Soziales

Pflege: Erste Warnstreiks an 66 Standorten

Bei den Kollektivverhandlungen für die Sozialberufe gibt es weiter keine Einigung. Mit Betriebsversammlungen und auch Warnstreiks will die Gewerkschaft nun den Druck erhöhen. 66 Standorte in der Steiermark werden davon am Mittwoch betroffen sein.

Knackpunkt bleibt die Forderung der Gewerkschaft nach einer 35-Stunden-Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich: Den Arbeitgebern zufolge sei die Forderung nicht in allen Betrieben umsetzbar – als ein Argument dafür wird der ohnedies schon bestehende Personalmangel genannt.

Knackpunkt 35-Stunden-Woche

Beatrix Eiletz, Betriebsratsvorsitzende der Volkshilfe, lässt das aber nicht gelten. Auf der Fahrt von den Verhandlungen zurück in die Steiermark sagt sie: „Natürlich herrscht ein Pflegekräftemangel, aber 70 Prozent der Kolleginnen sind teilzeitbeschäftigt, und die 30 Prozent Vollzeitkräfte könnte man schauen, dass man sie umverteilt auf die Teilzeitkräfte. Aber die Arbeitgeber sind nicht bereit, und alle anderen Probleme haben sie uns nicht geschildert.“

Auch über eine mögliche Etappenlösung, wie sie bei der vorletzten Runde noch Thema gewesen war, sei laut Eiletz kein Wort mehr verloren worden. Stattdessen schlugen die Arbeitgeber eine Arbeitszeitverkürzung auf betrieblicher Ebene vor – für die Gewerkschaft ist das überhaupt kein Thema: „Unsere Forderung ist die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohn- und bei vollem Personalausgleich, im Kollektiv fest verankert. Wir sind gesprächsbereit über mögliche Etappenlösungen, aber auf betrieblicher Ebene, das tun wir sicher nicht.“

Erste Warnstreiks schon am Mittwoch

Nach einer ersten Mahnwache in Graz und erfolgten Streikbeschlüssen – mehr dazu in Pflegeberufe: Mahnwache in Graz (5.2.2020) und in Warnstreiks in Pflege für 35-Stunden-Woche (news.ORF.at) – wurde nun am Dienstag bei einer Sitzung mit Gewerkschaftsvertretern und Betriebsräten aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich geklärt, „wo es Sinn macht zu streiken, und wo wir jetzt in der ersten Etappe streiken und wo nicht“, so Regionalsekretär Mustafa Durmus von der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp), denn nicht alle Arbeitgeber seien strikt gegen die 35-Stunden-Woche.

Ingesamt werden 66 Standorte landesweit davon betroffen sein: „Beispielsweise wird es geben Warnstreiks im Betrieb Mosaik, bei Alpha Nova und bei der Lebenshilfe für soziale Dienste Gesmbh“, so Durmus. Damit wolle man den Druck in den Betrieben erhöhen und ein erstes Warnsignal setzen, „dass wir es wirklich ernst meinen.“

Mehrstündige und ganztägige Streiks

Je nach Betrieben und Standorten wird der Streik mindestens eine Stunde, teils sogar mehrere Stunden oder den ganzen Tag dauern. Die Grundversorgung in der Pflege bleibe aber gewährleistet, heißt es bei der Gewerkschaft, denn letztlich gehe es darum, die Arbeitgeber zu einem Umdenken zu bewegen. Den Warnstreik wolle man laut Durmus daher auch etwa dazu nutzen, „um die KollegInnen darüber zu informieren, was das bedeutet diese 35-Stunden-Woche.“

Generell bleibe die Hand der Gewerkschaft in Richtung Arbeitgeber aber ausgestreckt, heißt es. Nächster Verhandlungstermin ist der 17. Februar.