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Coronavirus

Lungenversagen häufigste Todesursache

In Österreich werden erste Ergebnisse von Obduktionen von Verstorbenen, die mit dem neuartigen Coronavirus infiziert waren, bekannt: Die meisten Menschen starben nicht nur mit, sondern tatsächlich auch an Covid-19.

Die meisten Obduktionen wurden bisher am Pathologieinstitut der MedUni Graz durchgeführt – alle Infizierten, die am Grazer Uniklinikum starben, wurden oder werden hier obduziert. Das Grazer Institut hat einen besonders modernen Seziersaal: So verhindert hier etwa Unterdruck, dass Aerosole in andere Räume gelangen, die Pathologen arbeiten mit Schutzanzügen, Masken etc.

Schwere Lungenveränderungen

Zu den Ergebnissen sagt der Grazer Pathologievorstand Gerald Höfler: „Was man da eigentlich sieht, ist, dass fast alle schwere Lungenveränderungen aufweisen. Wir hatten von 14 Obduktionen nur zwei Fälle, die diese schweren Lungenveränderungen nicht aufgewiesen haben und die an anderen Ursachen verstorben sind“, nämlich in einem Fall an einem Herzinfarkt, im anderen an einer Krebserkrankung.

Auch der Seziersaal am Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital ist ähnlich sicher wie jener in Graz – hier gibt es bisher rund fünf Obduktionsergebnisse, und Institutschef Martin Klimpfinger betont ebenfalls, dass im Vordergrund Lungenversagen sowie Schädigungen der Leber und Lungenembolien standen und „dass doch überraschenderweise meistens die Patienten an der Covid-Erkrankung gestorben sind und dass die Vorerkrankungen weniger eine Rolle gespielt haben“.

„Überraschenderweise“

Mit „überraschenderweise“ bezieht sich Klimpfinger unter anderem auf Untersuchungen der Rechtsmedizin in Hamburg: Dort wurden mehr als 50 Obduktionen durchgeführt, und der leitende Rechtsmediziner Klaus Püschel meint, alle hatten Krebs, eine chronische Lungenerkrankung oder andere Vorerkrankungen – das Virus sei oft nur der letzte Auslöser für den Tod gewesen.

Dem widersprechen zwar die Ergebnisse in Österreich, Pathologe Klimpfinger relativiert allerdings etwas: „Man muss dazu sagen, dass man diese Fälle für die Obduktion auswählt, die nicht ganz klar sind, und dass Fälle mit Patienten, die über 80 Jahre alt sind und schwere Diabetes, Hochdruck und Herzkrankheiten haben, dass die dann zum Teil nicht obduziert wurden. Daher muss man sagen, die, die obduziert werden, sterben mehrheitlich an der Covid-Infektion, das mag aber eine Auswahl der Fälle sein, die zur Obduktion gelangen.“

Obduziert wurde auch eine 48-Jährige, deren Tod für Aufsehen sorgte, weil sie relativ jung und in Heimquarantäne gestorben war: Laut Klimpfinger war sie stark übergewichtig, hatte also Adipositas – ansonsten wies die Frau aber keine Vorerkrankungen auf.

Repräsentative Untersuchung wünschenswert

Die Epidemiologin Eva Schernhammer meint, eine repräsentative Untersuchung anhand von Obduktionen wäre in Österreich zwar wünschenswert, sei aber auch eine Frage von finanziellen Möglichkeiten und Prioritäten. Und die Pathologen sagen, Obduktionen seien auch mit einem gewissen Risiko für die untersuchenden Ärzte verbunden.