Betreuung von Kindern zu Hause während der Schul- und Kindergartenschließungen
APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand
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Coronavirus

Jugendanwältin: „Kinder nicht vergessen“

In einem offenen Brief mahnt die steirische Kinder- und Jugendanwältin, die Rechte der Kinder in der Krise nicht zu vergessen. Die große Zahl der Anrufe zeige nämlich, dass die Welt der Kinder aus den Fugen geraten sei.

Allein im ersten Monat seit dem „Shut-Down“ habe es 766 Kontakte mit Kindern, deren Eltern oder Großeltern gegeben; derzeit seien es 150 bis 200 Anrufe pro Woche, die bei der steirischen Kinder- und Jugendanwaltschaft einlangen, heißt es in dem offenen Brief von Denise Schiffrer-Barac.

Probleme quer durch alle Altersgruppen

Der Geprächsbedarf sei durch die Covid-19-Krise deutlich gestiegen, so Schiffrer-Barac, „die Welt der Kinder aus den Fugen geraten“. Das betreffe Probleme quer durch alle Altersgruppen, die von den aktuellen Einschränkungen in der Krise unterschiedlich betroffen sind.

Home-Learning
Astrid Schütz
E-Learning sei laut Kinder- und Jugendanwältin keine Dauerlösung, jetzt gelte es vielmehr den Druck rauszunehmen.

Vom Kindergartenkind über das Volksschulkind bis hin zum Jugendlichen habe sich jedoch gleichermaßen gezeigt, dass die „persönlichen Kontakte für alle essentiell“ seien und der fehlende Kontakt zu Gleichaltrigen ein „massives Problem“ darstelle. Soziales Lernen erfolge der Kinder- und Jugendanwältin zufolge derzeit nur in der Kernfamilie. Durch die häusliche Enge seien allerdings Spannungen innerhalb dieser Familie vorprogrammiert, auch die Gefahr von häuslicher Gewalt steige.

Appell: „Situation bald verbessern“

Die Kinder- und Jugendanwaltschaft Steiermark appelliert daher an die Gesellschaft, vor allem an die Politik in der Steiermark, in erster Linie die Interessen und Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen wahrzunehmen, deren Rechte zu wahren und dafür zu sorgen, dass sich die Situation für Kinder und Jugendliche „möglichst bald verbessern wird.“

Leerer Spielplatz im Grazer Stadtpark
orf
Die Kinder- und Jugendanwältin fordert eine baldige Öffnung der Spielplätze, denn vielen Kindern fehle der soziale Kontakt zu Gleichaltrigen.

Für die jüngeren Kinder etwa sollte es – so Schiffrer-Barac – schnellstmöglich zu einer Aufhebung der Sperre von Spielplätzen kommen. Um die nötigen Sicherheits- und Hygienevorgaben einhalten zu können, schlägt die Jugendanwältin vor, abhängig von der Größe des Spielplatzes nur eine bestimmte Anzahl von Kindern zuzulassen. Außerdem solle geprüft werden, „wo Sportplätze und Vereinsflächen geöffnet werden können“.

Fahrplan für Schulöffnung wird begrüßt

Auch die baldige Öffnung der Schulen und Kindergärten sei wichtig, da diese Einrichtungen nicht nur dem Wissenserwerb dienen, sondern auch wichtige Sozialfunktionen erfüllen würden, so Schiffrer-Barac. Je länger die Einrichtungen geschlossen blieben, umso eher sei mit negativen Folgen bei den Kindern und Jugendlichen zu rechnen.

Dementsprechend begrüßt die Kinder- und Jugendanwaltschaft Steiermark den vom Bildungsministerium vorgestellten Fahrplan für die Schulöffnung. Auch hier dürfe es jetzt aber „nicht vorrangig sein, möglichst viel Lernstoff in die Zeit bis Schulschluss hineinzupacken“, wichtiger sei es, mit ihnen „das Erlebte aufzuarbeiten und den sozialen Umgang miteinander unter Einhaltung von Hygieneregeln zu vermitteln und zu fördern.“

Für die Zukunft lernen

Nicht zuletzt hofft Schiffrer-Barac, dass nach der Krise auch Positives für die Kinder und Jugendlichen mitgenommen werden kann – etwa die Erkenntnis, dass Kinder und Jugendliche weit mehr Eigeninitiative und Eigenkompetenz haben, als ihnen zugetraut wird. Daher sollte auf die Förderung dieser Eigenschaften in Zukunft vermehrt die Aufmerksamkeit gerichtet werden, so die steirische Kinder- und Jugendanwältin abschließend.