Holzfiguren Kinder auf Zaun
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Bildung

Integrationsteam an Schulen vor Auflösung

Um Kinder mit Migrationshintergrund besser integrieren zu können, ist vor vier Jahren ein so genanntes mobiles interkulturelles Team ins Leben gerufen worden – nun sollen alle Mitarbeiter gekündigt werden, obwohl ihre Hilfe gefragter ist denn je.

Gegründet wurde das mobile interkulturelle Team im Jahr 2016, ein Jahr nach der großen Flüchtlingswelle: Insgesamt 23 Psychologen, Pädagogen und Sozialarbeiter unterstützen seither die Schüler, Lehrer und Eltern an insgesamt 62 steirischen Schulen dabei, Kinder mit Migrationshintergrund in den Schulalltag zu integrieren.

Erste Erfolge deutlich sichtbar

Das Team hilft etwa bei Konflikten und Verständnisproblemen – einige Experten sprechen arabisch – und hält Kontakt zu den Eltern, die mit dem Schulsystem oft nicht vertraut sind. An der Bertha-von Suttner-Volkschule in Graz, an der nur fünf von 154 Kindern Deutsch als Muttersprache haben, sind die ersten Erfolge dieser Arbeit deutlich sichtbar geworden, sagt Direktorin Barbara Kefer: „Die Eltern kommen pünktlich und entschuldigen ihre Kinder, falls sie krank sind. Die Eltern willigen ein, wenn es um Klassenfahrten geht; Schwimmunterricht – kein Thema mehr.“

Kinder sitzen im Kreis
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Auch zwischen der Schule und den Familien werden damit sprachliche und kulturelle Barrieren überbrückt, erzählt Angelika Truppe – sie selbst koordiniert das Team und organisiert auch regelmäßig Elternabende zu aktuellen Themen: „Kopftuchverbot, Ramadan, Bildungssystem, gleicher Zugang zu Bildung von Mädchen und Buben, Mütterkaffee, Elternkaffee – also das ist einzigartig, was wir anbieten.“

23 Mitarbeiter vor Kündigung

Dennoch haben alle Mitarbeiter des mobilen interkulturellen Teams bereits ein Kündigungsschreiben auf dem Tisch liegen. Josef Zollneritsch, Leiter der Abteilung Schulpsychologie in der Bildungsdirektion, erklärt die Hintergründe: „Die Situation ist eine aufgeregte, weil die Mitarbeiter mit Ende Februar ihre Posten aufgeben müssten. Es gibt formale Bedenken von Seiten des Landes Steiermark, es gäbe eine Regelung über das Bundesinvestitionsgesetz, eine Halbe-Halbe-Finanzierung, Bund-Land.“

Kündigungswelle bei Migrantenbetreuung

In der Betreuung von Migrantenkindern an Schulen, die die Integration fördern soll, gibt es derzeit eine Kündigungswelle.

Laut Gutachten des steirischen Verfassungsdienstes sei das vom Bund vorgeschlagene Finanzierungsmodell rechtlich nicht machbar.

„Ohne geht’s nicht“

Der Bedarf an Integrationsarbeit an den steirischen Schulen bleibt jedenfalls hoch – allein in Graz liegt der Migrationsanteil an 30 Schulen zwischen 50 und 100 Prozent. Wie es künftig ohne das mobile interkulturelle Team weitergehen sollte, weiß die Grazer Schuldirektorin Barbara Kefer nicht: „Wir Pädagogen alleine schaffen es jedenfalls nicht in einer adäquaten Qualität.“

Bogner-Strauß: „Sehr gut aufgestellt“

Am Donnerstag sagte Bildungslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP), sie wolle in den nächsten Wochen Gespräche mit Experten auf Landes- und Bundesebene führen und dann „eine rechtlich korrekte Lösung finden, um die Kinder zu unterstützen, die das wirklich brauchen“. Gleichzeitig betonte Bogner-Strauß aber auch, dass die Steiermark mit einem Schulsozialarbeiter pro 1.170 Kinder im Vergleich zu den anderen Bundesländern auch ohne die Integrationsteams „sehr gut aufgestellt“ sei.