Georg Preidler
APA/EXPA/Reinhard Eisenbauer
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Chronik

Prozess gegen Preidler vertagt

Der ehemalige, steirische Radsportler Georg Preidler stand Mittwoch in Innsbruck vor Gericht. Ihm wird nach einem Dopingskandal schwerer gewerbsmäßiger Betrug vorgeworfen. Der Prozess wurde am Abend vertagt.

Dem 29-jährigen Steirer wird von der Staatsanwaltschaft Innbruck vorgeworfen, beginnend mit dem Giro d’Italia im Frühjahr 2017 bis zu seinem Dopinggeständnis regelmäßig Blutdoping praktiziert und Wachstumshormone genommen zu haben.

Vertagt auf unbestimmte Zeit

Der Prozess gegen den ehemaligen Radprofi Georg Preidler wegen des Verbrechens des schweren gewerbsmäßigen Sportbetruges begann Mittwochfrüh am Landesgericht Innsbruck. Am frühen Abend wurde die Verhandlung auf unbestimmte Zeit vertagt. Die Staatsanwaltschaft beantragte die Einvernahme eines Zeugen. Zuvor hatte sich Preidler vor Gericht teilweise schuldig bekannt. Er bekannte, Blutdoping betrieben zu haben.

Doping aus „reiner Neugierde“

Der 29-jähriger Steirer bekannte sich am Mittwoch vor dem Schöffensenat teilweise schuldig. Er gab zu, Blutdoping betrieben zu haben. Begonnen habe das Blutdoping erst im Jahr 2018, sagte der ehemalige Radprofi beim Prozess. „Aus reiner Neugierde“, wie Preidler zu Protokoll gab. Der Arzt habe ihn damals kontaktiert und angemerkt, dass er „in seiner Nähe sei“. „Er wollte mir zeigen, wie es im Sport so funktioniert“, betonte der Steirer. Sonstige Substanzen habe er nicht konsumiert, so der frühere Radsportler.

Der Verteidiger von Preidler führte aus, dass der Fall anders gelagert sei als etwa beim früheren Langläufer Dominik Baldauf, der am Dienstag in Innsbruck – nicht rechtskräftig – zu fünf Monaten bedingter Haft verurteilt worden war. „Preidler betreibt einen Teamsport, im Gegensatz zu Langläufern, die Individualsportler sind“. Sein Mandat habe also insofern seine Verpflichtung im Team erfüllt und keinen Schaden verursacht, so die Argumentation des Verteidigers.

Vertragsleistung erbracht

Preidler beteuerte vor Gericht, trotz Blutdopings, zu dem er sich Ende 2017 entschlossen und das er 2018 betrieben hatte, den mit einem französischen Team im August 2017 abgeschlossenen und im Jahr 2018 aufrechten Vertrag über 170.000 Euro vollständig erfüllt zu haben. „Das Team war mit meinen Leistungen zufrieden“, fügte er hinzu. Man habe ihn jedenfalls unter Vertrag genommen, weil er als Rad-Profi „technisch versiert“ sei. Nach Doping sei er im Jahr 2018 vom Team „nie gefragt“ worden. Den genauen Inhalt des Vertrages, in dem möglicherweise auch von Doping-Verbot die Rede gewesen sein könnte, kannte Preidler nach eigener Auskunft nicht im Detail. Wegen „Sprachbarrieren“ und weil damals sein „Manager meinte, dass er ihn unterschreiben kann“.

Illegale Substanzen „wirkungslos“

Den Konsum von illegalen Substanzen in der Zeit vor 2018, von dem in der Anklageschrift die Rede ist, bestritt der Steirer vehement. Von einer „zwielichtigen Gestalt“, zu dem ihm der Zweitangeklagte, ein weiterer ehemaliger Radsportler, den Kontakt hergestellt hatte, habe er zwar „Spritzen“ erhalten und konsumiert, deren Inhalt und Wirkungsweise kannte und kenne er jedoch nicht. „Die Wirkung war für mich nicht zu spüren, weshalb ich bald das Interesse verlor“, strich der ehemalige Radprofi hervor.

Aufgrund der Wirkungslosigkeit dieser Substanzen sei er dann Ende 2017 in Kontakt mit dem Arzt Mark S. gekommen. „Meine Entscheidung für Blutdoping im Anschluss war dumm und grundlegend falsch“, sagte Preidler. „Ich bereue es bitterlich“, meinte der 29-Jährige.

Richterin äußert Zweifel

Der Staatsanwalt stellte grundsätzlich die Frage, wann und warum er sich zu Doping entschieden habe. „Wenn man mit seinen Leistungen zufrieden ist, entschließt man sich nicht zum Doping“, so der Staatsanwalt. Die Richterin wiederum meldete Zweifel an, was das Wissen über die vor 2018 konsumierten Substanzen betrifft. „Ein Spitzensportler mit gutem Körperbewusstsein fragt sich doch, was in den Spritzen drinnen ist“, meinte sie. Die Rolle und Schuld des Zweitangeklagten hatte dessen Verteidigerin zuvor als klein und „gering“ dargestellt: „Er hat lediglich Kontaktdaten weitergegeben und hat selbst nicht gedopt“.

Radprofi erstattete Selbstanzeige

Georg Preidler ging den Behörden im Zuge der sogenannten „Operation Aderlass“ bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld ins Netz. Im Zuge der Ermittlungen rund um einen deutschen Arzt und dessen Kunden tauchten die Namen von 21 verwickelten Sportlern aus 15 Nationen auf und der Skandal weitete sich vom Langlauf- auf den Radsport aus.

Im März des Vorjahres erstattete Preidler Selbstanzeige. Er sei vom Zirkel um den deutschen Sportmediziner angesprochen worden und habe sich Blut abnehmen, aber nie rückführen lassen, so Preidler bei seinem Geständnis.

Schaden mit 250.000 Euro beziffert

Dennoch muss sich der Ex-Radprofi wegen schweren, gewerbsmäßigen Betrugs verantworten. Der daraus entstandene und strafrechtlich relevante Schaden soll laut Staatsanwaltschaft insgesamt mehr als 250.000 Euro betragen. Gemeinsam mit Preidler steht außerdem ein weiterer ehemaliger Radsportler vor Gericht. Ihm wird vorgeworfen, dem Steirer bei der Beschaffung der Wachstumshormone geholfen zu haben, indem er den Kontakt hergestellt hatte.

Fortsetzung einer ganzen Prozessreihe

Der Prozess gegen Georg Preidler ist nur einer von vielen in den kommenden Wochen im Landesgericht Innsbruck im Zusammenhang mit der Operation Aderlass. Am 27. Jänner ist der Prozess gegen den ehemaligen Langlauf-Profi Johannes Dürr angesetzt, jener gegen Radprofi Stefan Denifl soll am 3. Februar über die Bühne gehen. Und am 10. Februar steht dann noch ein Servicemann wegen Beitrags zum Sportbetrug vor Gericht.

Erst am Mittwoch wurde Ex-Langläufer Dominik Baldauf zu fünf Monaten bedingter Haft verurteilt – mehr dazu in Bedingte Haftstrafe für Dominik Baldauf (tirol.ORF.at). Der steirische Langläufer Max Hauke, der von Beamten auf frischer Tat beim Eigenblut-Doping ertappt wurde, wurde bereits im Oktober zu fünf Monaten bedingter Haft verurteilt – mehr dazu in Fünf Monate bedingte Haft für Hauke (tirol.ORF.at; 30.10.2019).