Personal verschafft sich Zutritt zum Speziallabor
APA/medizinische Universität Graz/Kurt Zatloukal
APA/medizinische Universität Graz/Kurt Zatloukal
Coronavirus

Grazer Speziallabor im Einsatz gegen Covid-19

Ein Speziallabor am neuen Med-Uni-Campus in Graz ist derzeit sehr gefragt: In dem österreichweit einzigartigen Labor kann hochinfektiöses Material untersucht werden. Derzeit seien Kooperationen zur Testung von CoV-Medikamenten in Vorbereitung.

Die Forschung auf dem Gebiet von Hochrisikopathogenen wie dem SARS-CoV-2-Erreger erfordert strengste Sicherheitsvorkehrungen – in dem Speziallabor der Med-Uni Graz können diese Vorkehrungen eingehalten werden.

Es ist österreichweit das einzige seiner Art und derzeit auch international sehr gefragt: Das Labor ermögliche die Arbeit mit Mikroorganismen, die zu schweren Erkrankungen und Epidemien führen können, wie es aktuell beim Erreger SARS-CoV-2 der Fall ist, der die Erkrankung Covid-19 verursacht.

Hohe Sicherheitsstandards für heikle Untersuchungen

Kameraüberwachung und mehrfache Zutrittskontrollen, Unterdruck im gesamten Labor, pathogen- und flüssigkeitsdichte Schutzanzüge mit Respiratoren, die die Luft filtern und einen Überdruck im Anzug erzeugen, chemische Duschen zur Dekontamination: Das sei nur ein kleiner Teil der Ausstattung, die für das Labor der biologischen Sicherheitsstufe 3 (BSL-3) am Institut der Pathologie am Med-Uni-Campus zum Standard gehört, sagt Kurt Zatloukal vom Diagnostik- und Forschungszentrum für molekulare Biomedizin.

Blick in das Speziallabor
APA/medizinische Universität Graz/Kurt Zatloukal

„Wir haben mit Abstand den höchsten Sicherheitsstand in ganz Österreich. Formell ist es ein BSL-3-Labor, aber von unserer Ausstattung her erfüllen wir bereits viele Anforderungen von BSL-4 Laboren, der höchsten möglichen Sicherheitsstufe“, schilderte der Grazer Pathologe. Wegen der aufwendigen Schutzmaßnahmen gebe es weltweit nur eine geringe Anzahl von BSL-4-Laboratorien, österreichweit gar nicht.

Labor wird von Anfragen überrannt

Die Laborausstattung und das in mehreren EU-Projekten speziell trainierte Team mache die Grazer Infrastruktur derzeit heiß begehrt, berichtet Zatloukal: „Wir werden aktuell nahezu überrannt von Anfragen für Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Es gibt einfach zu wenig Labors, die das alles bieten können.“ Derzeit seien Forschungskooperationen zur Testung von möglichen Medikamenten gegen SARS-CoV2 mit der Medizinischen Universität in Wien wie auch innovativen Unternehmen in Vorbereitung.

Außerdem wird das Labor zurzeit zur Verbesserung von diagnostischen Methoden zum Nachweis einer Substanz gemeinsam mit führenden Diagnostikaherstellern und kleineren Unternehmen sowie für die Teilnahme an EU-Programmen zur Bekämpfung von Covid-19 eingesetzt.

Bessere Risikobeurteilung durch spezielle Obduktionen

Das BSL-3-Labor wurde auch zur Durchführung von Autopsien, Schnellschnittdiagnostik und Probenaufbereitung für die molekulare Erregerdiagnostik errichtet. Dies kann erforderlich sein, wenn es sich um Todesfälle durch nicht diagnostizierte Erreger handelt, zur Risikobeurteilung bei beginnenden Epidemien und zur Evaluierung der Rolle von Begleiterkrankungen.

„Wir untersuchen die Verstorbenen, um festzustellen, welche Rolle die bereits vorhandenen Erkrankungen und welche Rolle das Virus gespielt hat. Das ist sehr wichtig für die Risikobeurteilung, und letztlich wollen wir verstehen, wie das Virus die Organe schädigt, denn erst das Verständnis von Krankheitsmechanismen, die individuelle Krankheitsverläufe bestimmen, wird wesentlich zum Fortschritt der Medizin beitragen und neue Therapieansätze ermöglichen“, erklärte Zatloukal.

In der Schnellschnittdiagnostik arbeitet man mit einem dekontaminationsresistenten digitalen Mikroskop. Diese digitale Vernetzung ermöglicht, dass sich die besten Köpfe aus unterschiedlichen Ländern gemeinsam einer Untersuchung widmen können, da digitalisierte histologische Schnitte elektronisch versendet und mit führenden Zentren weltweit geteilt werden können.
Darüber hinaus haben Forschungsprojekte auch die Testung von Desinfektionsmitteln und Schutzausrüstungen zum Ziel.