Hage-Beatmungsgerät
ORF
ORF
Coronavirus

Steirisches Beatmungsgerät serienreif

Die Obdacher Firma Hage Sondermaschinenbau hat zusammen mit der Medizinischen Universität Graz innerhalb von wenigen Wochen ein Notfallbeatmungsgerät entwickelt, gebaut – und nun auch zur Serienreife gebracht.

Das medizinische Wissen trugen die Wissenschaftler der Med-Uni bei, die Ingenieursleistung erbrachten die Mitarbeiter von Hage sowie Wissenschaftler der Technischen Universität Graz. Med-Uni-Rektor Hellmut Samonigg schilderte bei der Präsentation am Freitag, dass die Entwicklung eines solchen invasiven Beatmungsgeräts eine große Herausforderung darstellt – umso beachtlicher sei die Leistung, dieses Gerät innerhalb weniger Wochen zu konstruieren, zu bauen und herzustellen.

Aus dem 3-D-Drucker

„Nach zwei Wochen war das Grundgerüst fertig“, sagte Hage-Geschäftsführer Stefan Hampel. Fünf Versionen wurden zunächst in additiver Fertigung, sprich mit einem 3-D-Drucker, seit März gebaut. In Woche drei haben bereits die ersten Tierversuche stattgefunden, ehe Pulmologen die Maschine testeten. „Wir hatten kaum Zeit und haben alles in Eile entwickelt. Wir mussten aber nicht nur schnell, sondern kostengünstig sein und ohne Teile, die etwa für andere Beatmungsgeräte am Weltmarkt gekauft werden können, arbeiten.“ Dadurch sei die regionale Herstellung nun gesichert.

Rund 7.000 Euro kostet eine Maschine, Hage kann bei Bedarf pro Woche um die 1.000 Stück produzieren, sofern die regionalen Lieferanten alle Komponenten bereitstellen können, so Hampel – das sollte aber schon rein deswegen kein großes Problem sein, da die Maschine komplett aus industriell verfügbaren Teilen gebaut wurde.

Kein Medizinprodukt

Er betonte, dass es ein Notfallbeatmungsgerät ist und kein Medizinprodukt: Es soll nur vorübergehend im Notfall verwendet werden, bis ein zugelassenes medizinisches Beatmungsgerät wieder zur Verfügung steht.

Ein Beatmungsgerät aus dem 3-D-Drucker

Mit dem Gerät will die Steiermark unabhängig vom Weltmarkt auf eine zweite Coronavirus-Welle vorbereitet sein.

Das ist auch der Grund, warum man derzeit bei der hohen Nachfrage aus Afrika vorsichtig sei: „Das Gerät kann invasiv beatmen, aber einen Patienten aufwecken und wieder an dessen eigene Atmung heranführen soll nicht damit gemacht werden“, so Hampel. Er wolle vermeiden, dass die Maschine als günstige Alternative statt der medizinischen Beatmungsgeräte zum Einsatz kommt. Die Politik sei daher seiner Ansicht nach gefragt. Verantwortliche müssten abklären, an wen man die neue Maschine verkaufen kann und soll, ohne dass damit dann Missbrauch betrieben wird.

Schützenhöfer: „Für zweite Welle gut gerüstet“

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) lobte die „starke Leistung“ von Hage und Med-Uni, selbst wenn man die Geräte nun vorerst gar nicht brauche, „aber wir könnten sie bald brauchen, deshalb ist es gut, dass wir sie herstellen können“. Für eine zweite Welle des Coronavirus sei man jedenfalls gut gerüstet und nicht mehr so sehr auf die Solidarität anderer Länder angewiesen. Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) unterstrich die regionale Herstellung: „Wir sind darauf angewiesen, nicht vom Weltmarkt abhängig zu sein.“