Unterricht in der Neuen Mittelschule Schopenhauerstraße 79
ORF.at/Zita Klimek
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Bildung

PISA-Studie: Schulen „nicht repräsentativ“

Am Dienstag sind die aktuellsten Zahlen der PISA-Studie veröffentlicht worden – Österreich liegt weiter im Mittelfeld. Für die steirische Bildungsdirektorin sind die ausgewählten Schulen aber nicht repräsentativ.

Was für Schüler die Matura ist, ist für Lehrer und Bildungspolitiker die PISA-Studie: Die Ergebnisse dieses weltweiten Verfahrens sollen zeigen, wo unsere Jugendlichen stehen. Die PISA-Studie wird seit 19 Jahren alle drei Jahre erstellt. Diesmal wurden die Daten im April und Mai 2018 erhoben. 600.000 Schüler weltweit nahmen daran teil, in Österreich waren es etwa 7.800 – 670 in der Steiermark, aus 27 Schulen und allen fünf Schultypen.

Im Schnitt

Der Schwerpunkt galt dieses Mal dem Bereich Lesen – das bedeutet, dass rund die Hälfte aller Aufgaben aus diesem Gebiet stammte und Leseaufgaben als einziges Testfeld von allen teilnehmenden Schülerinnen und Schülern bearbeitet wurden. Österreich erreichte dabei einen Mittelwert von 484 Punkten (2015: 485) und liegt damit im OECD-Schnitt (487). In den Naturwissenschaften waren es diesmal 490 Punkte (2015: 495), was ebenfalls dem OECD-Schnitt (489) entspricht. Am stärksten schnitten die heimischen 15- und 16-Jährigen in der Mathematik (499 Punkte; 2015: 497) ab, hier lagen sie über dem OECD-Schnitt (489) – mehr dazu in Österreich bei PISA-Test im Mittelfeld (news.ORF.at)

Rückfall anderer half Österreichs Ranking

Anders als in den vergangenen PISA-Studien lag Österreich beim Lesen diesmal nicht statistisch signifikant unter dem OECD-Schnitt. Das lag allerdings nicht an einer besseren Leistung der heimischen Schüler, sondern am Rückfall anderer Staaten.

Von Österreichs Nachbarländern erzielten Deutschland (498 Punkte) und Slowenien (495) signifikant bessere Leseleistungen, Schüler aus Italien, Ungarn (je 476) und der Slowakei (458) schnitten signifikant schlechter ab. Tschechien und die Schweiz lagen gleichauf mit Österreich. Europaspitzenreiter sind Estland (523 Punkte) und Finnland (520).

Kritik am Länder-Ranking

Dominiert werden die Ranglisten von fernöstlichen Staaten bzw. Regionen wie Singapur, Hongkong und Japan. Genau diese Länderreihung wird aber immer häufiger kritisiert: Die Ergebnisse seien schwer vergleichbar, da es methodische Mängel gebe, und die abgefragten Inhalte oft nicht den Bildungszielen jener Länder entsprechen, die schlechter abschneiden; außerdem würden soziale Kompetenzen oder kreative Fähigkeiten völlig außen vor bleiben.

Mit der mittlerweile siebenten PISA-Studie zieht die OECD auch Bilanz über die bisherigen Erhebungen. Auch hier zeigt sich: Seit den ersten Erhebungszeitpunkten blieben die Leistungen der österreichischen Schüler in Lesen und Mathematik in etwa konstant, in den Naturwissenschaften gab es einen leichten Abfall.

Meixner: „Ergebnisse nicht repräsentativ“

„Österreich lag früher unter dem OECD-Schnitt, jetzt liegen wir im OECD-Schnitt. Es gibt keine Auswertung für die Bundesländer selbst, aber wir wissen natürlich aus anderen Testungsverfahren, wie unsere Schulen abschneiden. Die Standards sind das Instrument, das wir verwenden – auch mit der Schulaufsicht gemeinsam“, so die Reaktion der steirische Bildungsdirektorin Elisabeth Meixner auf die aktuellen Ergebnisse.

Für sie seien die ausgewählten Schulen nicht repräsentativ: „Es sind bei diesen 30 Schulen, die ausgewählt wurden, 13 darunter, wo wir wissen, dass diese Schüler zuvor bei den Standards vom Abschneiden her nicht im Erwartungsbereich waren, sondern unter dem Erwartungsbereich.“

„Schulsysteme nicht vergleichbar“

In Bezug auf die Kritik, dass es einige Länder gebe, in welchen die Schüler so unterrichtet werden, dass diese möglichst gut bei der PISA-Studie abschneiden, antwortet Meixner: „Wir vertrauen den Standards. Wir sind der Meinung, dass man Schulsysteme nicht unbedingt vergleichen kann – die Franzosen haben zum Beispiel ein Ganztags-Schulsystem, und im städtischen Bereich schaut es völlig anders aus als im ländlichen Bereich.“

Genaue Analyse mit Schulaufsicht geplant

Gemeinsam mit der Schulaufsicht werde man sich alle Tests und die Ergebnisse, unter Miteinbeziehung der jeweiligen Schularten, genau anschauen, so Meixner: „Gerade im Bereich des Lesens haben wir intensive Maßnahmen gesetzt, aber wir werden auch versuchen, dort gut zu analysieren, wo wir sehen, dass Schulen sehr gut abgeschnitten haben.“

Aber auch Schulen, die unter dem Erwartungsbereich liegen, würden betreut werden, betont Meixner: „Gerade im Volksschulbereich, wo wir sehen, dass der Migrationsanteil ein hoher ist, ist viel Arbeit. Wir begleiten dort die Schulen aber auch die pädagogischen Hochschulen.“

Lackner für mehr Leseförderung

Für Bildungslandesrätin Ursula Lackner seien die Ergebnisse der PISA-Studie ein klarer Auftrag an die künftige Regierung: Lesen müsse mehr gefördert werden – daher brauche es spezielle Ressourcen. „Denn wer nicht richtig lesen kann, kann auch nicht richtig schreiben und rechnen. Was das für die jetzigen SchülerInnen künftig im Alltag, in der Berufswelt und bei der Weiterbildung bedeutet, liegt auf der Hand“, so Lackner.

Diese Förderung soll vor allem auch außerhalb der Schule stattfinden. In ihrer Regierungsarbeit habe Lackner bereits einen Schwerpunkt auf diese gelegt – etwa durch Initiativen wie die Aktion „Buchstart“ (Startpaket für jedes neugeborene Kind), den „Lies-was-Wochen“ in der ganzen Steiermark und dem jährlich veranstalteten „Steirischen Vorlesetag“.

Mehr Ressourcen in Schulen notwendig

Aber auch in der Schule brauche es mehr Ressourcen, um das Buch im Alltag zu verankern. Jeder zweiter 15- bzw. 16-Jähriger würde nur lesen, wenn es sein muss und 35 Prozent der Jugendlichen würden Lesen für Zeitverschwendung halten, heißt es in der Aussendung der Bildungslandesrätin.

"Der Weg heraus aus der Durchschnittsfalle muss gepflastert sein mit zusätzlichen, vom Bildungsministerium speziell für die Leseförderung bereitgestellten Ressourcen in allen Schulstufen. Der Spruch, dass das Geld kein Mascherl hat, darf in diesem Fall nicht gelten“, fordert Lackner.