Diverse Medikamente in Tablettenform
ORF.at/Zita Klimek
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Gesundheit

Ausverkauft: Viele Medikamente nicht lieferbar

Immer mehr Medikamente sind in den heimischen Apotheken nicht verfügbar – aktuell sind es laut Apothekerkammer bis zu 700. Die Ursachen sind Monopolisierung und Gewinnmaximierung durch Produktion in Billiglohnländern.

Von Schmerztabletten über Blutdrucksenker, Kopfwehmittel bis zu Antibiotika: Von allen Wirkstoffgruppen gibt es derzeit Medikamente, die nicht lieferbar sind – mehr dazu in science.ORF.at.

Enormer Mehraufwand für Apotheken

Meist handelt es sich um Generica, sagt der steirische Apothekerkammerpräsident Gerhard Kobinger, der betont, dass der Mehraufwand für die Apotheken derzeit enorm ist: „Da gibt’s verschiedene Möglichkeiten. Ich kann schauen, ob es irgendjemand in Österreich noch hat, ich kann mit dem Arzt Rücksprache halten und eben dasselbe Medikament von einer anderen Firma abgeben, oder schauen, ob es irgendwo im Ausland aufzutreiben ist. In Summe beschäftigt uns das im Schnitt pro Apotheke zehn Stunden pro Woche, wo wir diesen Nichtlieferbarkeiten nachtelefonieren und versuchen, das Problem für den Patienten zu lösen.“ In 95 Prozent der Fälle würde das auch gelingen, so Kobinger.

„Österreich kommt traditionell nicht als erster dran“

Ursachen für die Liferengpässe sieht der Apothekerkammerpräsident in Firmenfusionen und der Globalisierung: „Der Wirkstoff wird nur noch in einem Werk weltweit hergestellt, wenn etwas schiefgeht, steht die ganze Partie. Die Produktion der Tabletten erfolgt dann auch nur noch an wenigen Standorten, und bis Österreich dann dran ist… Österreich ist ein Niedrigpreisland und kommt traditionell nicht als erstes dran, wenn es einmal keinen Nachschub gibt.“ Wünschenswert wäre für den Apothekerkammerpräsidenten, die Produktion wieder vermehrt aus China oder Pakistan zurück nach Europa zu legen, doch da würden für die Hersteller wohl Kostengründe dagegen sprechen.

Zentrales Melderegister soll Abhilfe schaffen

In einer eigenen Task Force in Österreich werde derzeit – gemeinsam mit der Arzneimittelbehörde – zumindest an der Erstellung eines zentralen Melderegisters gearbeitet, in dem Lieferschwierigkeiten aufscheinen müssen, so Kobinger: „Das wäre dringend notwendig. Die Information, dass etwas nicht lieferbar ist, müsste tagesaktuell zum Arzt kommen, damit er gleich beim Verschreiben sieht, wenn ein Medikament nicht lieferbar ist.“

Der Entwurf liegt derzeit bei der EU-Kommission, die klären muss, ob ein solches Register mit den Regeln des freien Binnenmarktes vereinbar ist. Eine Entscheidung soll es nächste Woche geben.