Chronik

Mutmaßliche Serienbrandstifterin vor Gericht

Eine gebürtige Wienerin muss sich seit Montag in Graz wegen mehrfacher Brandstiftung vor Gericht verantworten. Die vierfache Mutter soll in den Wochen nach Weihnachten 2018 in der Oststeiermark in ihrem Haus sowie bei Nachbarn Feuer gelegt haben.

Gleich vier Mal hatte es von Ende Dezember 2018 bis Ende Jänner 2019 im oststeirischen Birkfeld im Bezirk Weiz im Umkreis von 150 Metern gebrannt: Beim ersten Mal war es ein Holzstapel beim Haus der Nachbarn, in der selben Nacht dann der Firmenwagen ihres Mannes. Drei Wochen später brannte das Wirtschaftsgebäude der anderen Nachbarn nieder, wobei der Schaden bei rund 600.000 Euro lag.

Brand in Birkfeld
APA/FF BIRKFELD/GEORG ROSEL

Am 30. Jänner brannte es dann auch noch im Keller der Frau. Verdächtige Personen wurden in der abgelegenen Gasse allerdings nirgends gesehen.

„Bündel an negativen Erlebnissen in der Ehe“

Die Staatsanwältin sagte am Montag im Eröffnungsplädoyer, dass eine Reihe von Indizien zur 40-Jährigen geführt hatten: Im Vorfeld der Brandstiftungen sei der Haussegen bei der Angeklagten und ihrem Ehemann schief gehangen, eine Scheidung im Raum gestanden. Die Frau soll zudem gegen den Skiurlaub ihres Mannes im Jänner gewesen sein – und just am Abend der Besprechung des Kitzbühel-Urlaubs brannte es das erste Mal; als ihr Mann dann drei Wochen später tatsächlich in Tirol war, brannte es wieder.

Zu den Brandstiftungen kam auch noch eine Anklage wegen versuchter Anstiftung zum Amtsmissbrauch, weshalb auch der Vater der 40-Jährigen vor Gericht stand: Sie soll ihn gebeten haben, Freunde bei der Polizei zu ihren Gunsten zu kontaktieren; diese sollten Einsicht in den Ermittlungsakt gegen sie nehmen.

Verteidiger: „Sie ist definitiv unschuldig“

Der Verteidiger der Angeklagten sprach von Ungereimtheiten: „Sie ist definitiv unschuldig. Es gibt keine Beweise, und ich finde auch weit und breit kein Motiv. Ja, sie hatten Eheprobleme, aber die Streitereien endeten immer im Guten.“ Zudem habe die 40-Jährige Alibis. Die angebliche Anstiftung zum Amtsmissbrauch sei auch falsch, denn die Wienerin hatte ohnehin Anspruch auf Akteneinsicht. „Die gesamte Anklage beruht auf Mutmaßungen und vagen Indizien“, fasste der Anwalt zusammen. Der zweite Verteidiger unterstrich das: Seine Mandatin habe „nichts Strafbares“ gemacht.

Die Angeklagte selbst beteuerte ihre Unschuld: Das Verhältnis zu ihren Nachbarn sei gut gewesen. Auf die Frage des Richters, wer denn die Feuer gelegt haben soll, meinte sie: „Ich würde gerne wissen, wer das war.“ „Das würden wir alle gerne“, fügte der Richter hinzu.

„Das war schon ein bisserl komisch“

Danach befragte er die 40-Jährige detailliert nach ihren jeweiligen Wahrnehmungen – immerhin war sie bei allen Fällen entweder die erste oder die erste hausfremde Person beim Brandgeschehen. Beim ersten Feuer hätten sie und ihr Mann an eine Silvesterrakete gedacht, die den Holzstapel beim Nachbarn in Brand gesetzt haben könnte, doch als wenige Stunden später auch der Firmenwagen brannte, „war das schon ein bisserl komisch“, sagte sie. Das Ehepaar habe an einen Scherz von Jugendlichen gedacht. Von einer Anzeigenerstattung wusste sie nichts, obwohl der Schaden am Auto bei mehr als 10.000 Euro lag. Der Prozess wird am Mittwoch mit der Befragung von mehreren Zeugen fortgesetzt.