Blick in eine Kassa.
APA/GEORG HOCHMUTH
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Coronavirus

Handel: 70 Mio. Einbußen nach einer Woche

Der Einzelhandel ist von den Corona-Maßnahmen hart getroffen: Allein in der Steiermark entstand laut Wirtschaftskammer bisher ein Schaden von 70 Mio. Euro. Besonders schwer getroffen hat es auch das Grazer Traditionskaufhaus „Kastner und Öhler“.

Seit 16. März müssen sämtliche Geschäfte des Einzelhandels in Österreich geschlossen halten; davon ausgenommen sind lediglich der Lebensmittelhandel, Drogerien, Trafiken, der Bereich der Telekommunikation sowie Medizinprodukte, Heilbehelfe, Agrarhandel und der Verkauf von Tierfutter, ebenso Ausnahmen gibt es für Lieferdienste, Onlinehandel und Tankstellen.

Einbußen anhand einer „Saisonkurve“ berechnet

Die KMU Forschung Austria hat nun die ersten wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise für den steirischen Einzelhandel berechnet, und zwar für den Zeitraum 16. bis 22. März – also der ersten Woche der Corona-Maßnahmen. Als Ausgangsbasis dafür dienten die Umsätze des steirischen Einzelhandels im Gesamtjahr 2019.

Anhand einer Saisonkurve wurde jener Umsatz ermittelt, der üblicherweise zu dieser Jahreszeit erzielt werden kann. Im Laufe der letzten drei Jahre entfielen so durchschnittlich 8,2 Prozent des Jahresumsatzes auf den März – dieser Umsatz wurde von der KMU Forschung Austria im Zuge der Berechnung auf die einzelnen Einkaufswochen herunter gebrochen: Demzufolge kann der Umsatzentgang der steirischen Geschäfte in der vergangenen Woche auf über 70 Millionen Euro (netto) geschätzt werden.

Einbruch von 45 Prozent gegenüber März 2019

Der Spartenobmann in der steirischen Wirtschaftskammer, Gerhard Wohlmuth, spricht davon, dass es nun rasch unbürokratische Hilfe brauche. Die Einbußen würden etwa 45 Prozent der Umsätze des letztjährigen Vergleichszeitraums entsprechen. Die Hilfe beginne „bei der Bedienung von Mieten und Krediten, wo viele nun finanzielle Unterstützung brauchen, bis hin zur Kurzarbeit, deren Regelungen im Zuge von Verhandlungen durch die WKO jetzt noch einmal deutlich im Sinne der Betroffenen verbessert werden konnten“, so Wohlmuth.

Kurzarbeit bei „Kastner und Öhler“

Schwer getroffen von der Corona-Krise ist auch das Grazer Traditionsunternehmen „Kastner und Öhler“: Das Kaufhaus musste alle 1.900 Mitarbeiter zur Kurzarbeit anmelden und brauche jetzt akut Geld, sagt Vorstand Martin Wäg – und zwar fünf Millionen Euro bis zur nächsten Woche, sonst könne man zum ersten Mal in der 147-jährigen Geschichte des Kaufhauses seine Rechnungen nicht mehr bezahlen.

Es gehe um Warenrechnungen, von Waren die in den letzten Wochen gekommen seien und bei denen Zahlungsziele festgelegt seien; aber auch Gehälter müsse man bezahlen – trotz Kurzarbeit, denn die Vergütung sei erst 30 Tage später zu erwarten.

„Viele Händler vor dem Ende“

Die Banken würden zwar mit Überbrückungskrediten parat stehen, die Garantien des Staates lassen aber auf sich warten lassen, sagt Wäg. Die Zeit dränge nicht nur für sein Unternehmen massiv – seiner Einschätzung nach sei in der nächsten Woche ein Punkt erreicht, an dem zumindest 50 Prozent der österreichischen Händler vor einem Ende stehen würden.

Bei „Kastner und Öhler“ zieht man einen dramatischen Vergleich: Jedes Handelsunternehmen könne verglichen werden mit dem menschlichen Körper, der habe ungefähr sechs Liter Blut, und in jeder Woche verliere man drei Liter – da könne man sich vorstellen, was nach zwei Wochen los sei. Der Handel brauche daher, um nicht vollständigen auszubluten, rasche Unterstützung vom Staat, appelliert der „Kastner und Öhler“-Vorstand.

Onlineplattform hat schon 1.500 Betriebe

Um die steirischen Unternehmen zumindest im Onlinehandel zu unterstützen und neue Möglichkeiten für die Kunden zu schaffen, hat die Wirtschaftskammer eine Plattform im Internet ins Leben gerufen: Fast 1.500 steirische Betrieben haben sich dort schon gemeldet – mehr dazu in WK sammelt heimische Onlineshops auf Plattform (20.3.2020).