Coronavirus

Soziologe Prisching: „Krise unvergleichbar“

Der Grazer Soziologe Manfred Prisching hat sich immer wieder mit unterschiedlichen Formen von Krisen auseinandergesetzt. Die aktuelle Krise aber, sagt er, sei „unvergleichbar mit anderen“.

Die aktuelle Krise sei aufgrund ihrer Gemengelage völlig neu und treffe unsere so genannte offene Gesellschaft in nahezu allen Bereichen, sagt der Grazer Soziologe und Universitätsprofessor Manfred Prisching.

„Lernen von Woche zu Woche“

Das betreffe vor allem den plötzlichen Stillstand, nicht einmal in Kriegszeiten sei nahezu alles eingefroren worden, sagt Prisching: „Insofern ist diese Krise auch unvergleichbar mit vielen anderen – das ist etwas Neues und deswegen lernen wir von Woche zu Woche.“

Die Einschränkungen und Veränderungen kämen einem Kontrollverlust gleich, der für viele schwer einzuordnen sei: „Die Tendenz ging natürlich dahin, dass wir diese Welt im Griff haben, dass wir sie bewältigen, dass wir sie gestalten können, dass wir letztlich sogar den menschlichen Körper medizinisch gut im Griff haben und jetzt kommt so ein Biest, ein Virus, und reitet eine wilde Attacke.“

Manfred Prisching
Christian Jungwirth

Österreich als Sozialstaat gut aufgestellt

Österreich als Sozial- und Wohlfahrtsstaat sei aber gut aufgestellt, meint Prisching, etwa in Anspielung auf die Strom- und Grundversorgung: „Die Anpassung der großen Leistungsorganisationen an die Geschehnisse hat gut funktioniert, es sind überall Vorkehrungen getroffen worden, dass die Systeme laufen, also da bricht nicht so rasch etwas zusammen und das stützt natürlich schon die psychische Konstitution der Leute.“

Die wirtschaftlichen Folgen dagegen seien eine Frage der Dauer. Bei einigen Monaten sieht Prisching noch nicht das Problem, da die Versorgungssicherheit gegeben sei, dagegen sei es „unvorstellbar, was passieren kann, wenn wir das Ganze ein halbes, dreivierteltes Jahr zum Stillstand bringen würden.“