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Chronik

Menschenrechte: UNESCO-Zentrum für Graz

Graz ist nun offiziell die weltweit zweite Stadt, die über ein UNESCO-Trainingszentrum für Menschenrechte verfügt. Damit will die steirische Landeshauptstadt regional und international schulen und vermitteln.

19 Jahre nach der Erhebung zur ersten europäischen Menschenrechtsstadt will man von Graz aus nun auch außerhalb Europas aufzeigen, wie man mit Menschenrechten umgeht. Dem vorausgegangen ist eine jahrelange Vorarbeit im Grazer Trainingszentrum für Menschenrechte, das nun offiziell zum UNESCO-Zentrum erklärt wurde.

Zentrum soll auch international wirken

Es ist nach Buenos Aires das weltweit erst zweite UNESCO-Trainingszentrum dieser Art, freut sich die Vorstandsvorsitzende des Grazer Menschenrechtszentrums Renate Kicker: „Es hat sich sozusagen von der lokalen auf die internationale Ebene verbreitert und es hat natürlich auch eine Nachhaltigkeit, weil hier durch die Fondsstruktur durch die Teilhabe Stadt Graz, Land Steiermark und Bund ist gewährleistet, dass hier eine kontinuierlich Arbeit geleistet werden kann.“

Menschenrechte Trainingszentrum
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Insbesondere in Gemeinden und Regionen, so das Ziel des UNESCO-Trainingszentrums, sollen die Menschenrechte gefördert werden. Laut dem Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) soll das Zentrum aber auch international wirken: „Wir werden auf der lokalen Ebene Menschen in Afrika und Südosteuropa Angebote machen, damit sie von uns lernen können, von einem Netzwerk von Menschenrechtsaktivisten und Persönlichkeiten.“

Trainingszentrum bringt auch Kongresse

Graz selbst werde durch das neue UNESCO-Zentrum noch häufiger zum Austragungsort von Kongressen und wolle so auch sein internationales Ansehen steigern. Rund 1,5 Millionen Euro sollen in den nächsten fünf Jahren in den Ausbau des Trainingszentrums für Menschenrechte fließen: Man habe dazu die Wissenschaft, die Karl-Franzens-Universität herangenommen und werde das nun mit den Praktikern zusammenlegen, so der Grazer Bürgermeister – konkret sprach Nagl hier etwa von Bürgermeistern und Regionalverantwortlichen.

In Zukunft plant das UNESCO-Zentrum jährlich außerdem eine sogenannte Winterakademie – angedacht ist ein internationaler Wissensaustausch zum Thema Menschenrechte in der Steiermark.

Menschenrechte Agenda
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Steiermark „exportiert“ Sozialkompetenzen

Auch Doris Kampus (SPÖ), Landesrätin für Soziales und Integration, bestätigte: „Wir zeigen, dass die Steiermark nicht nur bei Exportfragen in der Wirtschaft ganz vorne ist, sondern ‚exportieren‘ auch Menschenrechts- und Sozialkompetenzen.“ Hier sei die Steiermark bereits eine Vorzeigeregion und könne das, was geleistet wird, auch in andere Länder exportieren.

Für die kommenden Jahre wurden von den Gebietskörperschaften und der Zentrumsleitung drei Schwerpunkte gewählt und in den Regionen Südosteuropa und Nordafrika festgelegt: Das Recht auf Bildung für Roma-Kinder in Südosteuropa, Menschenrechtstrainings für Städte in Afrika in Zusammenarbeit mit der Afrikanischen Verwaltungsakademie sowie ein „Tool-kit for Inclusive Cities in the Arab World“, wie Geschäftsführer Klaus Starl ausführte. Letzteres wurde in den vergangenen Jahren in internationaler Zusammenarbeit entwickelt und wird aktuell auf dem World Urban Forum in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) vorgestellt; im Mai kommenden Jahres will man eine erste hochrangige Konferenz nach Graz bringen.

Trainingszentrum auch für Steiermark von Nutzen

Aber nicht nur außerhalb unseres Landes, sondern auch auf steirischer Ebene gibt es für das künfitge UNESCO-Trainingszentrum für Menschenrechte einiges zu tun, sagte Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP): Die Aufgabe sei es, Gemeinderäte und Mitarbeiter entsprechend zu schulen, dass nirgendwo auch nur der kleinste Versuch einer Menschenrechtsverletzung oder Infragestellung von Meinungsfreiheit infrage kommt.

Offizielle Eröffnung wurde abgesagt

Die feierliche Eröffnung des UNESCO-Zentrums zur Förderung der Menschenrechte hätte dieser Tage mit internationaler Beteiligung über die Bühne gehen sollen, musste auf Grund des Coronavirus aber abgesagt werden, bedauert Nagl: „Die große Feier wird entfallen, aber es ist trotzdem eine unglaublich große Freude da, dass quasi alle Länder dieser Erde in Paris ‚Ja‘ gesagt haben zu Graz als UNESCO-Standort in Punkto Menschenrechte. Wir haben in den letzten 20 Jahren der Stadt Graz gezeigt, dass wir das Thema Menschenrechte als Menschenrechtsstadt ernst nehmen, dass es bei uns viele Menschen und Institutionen gibt und auch eine Geschlossenheit in der Politik das Thema Menschenrechte auszubauen.“