Illustration zu Ärzte/medizinische Versorgung/Gesundheit/Medizin. (22.8.2013)
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com
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Coronavirus

Keine Schutzkleidung: Ärzteschaft übt Kritik

Die niedergelassenen Ärzte fühlen sich von der Bundesregierung im Stich gelassen: In einem offenen Brief äußerten sie bereits Kritik, dass es etwa zu wenig Schutzkleidung gebe – und bisher habe sich nichts an der Situation verändert.

Mehr als 200 niedergelassene Ärzte beteiligten sich an dem Brief – und er liest sich wie ein Hilferuf an die Politik: Vertragsärzte müssten die notwendigen Schutzmaßnahmen in den Ordinationen zum Teil selbst beschaffen und finanzieren und würden somit defizitär arbeiten. Befeuert wird die Verunsicherung durch den ersten Covid-19-Todesfall eines praktischen Arztes in Niederösterreich – mehr dazu in CoV: Tod eines Hausarztes sorgt für Aufregung (noe.ORF.at).

Man habe sich mehr Unterstützung erwartet

Norbert Meindl vertritt in der Ärztekammer Steiermark als Kurienobmann die insgesamt rund 2.000 niedergelassenen Kassen- und Wahlärzte: „Wir hätten uns von der öffentlichen Seite mehr erwartet, was die Schutzausrüstung anbelangt.“ Diese sei dringender notwendig denn je, sagte Meindl mit Verweis auf den ersten österreichischen CoV-Todesfall eines Hausarztes in Niederösterreich. „Die Frage stellt sich: Wie wäre es verlaufen, hätte er entsprechende Schutzausrüstung gehabt? Ich möchte einen ganz eindringlichen Appell an die Bundesregierung, an die öffentlichen Einrichtungen der Länder richten, uns bitte bei der Beschaffung von Schutzausrüstung massiv zu unterstützen.“

Keine Informationen über getestete Patienten

Der Präsident der Ärztekammer Steiermark, Herwig Lindner, kritisierte weiters, dass die niedergelassenen Ärzte aus Datenschutzgründen keine Informationen über den Stand der positiv bzw. der negativ auf das Coronavirus getesteten Patienten bekommen würden. „Die Informationsweitergabe funktioniert derzeit nicht einmal im Ansatz, weil die Politik den Behörden die Möglichkeit dazu nicht gibt. Datenschutz darf den Menschenschutz nicht verhindern.“ Mehr dazu in Hausärzte kritisieren CoV-Tests (25.3.2020).

Ärzte wurden zum Offenhalten über Ostern aufgefordert

Im Ort ansässige Ärzte über den Stand der Infektionen zu informieren müsse auf der Prioritätenliste ganz oben stehen, ergänzte Meindl – es habe zum Beispiel wenig Sinn, wenn Bürgermeister diese Informationen bekommen, sie aber Ärzten vorenthalten würden.

Wer jetzt in der Steiermark versucht, Fachärzte wie etwa Zahnärzte telefonisch zu kontaktieren, bekommt nicht selten zu hören, dass die Ordination derzeit aufgrund von CoV oder Ostern geschlossen sei. Laut Meindl wurden die rund 2.000 niedergelassenen Ärzte in der Steiermark in einem Schreiben auch ersucht, über die Osterferien offen zu halten. 85,9 Prozent der steirischen Kassen-Allgemeinmediziner und 79,2 Prozent der steirischen Kassenfachärzte hätten keine Abwesenheit gemeldet und daher geöffnet, heißt es von der Ärztekammer am Montag.