Landesgericht Graz
ORF.at/Roland Winkler
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Gericht

Prediger im Dschihadistenprozess befragt

Der Prozess gegen elf mutmaßliche Dschihadisten – ihnen werden terroristische Vereinigung, kriminelle Organisation und staatsfeindliche Verbindung vorgeworfen – ist am Dienstag in Graz fortgesetzt worden. Ein weiterer Prediger wurde befragt.

Laut dem Ankläger soll der Beschuldigte – ein gebürtiger Bosnier – mehrmals in der Taqwa-Moschee in Graz gepredigt und sogar für andere Mitglieder Predigten verfasst haben. Unter anderem wurden bei ihm CDs gefunden, auf denen es hieß, es sei die Pflicht jedes Gläubigen, sich in den Dschihad zu begeben – doch das leugnete der 40-Jährige: „Ich konnte die CDs gar nicht abspielen, ich habe nur den Koran gehört oder Kinderfilme abgespielt“, rechtfertigte er sich.

„Wir haben niemanden beeinflusst“

Thema war einmal mehr die Ausreise der 38 Glaubensgenossen nach Syrien zur Terrororganisation Islamischer Staat (IS) 2014. „Wir haben niemanden beeinflusst, solche Sachen unterstützen wir nicht. Wir haben gesagt, wer solche Ideen hat, soll den Verein verlassen“, meinte der Angeklagte.

In der Moschee habe man nichts von den Abreiseplänen der Familien gewusst. „Bis jetzt hat überhaupt niemand etwas gehört im Verein“, meinte der Richter. Immerhin hatten jene Personen, die nach Syrien gegangen waren, nach ihrer Rückkehr – und Verurteilung – von einer Abschiedsfeier erzählt.

Verstrickung um vermeintlichen Bosnien-Urlaub

„Wir waren schockiert, dass jemand mit Kindern gegangen ist“, schilderte der Angeklagte und betonte: „Ich bin gegen den Dschihad und gegen Gewalt“, außerdem habe er geglaubt, sein Bekannter sei mit der Familie nur nach Bosnien auf Urlaub gefahren. Nach Aussage einer der zurückgekehrten Frauen war der Prediger aber einer der „Führer in der Moschee und hat die Idee mitgetragen“. Das leugnete der 40-Jährige vehement.

„Waren Sie froh, dass er weg war?“, fragte der Richter. „Ich war nicht froh, weil sie die Kinder mitgenommen hatten“, antwortete der Mann. „Wieso? Sie haben ja geglaubt, er ist mit ihnen nur nach Bosnien gefahren“, sagte der Richter. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt; ein Urteil wird frühestens Ende November erwartet.