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Chronik

Dicke Luft rund um Silvester

Zehn Mio. Euro werden laut dem Pyrotechnikhandel in der Steiermark rund um den Jahreswechsel verknallt. Doch nicht nur die Feinstaubwerte, die wieder deutlich ansteigen sollen, sorgen für dicke Luft.

Während Graz wie im Vorjahr mit einer lasergestützten Licht- und Wassershow und rund 30.000 Besuchern ins neue Jahr starten will, werden vielerorts in der Silvesternacht nicht nur die Korken, sondern auch Feuerwerke und Böller knallen.

Im Durchschnitt gibt jeder Österreicher bis zu 60 Euro für Raketen und Co. aus – in der Steiermark werden so laut dem Pyrotechnikhandel insgesamt zehn Mio. Euro rund um den Jahreswechsel „in die Luft geschossen“.

Rekord-Feinstaubwert erwartet

Dabei war Graz auch heuer wieder die Feinstaub-Hochburg Österreichs – mehr dazu in Graz bleibt Feinstaubhochburg (23.12.2019) –, und auch das neue Jahr 2020 dürfte erfahrungsgemäß mit einem Rekord-Feinstaubwert beginnen, befürchtet Andreas Schopper von der steirischen Luftgüteüberwachung: „Wenn man sich die letzten 15 Jahre anschaut, sieht man, dass in der Mehrzahl der Jahre bei den meisten steirischen Stationen der 1. Jänner der höchstbelastete Tag des Jahres war – also das ist ganz klar die Auswirkung vom silvesterlichen Schießen.“

Giftige Schwermetalle im Umlauf

Problematischer als der Feinstaub seien aber die Schwermetalle, die in die Luft gepulvert werden, so Schopper: Der durchschnittliche Feuerwerkskörper besteht aus Verpackungsmaterial, Zündschnur und einem Gemisch von allerlei Chemikalien, die für den gewünschten Effekt sorgen – Barium sorgt etwa für grünes Licht, Strontium für rotes und Natrium für gelbes.

THEMENBILD: NEUJAHR / FEUERWERK/SILVESTER
APA/Hans Punz
Insgesamt 10 Mio. Euro werden laut dem Pyrotechnikhandel rund um den Jahreswechsel verknallt.

„Das sind Schwermetalle, die im Körper anders reagieren als normaler Staub. Es ist auch normaler Staub nicht gesund, aber die Effekte sind ganz andere, weil diese Stoffe an sich schon toxisch sind – das heißt, da ist es nicht nur so, dass in der Lunge dadurch, dass der Staub auf die Lungenoberfläche auftritt, Entzündungen entstehen, sondern durch die Giftigkeit der Stoffe zusätzlich gesundheitliche Effekte zu erwarten sind“, betont Schopper; Studien würden das bestätigen.

Feuerwerk-„Treffpunkte“ empfohlen

Eine Rakete, die 100 Meter über unseren Köpfen explodiert, ist laut Experten unbedenklich, den Rauch von Feuerwerkskörpern in unmittelbarer Nähe einzuatmen, sei aber nicht ratsam. Anstatt vieler kleiner Feuerwerke sollte es laut Schopper – wie etwa in Amerika – in Kommunen ein großes Feuerwerk geben, bei dem man sich trifft – die Luft würde dadurch nicht so belastet werden wie jetzt.

Verwaltungsstrafen bis zu 10.000 Euro

Dabei sorgen nicht nur Gesundheitsgefahren und Feinstaubproblematik, sondern auch Tierleid und rechtliche Übertretungen für dicke Luft: Offiziell ist das Abschießen von Raketen und anderen Feuerwerkskörpern in der Steiermark im Ortsgebiet schon seit 2010 verboten – es sei denn, es gibt seitens der Gemeinde eine Ausnahmegenehmigung.

Interview mit Pyrotechnik-Hersteller und -Händler Philipp Hirt

Was hinter – und vor allem in – Pyrotechnik steckt, hat Experte Philipp Hirt aus St. Oswald „Steiermark heute“- Redakteurin Sandra Suppan verraten.

„Die handelsüblichen Raketen der Kategorie F2 dürfen im Ortsgebiet nicht verwendet werden. Der Besitz ist zwar nicht strafbar – das Abschießen aber sehr wohl“, betont Markus Lamb von der Landespolizeidirektion.

Strafen bis zu 10.000 Euro

Wer trotzdem schießt und erwischt wird, muss mit einer Anzeige und einer saftigen Verwaltungsstrafe rechnen – im Extremfall bis zu 10.000 Euro. Denn nach wie vor werden die Gefahren der Knallerei vielfach unterschätzt: Allein in der Steiermark müssen Mediziner jedes Jahr dutzende schwere Verletzungen an Händen, Augen und Ohren behandeln.