Baum im Frühling
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Lifestyle

Mehr vom Weniger: Minimalismus im Trend

Für manche Menschen braucht es nicht viel, um glücklich zu sein. Immer mehr von ihnen entscheiden sich bewusst für ein Leben mit weniger Dingen. Was hinter dem Minimalismus-Trend steckt und diesen sogar gesund macht, verrät eine Grazer Psychologin.

„Unsere Gesellschaft wird schneller, wir wachsen technologisch und materiell – Stichwort: Reizüberflutung. Zwischen fünf sechs Dingen kann man gut auswählen, da sind wir zufrieden. Aber wenn es einmal 50 sind, dann sind wir überfordert“, schildert Karin Klug. Seit Jahren beschäftigt sich die Grazer Psychologin mit dem Thema Minimalismus – und wie dieser sich auf unsere Gesundheit auswirken kann.

Minimalismus-Tipps:

Vom 10-Minuten-Entrümpeln bis hin zum digitalen Detox – 25 unterschiedliche Tipps für ein leichteres Leben hat Karin Klug hier zusammengefasst.

Etwas mehr Platz, gefällig?

Der Frühjahrsputz hat Hochsaison – und mit ihm die Überlegung, sich Platz zu schaffen. Damit man sich beim Aufräumen nicht überfordert, rät Klug: „Entscheidend ist, dass ich es entweder räumlich oder zeitlich begrenze.“ Wer zum Beispiel zehn Minuten mit einer Kiste durch seine Wohnung geht und Ausschau nach Dingen hält, die er nicht mehr braucht, wird sicherlich bald vom einen oder anderen Staubfänger „erleichtert“ werden.

Beim Entrümpeln kann auch der Austausch mit Gleichgesinnten helfen: „Wenn ich andere miteinbeziehe habe ich auch ein bisschen eine Challenge und einen Spaß dabei“, verspricht die Psychologin. Wichtig, wenn auch nicht immer einfach, ist es, sich vor der Trennung mit den Dingen auseinanderzusetzen: „Wer sich von Gegenständen trennt, um sie möglichst bald zu ersetzen, handelt alles andere als nachhaltig.“

Karin Klug
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Psychologin Karin Klug rät dazu, das Aufräumen zeitlich oder räumlich zu begrenzen – und dann Schritt für Schritt auszuweiten.

Was dann wirklich nicht mehr benötigt wird, lässt sich eventuell im Familien- und Freundeskreis tauschen oder verschenken, über Onlineportale oder Flohmärkte verkaufen – oder auch spenden; „in den Carla-Shops der Caritas zum Beispiel“, schlägt Klug vor. In Graz gibt es sogar einen Verschenkladen, der Kleidung und Co. entgegennimmt.

Das Geschenk vom Verschenken

Aber was schenkt man sich selbst beim Verschenken der Dinge, die man eigentlich nicht braucht? „Wenn man was etwas weggibt – und ich kenne niemanden, der es mir bisher anders geschildert hätte – das fühlt sich irgendwie gut an. Zu viel reiner Besitz kann erdrücken, er kann unfrei machen: Ich muss kaufen, einen Platz dafür finden, die Dinge reinigen, warten, sie erneuern und, und, und. Also ich bin ständig beschäftigt mit den Dingen.“

Und diese Beschäftigung braucht Zeit, die viele in ihrem bereits ohnehin streng getakteten Alltag nicht mehr aufbringen können – oder wollen. So hängen für die Grazer Psychologin auch die Themen Minimalismus und Burnout-Prävention zusammen: „Wenn ich mich überhäufe – mit Arbeit, mit Dingen – wenn jemand dazu neigt, sich vollzumüllen, dann tut er das in allen Lebensbereichen.“

Bewusste Entscheidungen gefragt

Bewusster Entscheidungen für oder gegen Dinge und auch Menschen zu treffen, ist laut Karin Klug für viele ein Schritt in die richtige Richtung: „Das sind allerdings Prozesse, die von selbst irgendwann einmal in Schwung kommen. Also wenn man einmal mit dem Ordnungschaffen anfängt, dann bekommt das eine Eigendynamik“, verspricht die Grazer Psychologin – und rät zum Ausprobieren.