Schild „Zum Wahllokal“
APA/ERWIN SCHERIAU
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Politik

Wahl 19: Rote Hochburgen bröckelten, aber hielten

In den west- und obersteirischen Industriestädten hat sich bei der Landtagswahl ein sehr einheitliches Bild gezeichnet: Die SPÖ hielt Platz eins, die ÖVP profitierte aber stark von den Verlusten der FPÖ.

Die Landtagswahl in der Steiermark ist geschlagen. Mit deutlichem Vorsprung löst die ÖVP nach 14 Jahren die SPÖ auf Platz eins ab. Dahinter folgt auf Platz drei die FPÖ, die noch deutlichere Verluste hinnehmen muss als die SPÖ. Die Grünen gewinnen dazu. Die KPÖ bleibt im Landtag, NEOS schafft den Einzug – mehr dazu in ÖVP und Schützenhöfer klar voran, in Die Reaktionen der Parteispitzen und in Von Jubel bis „Watschn“.

Von Pöls-Oberkurzheim über Zeltweg, Fohnsdorf, Judenburg bis nach Knittelfeld – überall das gleiche Bild: Die SPÖ hält sich auf Platz eins, die ÖVP überholt die FPÖ. In der oststeirischen Industriestadt Weiz mit u.a. Siemens, Magna und Andritz-Hydro hielten sich die roten Abgänge in Grenzen: Lediglich 2,4 Prozentpunkte auf 41,4 Prozent betrugen hier die Verluste.

Das Ergebnis von Weiz
ORF
Das Ergebnis von Weiz

Die Volkspartei holte sich fast exakt die Abgänge der Freiheitlichen von 9,24 Prozentpunkten und stieß mit fast 27 Prozent auf Platz zwei vor.

Absolute Mehrheit im Osten, rote Insel im Westen

Traditionell tiefschwarz ist die Oststeiermark: In Gemeinden wie Straden, Gnas oder Großwilfersdorf gelang der ÖVP die absolute Mehrheit, fast durchgehend aber eine deutliche relative Mehrheit vor SPÖ und FPÖ. Der weststeirische Industrieraum mit den Kommunen Bärnbach, Kainach, Rosental, Köflach und Maria Lankowitz bildete hingegen eine rote Insel in der ansonsten schwarzen Weststeiermark.

Hier konnten die Roten ihre Mehrheiten halten und teils sogar dazu gewinnen, wie etwa in Bärnbach mit über 40 Prozent.

Das Ergebnis von Bärnbach
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Das Ergebnis von Bärnbach

In der Stadt Deutschlandsberg konnte die SPÖ trotz Verlusten knapp die Mehrheit mit rund 30 Prozent halten, die ÖVP kam ihr hier aber mit guten Gewinnen über neun Prozentpunkte gefährlich nahe.

Im südweststeirischen Eibiswald zeigte sich gleichermaßen wie im obersteirischen Turnau im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag, was eine gute Ortsorganisation ausmachen kann: Im ersteren legte die SPÖ um über 16 Prozentpunkte auf über 40 Prozent zu, während die ÖVP stagnierte; die roten Gewinne gingen fast exakt zulasten der blauen Verluste.

Das Ergebnis von Eibiswald
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Das Ergebnis von Eibiswald

Auch in Turnau fast das gleiche Bild: Hier gingen die Verluste der FPÖ wohl gänzlich zur SPÖ mit plus 15 Prozentpunkten auf 57,79 Prozent.

SPÖ fährt auch in roten Hochburgen Verluste ein

Ein anderes Bild zeigte sich in einer roten Hochburg, nämlich Mürzzuschlag: Hier verlor die SPÖ leicht, aber die ÖVP zog ziemlich von den Freiheitlichen ab und überrundete diese bei weitem. In Leoben mit Montanuni und voestalpine blieb die Sozialdemokratie trotz Verlusten von fast acht Prozentpunkten stärkste Partei mit 35,22 Prozent; aber auch hier jagte die Volkspartei den Freiheitlichen eindrucksvoll den zweiten Platz ab – mit 23,4 bzw. 17,4 Prozent drehten sich die Verhältnisse gegenüber 2015 fast genau um.

In allen Orten des industrialisierten Mürztales hielt sich die SPÖ. Die ÖVP schaffte nur in zwei Orten Mehrheiten – in Langenwang verteidigten sie ihre Führungsrolle, in Krieglach gingen alle FPÖ-Verluste an die Schwarzen, wodurch diese die Mehrheit in der Peter Rosegger-Gemeinde erobern konnte.

ÖVP legt in Kapfenberg stark zu

Im erzroten Kapfenberg – hier wird von der voest unter wohlwollender Förderung des Landes das erste Stahlwerk in Österreich seit Jahrzehnten errichtet – legte die ÖVP um fast elf Prozentpunkte zu und wurde zweistärkste Kraft – wieder zulasten der Blauen.

Das Ergebnis von Kapfenberg
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Das Ergebnis von Kapfenberg

Die SPÖ baute um fast fünf Prozentpunkte ab, behielt aber mit rund 42,2 Prozent vor der ÖVP mit 22,7 Prozent den ersten Platz. Auffallend: In allen diesen Gemeinden legten Grüne, KPÖ und NEOS beachtlich zu.

Blaue Mehrheit in Gössendorf

Während die FPÖ in sämtlichen weststeirischen Industriestädten sowie der Mur-Mürzfurche als großer Verlierer dasteht, setzte sich sein Heimatort mit 30,2 Prozent mehrheitlich für den Spitzenkandidaten der Freiheitlichen, Mario Kunasek, ein.

Das Ergebnis von Gössendorf
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Das Ergebnis von Gössendorf

Damit ist das südlich von Graz gelegene Gössendorf die einzige steirische Gemeinde, in der die Blauen noch eine Mehrheit verzeichnen konnten.

Ein zu Tränen gerührter Landeshauptmann

Die steirische Landtagswahl ist geschlagen – mit klaren Gewinnern und deutlichen Verlierern. Dementsprechend fielen auch die Reaktionen der Spitzenkandidaten aus. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer war gar zu Tränen gerührt – mehr dazu in Wahl 19: Die Reaktionen der Parteispitzen.

Die Reaktionen abseits der Parteispitzen fielen durchaus bunt aus, aber auch hier: Während sich Funktionäre von ÖVP, Grüne und NEOS freuten, zeigten sich jene von SPÖ und FPÖ eher verhalten – mehr dazu in Von Jubel bis „Watschn“.