Gummistiefel warten darauf, wieder benützt zu werden
AFP/Christoph Stache
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Coronavirus

Kindergärten für alle offen – dennoch Fragen

Schulen werden ab Mitte Mai stufenweise für alle Schüler geöffnet – für Kindergärten gab es bislang keine klaren Vorgaben. Am Montag trat nun eine Verordnung in Kraft, die den Kindergarten grundsätzlich für alle Kinder wieder öffnet. Dennoch bleiben Fragen.

Es ist ein großer Spagat, der in den Kindergärten gemacht werden muss: Die Arbeit mit kleinen Kindern lässt sich ohne Nähe nicht bewerkstelligen – trösten ohne Berührung, spielen und helfen, ohne dem Kind nahe zu sein, ist in der Praxis unmöglich. Einheitliche Vorgaben werden vermisst, da für Kindergärten nicht der Bund, sondern die Länder zuständig sind.

Neue Verordnung

Ein Elternbrief der zuständigen von Landesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP), der Ende letzter Woche an alle Eltern ausgeschickt wurde, sorgte da zusätzlich für mehr Fragen als Antworten: Viele Eltern waren irritiert und verunsichert, es blieb unklar, ob sie ihr Kind nun in die Betreuung geben dürfen oder nicht.

Sollte ihnen ein schlechtes Gewissen gemacht werden? Dazu die Landesrätin: „Also das wollten wir auf keinen Fall. Worum ich aber schon bitten möchte, ist zu prüfen, ob die Möglichkeit, ein Kind zu Hause zu betreuen, weiter gegeben ist. Darum möchte ich die Eltern bitten. Wir sind nach wie vor in einer Infektionslage, und wir müssen schauen, dass wir die Ausbreitung weiter eindämmen. Und wir sollten versuchen, die Kinderdichte in den Kindergärten so gering wie möglich zu halten“, so Bogner-Strauß.

Eine neue Verordnung, die seit Montag in Kraft ist, stellt klar: Die Betreuungsangebote stehen allen Kindern offen, wenn sie zu Hause nicht mehr betreut werden können. Keine klaren Vorgaben gibt es aber weiterhin für die Schutzmaßnahmen vor einer möglichen Infektion.

Große Unsicherheit bei Personal und Eltern

In den Kindergärten, Krippen und Horten der Diözese Graz-Seckau werden üblicherweise rund 4.600 Kinder betreut – seit Beginn der Ausgangsbeschränkungen waren es maximal sieben Kinder pro Einrichtung. Mit der schrittweisen Lockerung der Beschränkungen steigt aber auch der Betreuungsbedarf wieder deutlich an.

Ab Mitte Mai erwartet Alexandra Strohmeier-Wieser von der Diözese, dass etwa die Hälfte der Kinder wieder in den Kindergärten sein wird. Was fehle, seien klare Vorgaben der Politik: „Wir merken zunehmend eine große Unsicherheit, sowohl beim Personal, als auch bei den Eltern. Die Fragen, die nun im Raum stehen, sind: Wer darf denn nun kommen? Wird bei uns ein Schichtbetrieb eingeführt? Wie lange sind unsere Öffnungszeiten? Wie gehen wir mit Risikopersonal um? Da würden wir uns von Seite der Politik klare Vorgaben erwarten.“

Skepsis gegenüber Mundschutz

In den Kindergärten der Diözese gibt es zwar Mundschutz, und auch Gesichtsschilder wurden bestellt, der Einsatz bleibt aber den Pädagogen überlassen. Die Leiterin des Privatkindergartens Sacre Coeur in Graz, Sabine Moder, sieht den Einsatz von Masken in der täglichen Arbeit skeptisch: „Bei der Arbeit mit Kindern spielt die Mimik eine sehr, sehr wichtige Rolle. Die Mimik fällt mit dem Tragen einer Mundschutzmaske komplett weg. Deshalb sehe ich das Tragen einer Mundschutzmaske im Kindergarten bei der alltäglichen Arbeit als sehr schwierig an.“

In den Kindergärten und Krippen der Stadt Graz werden im Vollbetrieb 2.600 Kinder betreut – derzeit sind es nur etwa 140. Werden die Kinder jetzt noch in Kleingruppen betreut, sagt der zuständige Grazer Stadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP), gilt für die Zukunft: „Wenn es wieder mehr Kinder werden, haben wir die gesetzlichen Obergrenzen der Gruppen: bei Kinderkrippengruppen zwölf bis 13 Kinder, bei Kindergartengruppen maximal 25 Kinder.“

Stufenplan in Arbeit

Die neue Verordnung des Landes gilt nun bis 15. Mai. In einem Stufenplan will man sich bis dahin mit den Trägern und Betreibern der Kindergärten auf ein weiteres Vorgehen geeinigt haben – laut Bogner-Strauß soll er „spätestens nächste Woche“ präsentiert werden.

Nehmen die Eltern die Betreuung ihrer Kleinen in den Kindergärten und Krippen wieder in Anspruch, müssen auch die derzeit ausgesetzten Kindergartenbeiträge bezahlt werden; für all jene, die ihre Kinder weiter zu Hause betreuen, übernimmt das Land Steiermark die Beiträge – mehr dazu in Land setzt Kindergartenbeiträge aus (2.4.2020)