Seit 16 Jahren forscht der Bioinformatiker Christoph Sensen von der TU Graz an bestimmten Biomarkern im Blut, die schon vor dem Auftreten von ersten Symptomen auf eine bestimmte Krankheit hinweisen – am Beispiel der Sepsis gelang den Grazer Forschern nun genau das: Sie untersuchten Blutproben von Patienten, die vermeintlich noch gesund waren, später aber eine Sepsis entwickelten.
Tage vor den ersten klinischen Anzeichen
„Mit diesen Proben konnten wir dann auch die Tage vor den ersten klinischen Anzeichen bearbeiten – das sind Tage, da sieht man noch gesund aus, entwickelt die Sepsis aber schon im Körper. Und mit denen konnten wir neue Marker bestimmen, die für Frühzeichen von Sepsis aussagekräftig sind“, sagte Sensen.
Bei jeder Krankheit sendet der Körper ganz bestimmte Signale und Botenstoffe aus. Sensen erläuert: „Und eine Art dieser Signale geht durchs Blut, und das sind DNA-Moleküle. Zum Beispiel gibt es Muster, die für Sepsis informativ sind, andere Muster sind wieder für andere Krankheiten informativ.“
Proben von kanadischen Patienten
Somit könnte diese Methode bahnbrechend für die Früherkennung verschiedenster Krankheiten sein. „Das Nächste, was wir jetzt machen, ist: Wir haben in Kanada 30.000 Probanden, die sich vor vielen Jahren verpflichtet haben jedes Jahr eine Probe abzugeben. Als sie angefangen haben, waren alle gesund, und jetzt haben 180 von ihnen Brustkrebs entwickelt, und etwa 60 Prostatakrebs“, so Sensen. Die Grazer Forscher untersuchen jetzt die Proben dieser Patienten auf mögliche typische Marker für eben diese Krebserkrankungen.
Forschen für künftige Pandemien
Auch Blutproben von Covid-19-Patienten seien derzeit essentiell wichtig, um für zukünftige Pandemien zu forschen, sagt Christoph Sensen: Kann man die speziellen Biomarker im Blut entschlüsseln, könnte beispielweise schon Tage vor dem Ausbruch der Krankheit eine Infektion festgestellt werden. Die Kosten dafür wären auch überschaubar, heißt es – ein Sepsis-Test kostet beispielsweise nur rund zehn Euro.