Ein Impfpass liegt auf einem Tisch mit angekreuzter Masern-Impfung.
APA/dpa/Marius Becker
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Chronik

Masern: Weitere Fälle werden erwartet

Nach einem Masernfall in einer Volksschule in Knittelfeld bleibt für 21 Kinder das dreiwöchige Schulverbot aufrecht. Die Grazer Masernexpertin Andrea Grisold rechnet zudem mit weiteren Fällen.

Bei einem Kind in Knittelfeld gab es Ende November den Verdacht auf die Viruserkrankung – danach wurden die Impfpässe der rund 160 anderen Schüler überprüft. Die Ärzte stellten fest, dass mehr als 20 keinen nachweisbaren Schutz gegen Masern hatten. Daraufhin erließ die Bezirkshauptmannschaft Murtal einen Absonderungsbescheid: Dadurch haben die nicht geimpften Kinder nun 21 Tage Schulverbot, um im Falle einer Ansteckung nicht auch anderen die Masern zu übertragen.

Schulverbot „definitiv notwendig“

Grisold von der Med-Uni Graz hält diese Maßnahme für absolut notwendig: „Diese Maßnahme ist definitiv notwendig – Masern sind eine der ansteckendsten Erkrankungen, die wir kennen. Vor allem, wenn man engen Kontakt mit einem Masernerkrankten hat. Masern sind fünf Tage vorher bis vier Tage danach sehr ansteckend, und das Kind war in dieser Zeit definitiv in der Schule. Die Inkubationszeit kann bis zu drei Wochen gehen, schlussendlich kann das auch noch nach 21 Tagen passieren, deswegen diese 21 Tage. Wenn man es nach 21 Tagen nicht hat, dann bekommt man sie auch nicht.“

Sie geht davon aus, dass an der Schule weitere Fälle auftreten werden: „Man geht bei Masern von einem Kontagiositätsindex von 99 Prozent aus, das heißt, wenn man mit einem Masernpatienten Kontakt hat und nicht geschützt und immun ist, kriegen 99 von 100 Patienten eine Masernerkrankung, und ich gehe definitiv davon aus, dass bei dieser Schule wahrscheinlich noch Folgefälle auftreten werden.“

Masernimpfung dringend angeraten

Grisold spricht davon, dass in ganz Europa – und vor allem auch in der Steiermark – ein sehr starkes Masernjahr vorherrscht: „Österreichweit stehen wir derzeit bei traurigen 148 Fällen, das ist deutlich mehr als im letzten Jahr. Die Steiermark ist dabei Spitzenreiter mit 43 Fällen.“ Sie rät dringend zur Masernimpfung.

Ärztekammer und Politik fordern Impfpflicht

Einmal mehr geben die aktuellen Masernfälle Anlass dazu, dass wieder über eine Impfpflicht diskutiert wird. Gesundheitslandesrat Christopher Drexler (ÖVP) forderte erneut eine Impfpflicht. In den steirischen Spitälern wurde eine solche für die sensiblen Bereiche wie die Kinderklinik bereits umgesetzt: „Trotz aller Informationsarbeit werden wir der gefährlichen, hochansteckenden Masern nicht Herr. Wir sind geradezu umzingelt von Ländern mit einer Masernimpfpflicht. Es wird Zeit, dass wir sie endlich auch in Österreich einführen, um den nächsten Ausbruch, gerade für die so gefährdeten Jüngsten und Schwächsten unserer Gesellschaft zu verhindern", mahnte Drexler.

Auch der steirische Ärztekammer-Präsident Herwig Lindner sieht sich in seiner Überzeugung bestätigt, dass die massive Informations- und Überzeugungsarbeit durch eine sinnvolle Masernimpfpflicht ergänzt werden müsse. Nur so sei die angestrebte Impfbeteiligung von 95 Prozent zu erreichen, die einen allgemeinen Impfschutz bedeute.