Eine Frau sitzt in einem Frauenhaus am Bett und blickt aus dem Fenster
APA/dpa/Maja Hitij
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Coronavirus

Bisher keine vermehrte häusliche Gewalt

Entgegen ursprünglicher Befürchtungen sind bislang die Fälle häuslicher Gewalt während der Ausgangsbeschränkungen in der Steiermark nicht nach oben gegangen. Weder Polizei noch Frauenhäuser hätten eine derartige Entwicklungen festgestellt.

Seitens der Landespolizeidirektion Steiermark wurde in den vergangenen Wochen ein Rückgang bei der Kriminalität auf den Straßen bemerkt. Sprecher Fritz Grundnig konnte am Montag die Einschätzung zwar vorerst nicht in Zahlen fassen, aber der Rückgang sei bei fast allem festzustellen: Einbrüche, Ladendiebstähle und Verkehrsunfälle; es komme auch zu weniger Körperverletzungen, weil es beispielsweise zu keinen alkoholbeeinflussten Raufereien in den geschlossenen Lokalen kommen könne. Bei häuslicher Gewalt wiederum seien keine Auffälligkeiten oder Häufungen zu verzeichnen.

Auch Frauenhäuser haben bisher nicht mehr Zuspruch

„Wir haben derzeit keine Zunahme an Anrufen, Aufnahmen oder Wegweisungen“, sagt auch Michaela Gosch, Geschäftsführerin des Vereins Frauenhäuser Steiermark – es sei sogar eher ruhiger gewesen. Das sei nicht unbedingt zu erwarten gewesen, meint Gosch: „Es ist auch für uns aus gewalttheoretischer Sicht spannend zu sehen, wie sich das entwickelt.“

„Möglicherweise mehr Trennungen nach der Krise“

Die Geschäftsführerin hat mehrere Theorien, warum es sich derzeit so verhält: Gewichtiger Faktor könnten die Unsicherheiten im Äußeren sein: Wenn Frauen in Not nicht wissen, was sie außerhalb der Partnerschaft erwartet oder ob sie etwa die Mindestsicherung normal beantragen können, dürften sie eher auch in schwierigen Situationen verharren – das könnte später, wenn wieder Normalität einkehrt, dann aber zu mehr Trennungen führen.

Gosch bringt aber auch ins Spiel, dass es deswegen in den Partnerschaften ruhiger sein könnte, weil Stress von außen – etwa durch den Job – wegfällt. Zudem seien zwei Wochen noch nicht eine sehr lange Zeit – es könne durchaus sein, dass Übergriffe in Partnerschaften mit der Dauer der Maßnahmen zunehmen. „Dort, wo es jetzt schon Gewalt gibt, wird diese wohl aufbrechen, je länger die Maßnahmen andauern“, sagte Gosch.

Verschiebung der Kriminalität

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) sagte am Montag, es sei eine Veränderung der Kriminalität zu bemerken. Konkret nannte er die Bedrohung von Pensionisten, die jetzt gegen Monatsanfang ihre Pensionen auf den Banken holen würden – mehr dazu in Regierung verschärft Maßnahmen (news.ORF.at).

Daher bittet der Innenminister, auch Familienmitglieder zur Bank zu schicken, man könne mit den Banken Verbindung aufnehmen, damit gefährdete Zielgruppen einerseits weniger hinausgehen müssen und andererseits auch jene „hintangehalten werden, die auf der Lauer liegen und Pensionisten bedrohen oder hineinlegen“. Außerdem äußerte der Innenminister die Bitte, die Polizei zu verständigen, wenn man das Gefühl habe, das etwas nicht stimme.