Wahlparty Grüne
APA/INGRID KORNBERGER
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Politik

Wahl 19: Von Jubel bis „Watschn“

Die Landtagswahl in der Steiermark ist geschlagen. Die Reaktionen abseits der Parteispitzen sind durchaus bunt: Während sich Funktionäre von ÖVP, Grüne und NEOS freuten, zeigten sich jene von SPÖ und FPÖ eher verhalten.

Mit deutlichem Vorsprung löst die ÖVP nach 14 Jahren die SPÖ auf Platz eins ab. Dahinter folgt auf Platz drei die FPÖ, die noch deutlichere Verluste hinnehmen muss als die SPÖ. Die Grünen gewinnen dazu, die KPÖ bleibt im Landtag, NEOS schafft den Einzug – mehr dazu in Wahl 19: ÖVP und Schützenhöfer klar voran.

„Rückenwind für Koalitionsverhandlungen“

Familienministerin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) sieht die Zugewinne für ÖVP und Grüne in der Steiermark als Rückenwind für die türkis-grünen Koalitionsverhandlungen in Wien: Diese zwei Parteien seien klar gestärkt worden, meinte sie in einer ersten Reaktion in der ÖVP-Parteizentrale Sonntagnachmittag.

Hermann Schützenhöfer und Sebastian Kurz
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Eine Präsenz für eine Regierungsbeteiligung der Grünen in der Steiermark wollte sie daraus freilich aber nicht ableiten. Landeshauptmann Hermann Schützenschützer werde mit allen Parteien reden und „niemanden ausschließen“. Den ÖVP-Erfolg schreibt sie dem Spitzenkandidaten zu, „der Landeshauptmann war entscheidend“, so die frühere Familienministerin.

„Historisches Ergebnis“ bei Grünen

Jubel auch bei den Grünen – Landessprecher Lambert Schönleitner sagte: „Es ist ein fulminantes, historisches Ergebnis. Wir sind das erste Mal zweistellig. Sandra Krautwaschl hat gezeigt, dass es ein Zukunftsthema ist, den Klimawandel ins Zentrum der Politik zu stellen.“ Spitzenkandidatin Krautwaschl und Bundeschef Kogler seien die „Eltern“ des Erfolgs.

Jubel bei der Wahlparty der Grünen am Sonntag, 24. November 2019, im Rahmen der steirischen Landtagswahl in Graz.
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„Es ist unglaublich schön zu sehen, dass die Themen, die wir versucht haben, in letzer Zeit den Leuten näherzubringen, sich auch im Wahlergebnis niederschlagen. Es schaut jetzt gerade so aus, als würden wir unsere Mandate verdoppeln, was glaube ich ein wichtiger Punkt ist“, sagte der neue Mandatar der Grünen, Georg Schwarzl. Im letzten Jahr hätte sich auch eine Grüne Jugend geformt, über 100 Mitglieder würde man derzeit zählen, die nicht für die Grünen, sondern vor allem auf für die Themen gelaufen seien, so Schwarzl.

KPÖ zum vierten Mal im Landtag

Für die KPÖ sei es das „zweitbeste Ergebnis der KPÖ in ihrer Geschichte“ gewesen, wie die Partei in einer Aussendung mitteilte – die KPÖ zieht damit zum vierten Mal in Folge in den steirischen Landtag ein. Spitzenkandidatin Claudia Klimt-Weithaler zeigte sich überwältigt – mehr dazu in Die Reaktionen der Parteispitzen –, gemeinsam mit dem Listenzweiten Werner Murgg bedankte sie sich Sonntagnachmittag bei allen Wählern und Aktivisten.

„Die Steirische KPÖ hat es jetzt eigentlich in all diesen Jahren geschafft, sich auch im Landtag zu konsolidieren und ich glaube, bei einem großen Teil der Arbeiter und Angestellten sind wir die Partei, die eigentlich für sie die Arbeiterpartei geworden ist und die gezeigt hat, dass sie die Bodenhaftung nicht verloren hat“, so Murgg.

„Großartiges Jahr 2019“ für NEOS

NEOS habe einen großartigen Erfolg eingefahren, freut sich NEOS-Bundesgeschäftsführer Robert Luschnik: „Es ist auch ein großartiger Erfolg für Niko Swatek und sein Team. Sie haben einen unglaublich engagierten Wahlkampf geführt, sie haben auf die richtigen Themen gesetzt und habe es ganz offensichtlich geschafft, die Wählerinnen und Wähler davon zu überzeugen, wie wichtig es ist, das ein frischer Wind in den Landtag kommt.“

Es sei ein Freudentag für NEOS: „Heute haben wir es geschafft, uns zu verdoppeln und den Einzug in den Landtag geschafft.“ Insgesamt sei es ein großartiges Jahr 2019 für NEOS, freut sich Luschnik.

„Kräftige Watschn für die SPÖ“

Bei der SPÖ sei man dagegen mit den Ergebnissen nicht zufrieden, so SPÖ-Landesgeschäftsführer Günter Pirker. „Das ist nach den ersten vorliegenden Ergebnissen natürlich eine kräftige Watschn für die SPÖ."

Wahlzentrale SPÖ
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Nachdenkliche Gesichter in der SPÖ-Parteizentrale.

Es sei der SPÖ gelungen, im Vergleich zur Nationalratswahl „ein klein wenig aufzuholen“, so Pirker. Auf die Frage hin, ob sich Michael Schickhofer mit diesem Ergebnis als SPÖ-Vorsitzender in der Steiermark halten könne, antwortete Pirker: „Also diese Frage wird sich heute schon gar nicht stellen, sondern erst nach Auszählung der Ergebnisse, und da fehlen noch viele Stimmen. Diese Entscheidungen, wer was weiterhin begleiten wird, wird in den nächsten Tagen noch zu fällen sein.“

„Bescheidenes Ergebnis“ bei FPÖ

Der stellvertretende Grazer FPÖ-Stadtparteiobmann Armin Sippel hat in einer ersten Reaktion den Absturz der FPÖ um rund zehn Prozentpunkte als „bescheidenes Ergebnis“ bezeichnet. Der Rückenwind sei nicht da gewesen, vielmehr habe „ein starker Gegenwind geweht“, führte Sippel weiter aus. Insofern könne man das Ergebnis als „annehmbar“ bezeichnen.

Dem Grazer Vizebürgermeister Mario Eustacchio (FPÖ) nach gebe es beim Ergebnis „nichts schönzureden“, er gratulierte allen Parteien, die gewonnen haben. „Es gilt das demütig hinzunehmen, dieses Ergebnis und einfach weiterzumachen dort anzusetzen, zu analysieren, wo man sich verbessern kann und verbessern muss.“

Die Reaktionen aus Land und Bund

Die steirische Landtagswahl ist geschlagen – mit vier klaren Gewinnern und zwei deutlichen Verlierern. Dementsprechend fielen auch die Reaktionen der Spitzenkandidaten aus – mehr dazu in Die Reaktionen der Parteispitzen. Und auch bei den Bundesspitzen war von Jubel über ein „historisches Ergebnis“ bis hin zur großen Enttäuschung alles dabei – mehr dazu in Die Reaktionen der Bundesspitzen.