Home-Learning
Astrid Schütz
Astrid Schütz
Coronavirus

Schule nach Ostern: Viele Fragezeichen

Die Schulen dürften auch nach Ostern noch geschlossen bleiben. Bei der Bildungsdirektion erwartet man dann mehr betreute Kinder, Elternvertreterinnen wiederum sehen Herausforderungen bei Homelearning und befürchten eine Zwei-Klassen-Gesellschaft.

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) betonte am Dienstag, dass der Notbetrieb an Schulen bis Ende April auf alle Fälle aufrecht bleibt, aber auch dass alle Abschlüsse möglich sein werden – mehr dazu in Forderung nach mehr Planbarkeit (news.ORF.at).

Wie in vielen Schulen Österreichs, ist derzeit auch an steirischen Schulen kaum ein Schüler anwesend. Die Direktoren kommunizieren mit ihren Lehrern – wie auch viele andere Menschen derzeit – im Homeoffice via Videokonferenzen, und auch die Lehrer schicken ihren Schülern die Arbeitspakete vielfach übers Internet, sagt etwa die Direktorin des Grazer Gymnasiums Sacré-Coeur, Ingrid Resch.

Lehrer sollten Verständnis für Situation haben

Allerdings sei auch klar, dass die Situation für alle nicht sei: „Es haben viele Familien vielleicht nur einen Computer, den man sich teilen muss. Da kann es zu Stresssituationen kommen. Die sollten vermieden werden“, so Resch – beispielsweise, indem die Lehrer nicht mehr Stress mit Terminen machen, sondern unterstützend eingreifen und Verständnis für die Situation haben, empfiehlt die Direktorin – mehr dazu auch in CoV: Schüler brauchen Tagesstruktur.

Bildungsdirektorin: Kinder können betreut werden

Diesen Ansatz unterstreicht auch Bildungsdirektorin Elisabeth Meixner. Wie es daher nach den Osterferien mit dem Unterrichtsstoff weitergehen wird, dazu sagt Meixner: „Die einen Eltern sagen uns, wir sollen mit dem Unterrichtsstoff fortfahren – das ist ja auch möglich im Bereich der Schulautonomie, dass ein Direktor sagt, wir erarbeiten auch neue Stoffgebiete. Aber es gibt auch die Familien, wo wir sehen, dass sie am Rande ihrer Kapazitäten sind: Für sie gibt es das Angebot, dass die Kinder in die Betreuung gegeben werden können.“

Mehr Betreuungsbedarf nach Ostern erwartet

Noch vor zwei Wochen wurden 180 unter 14-jährige Kinder in den Schulen betreut, derzeit sind es 365, so Meixner – sie geht von einer weiteren Zunahme nach Ostern aus: „Wir rechnen damit, dass noch mehr Kinder ankommen. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass schon Urlaube aufgebraucht sind, vielleicht hängt es aber auch damit zusammen, dass Familien zunehmend überlastet sind und dieses Angebot stärker annehmen. Die Schulen sind offen, unsere Schulleiterinnen und Schulleiter nehmen auf, wenn sich Eltern entschließen, ihre Kinder doch in die Betreuung zu schicken.“

„Gute Abstimmung und Rückmeldekultur notwendig“

Grundsätzlich können Kinder von Eltern in systemkritischen Berufen, also etwa Ärzten, in der Schule betreut werden, der Bildungsminister habe aber auch klar gemacht, dass die Schultore offen stehen, wenn man mit der räumlichen Situation zu Hause oder dem Lernstoff nicht zurande kommt, sagt Elisabeth Meixner – mehr dazu in Zwischen Engagement und Überforderung (news.ORF.at)

Nach Ostern können die Lehrer laut Faßmann auch inhaltlich mit dem Lernstoff weitergehen statt nur Vertiefungen anzubieten – hier brauche es viel Augenmaß, so die Bildungsdirektorin: „Unabhängig von der Entscheidung neuer Stoff oder nur Vertiefung soll bei der Menge der Inhalte mit Augenmaß vorgegangen werden, um eine Überforderung der Schüler und der Eltern zu vermeiden. Eine gute Abstimmung ist hier dringend notwendig, aber auch eine Rückmeldekultur.“

„Behutsamkeit, Gelassenheit, Freundlichkeit“

Wenn Eltern das Gefühl haben, jetzt gehe es zu weit, sollen sie sich gleich an den Klassenlehrer wenden, sagt Elisabeth Meixner. Mehr als 93 Prozent der steirischen Schüler sind laut Bildungsdirektion gut über Telefon, Handy oder Mail erreichbar; sozial schwächere Familien, die schlecht ausgestattet sind, würden nun mit Endgeräten unterstützt – damit solle digitales Lernen ausgeweitet werden können.

Kinder, beispielsweise aus Migrantenfamilien in den Städten, die derzeit gar nicht erreicht werden können, will man über die Bildungsdirektion und die Schulqualitätsmanager gezielt ins Lernen zurückholen, sagt Meixner. Generell gelte in der jetzigen Ausnahmesituation Behutsamkeit, Gelassenheit in der Familie und freundliche Kontakte mit den Lehrern seien das Wichtigste, vor allem dürfe es zu keiner Überlastung der Kinder kommen.

Elternvertreterin will Videokonferenzen forcieren

Online-Unterricht funktioniere nur dann, wenn allen Schülern Computer oder Laptop mit Internetzugang zur Verfügung stehen, sagt auch Karin Wachswender, Elternvertreterin der mittleren und höheren Schulen – sie begrüße daher die Initiative, dass alle Schüler mit den nötigen Endgeräten ausgestattet werden sollen.

Damit wären nach Ostern regelmäßige Videokonferenzen möglich: „Ich halte es für sehr wichtig, dass vorrangig in den Hauptgegenständen Videokonferenzen abgehalten werden, es sollte meiner Meinung nach je Hauptgegenstand eine Videokonferenz je Woche stattfinden. Hier kann der Lehrer mit der ganzen Klasse zusammen neuen Stoff erarbeiten und gleichzeitig alle Fragen behandeln.“

Auch mündliche Prüfungen könnten so abgehalten werden, sagt Karin Wachswender. Ein Abschluss sei insbesondere für die sogenannten Übergangsjahrgänge wichtig, also für Kinder in der vierten Klasse Volksschule oder in der vierten Klasse Gymnasium. Karin Wachswender spricht sich auch für eine Matura aus, in welcher Form auch immer: „Sollte es nicht anders möglich sein, so würde ich eine rein mündliche Matura empfehlen, diese sollte doch in Zeiten wie diesen auch möglich sein – sei es durch Videokonferenzen zu Hause oder durch eine gesicherte mündliche Prüfung in den Schulen.“

Zwei-Klassen-Gesellschaft befürchtet

Ilse Schmid, Elternvertreterin im Pflichtschulbereich, sieht besondere Probleme für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf und für Migrantenkinder, die beim Lernen zu Hause von ihren Eltern wegen mangelnder Sprachkenntnisse nicht unterstützt werden könnten. Sie sieht die Gefahr einer sich noch verschärfenden Zwei-Klassen-Gesellschaft, „weil die Kinder, die bisher schon intensive Unterstützung von zu Hause bekommen konnten, bekommen sie natürlich weiterhin. Die Kinder, die mit dem Auslangen gefunden haben, was die Schule geboten hat, bei denen fällt das jetzt weg, und die, die besonders intensive Unterstützung seitens der Schule gebraucht haben, stehen jetzt überhaupt ohne Schutz da“.

Elternverteterin Ilse Schmid wünscht sich, dass man sich aktiv darum kümmert, welche Kinder die Schule wirklich brauchen: Diese sollten dann in die Schule geholt werden, um Stoff zu üben und zu lernen – je nach Situation sollte das regelmäßig der Fall sein, so Schmid.