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Wirtschaft

Wirtschaftskammer für Berufsschulen ohne Grenzen

Die Wirtschaftskammern in der Steiermark und im Burgenland kämpfen gemeinsam für kurze Wege in die Berufsschule. Künftig sollen Lehrlinge auch Berufsschulen in anderen Bundesländern besuchen können.

Bei der Fensterfirma Katzbeck in Rudersdorf im Burgenland gab es am Mittwoch eine Art Krisentreffen: Der Betrieb kämpft schon seit langem darum, genügend und geeignete Lehrlinge zu finden, sagt Geschäftsführerin Nina Katzbeck; vier Lehrlinge hat man, heuer sei aber kein neuer dazugekommen. „Wir haben sehr damit zu kämpfen, dass wir viele Lehrlinge aus der Steiermark und aus dem Raum Fürstenfeld bekommen, wo die Berufsschulen vor Ort sind, wir aber ein burgenländischer Betrieb sind und unsere Lehrlinge im Burgenland in die Berufsschule gehen müssen.“

Ein Lehrling in Rudersdorf im Burgenland – fünf Kilometer von Fürstenfeld entfernt – muss derzeit seine Berufsschule im 50 Kilometer weit entfernen Pinkafeld absolvieren, weil er aufgrund der Landesgrenze von der Berufsschule in Fürstenfeld ausgeschlossen ist.

Ort der Berufsschule spielt bei Berufsauswahl Rolle

Bei der Berufsauswahl spiele laut der Fensterproduzentin nicht nur der Betriebsstandort eine wichtige Rolle, sondern eben auch der Ort, an dem die Berufsschule besucht werden muss – und der Betrieb im Burgenland ist kein Einzelfall: Laut Präsident Peter Nemeth von der burgenländischen Wirtschaftskammer suchten im vergangenen Jahr 73 steirische und 59 burgenländische Lehrlinge um den Besuch einer so genannten „Gastschule“ an; von diesen 132 Anträgen wurden 29 abgewiesen.

Nemeth fordert ein flexibleres Landesberufsschulgesetz, „dass eben Lehrlinge, die im Burgenland einen Lehrberuf erlernen, auch in die nächstgelegene Berufsschule pendeln können. Es kommt ja darauf an, ob man im Vorfeld schon dem Jugendlichen sagen kann, die nächste Berufsschule ist vielleicht 15 Kilometer entfernt und nicht 200 Kilometer, dass Du eben woanders hingehen musst“.

Herk: In Regionen denken

Schützenhilfe kommt auch vom steirischen Wirtschaftskammerpräsidenten Josef Herk – er ermutigt die Verantwortlichen, in Regionen zu denken: „Wir wissen, es ist schwierig genug, junge Leute für eine berufliche Ausbildung zu begeistern, und da ist es ganz wichtig, das gute Angebot vor Ort, auch wenn es im Nachbarbundesland vorhanden ist, wahrzunehmen und nicht andere Lösungen anzustreben. “

Laut Wirtschaftskammer müssen österreichweit 600 Lehrlinge weiter in eine Berufsschule pendeln (inklusive Internatsaufenthalt), nur weil eine Bundeslandgrenze zwischen dem Lehrlingsausbildungsplatz und der nächsten Berufsschule liegt.