht so lange her ist, dass Österreicher Immigranten waren und auf die Gnade anderer Länder angewiesen waren.“

Es ist eine Gratwanderung zwischen bitterem Ernst und schwarzem Humor, die die Puppen-Spieler spielerisch beherrschen: „Es war die Möglichkeit, mit dem Film und mit der Phantasie zu spielen sowie mit diesem Thema von Migration – dabei entsteht viel Humor, finde ich“, sagt Neville Tranter.

The Hills are Alive
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Lebendige Puppen

Nikolaus Habjan sagt weiter über die Kraft des Puppenspiels: „Das Puppentheater bittet einerseits eine unglaubliche Feinheit und auf der anderen Seite eine unglaubliche lustige ‚Holzhammer-Art‘. Mit der Puppe kann man alles machen, und dadurch kann man auf der einen Seite gleichzeitig eine Distanzierung schaffen und auf der anderen Seite wieder eine unglaublich brutale Nähe, und das ist der Reiz.“

Und Neville Tranter dazu: „Sie sind extrem, sie sind sehr karikaturesk, und so müssen sie auch sein, aber da gibt es Momente, da gehen die Charaktere viel tiefer, es ist dann nicht nur Karikatur, es gibt echte, dramatische Momente auch im Stück.“

The Hills are Alive 2 Puppen, Paar
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Neville Tranter war maßgeblich daran beteiligt, das Puppenspiel als ernst zu nehmende Kunstform für Erwachsene zu etablieren – Nikolaus Habjan begegnete ihm vor vielen Jahren in Graz beim Workshop von La Strada um ersten Mal. Und eines haben sie gemeinsam: Sie wollen mit ihren lebensgroßen Klappmaulpuppen Puppen-Theater in seiner ganzen Vielfalt zeigen und mit ihren Stücken auch zum Nachdenken anregen.