Formel 1 in Spielberg
GEPA/Markus Oberlaender
GEPA/Markus Oberlaender
Sport

Formel 1: Sicherheitskonzept für Spielberg fertig

Nach dem grünen Licht für die Fußball-Bundesliga hat auch das Projekt von zwei Formel-1-WM-Läufen Anfang Juli in Spielberg einen Schritt gemacht: Das dafür notwendige Sicherheitskonzept wurde am Donnerstag an das zuständige Ministerium gesandt.

Das in der Salzburger Red-Bull-Zentrale erstellte Papier für die beiden „Geisterrennen“ ohne Zuschauer am 5. und 12. Juli auf dem Red-Bull-Ring wurde über das Büro des steirischen Sportlandesrates Christopher Drexler (ÖVP) koordiniert und versandt – das bestätigte auch Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko: „Das Sicherheitskonzept ist fertig und wurde am Donnerstag abgesandt.“

Marko: „Alle bekannten Auflagen berücksichtigt“

Inhaltlich gehe es um Dinge wie die Sicherheitsvorkehrungen an sich sowie deren Überprüfung, diverse Checkpunkte an der Strecke und so weiter: „Es sollte alle Anforderungen, die die Regierung stellt, beinhalten. Wir haben alle soweit bekannten Auflagen berücksichtigt und warten jetzt auf die Reaktion“, sagte Marko.

Der steirische Sportlandesrat ergänzt: „Wir haben uns in den letzten Wochen mit unzähligen technischen Fragen befasst, wie ein Saisonstart der Formel 1 in Spielberg ermöglicht werden könnte. Das medizinische Konzept, das die Ring-Verantwortlichen jetzt an das Gesundheitsministerium übermittelt haben, soll die Basis darstellen, um den Schutz der Gesundheit zu gewährleisten und eine etwaige Ausbreitung des Corona-Virus zu verhindern. Das steht an oberster Stelle.“

Tests für den gesamten Tross bei An- und Abreise

Basis des Konzepts ist der Umstand, dass die Formel 1 zu den kontaktlosen Sportarten zählt. Der Mindestabstand kann daher großteils eingehalten werden – sollte das wo nicht der Fall sein, so wird ein Mundnasenschutz zu tragen sein. Andere Hygienemaßnahmen wie desinfizieren gelten als obligatorisch.

Unumgänglich sind Tests für den gesamten Formel 1-Tross vor der Einreise sowie auch während des rund zweiwöchigen Aufenthalts in Spielberg. Auch Tests bei der Abreise dürften angeboten werden, denn die Teams sollen nicht bei einer Heim- oder Weiterreise in ihrem Zielland in Quarantäne müssen. Da keine Zuschauer erlaubt sind, wird es am Areal des Red Bull Rings genug Fläche geben, um nicht nur Abstand zu halten, sondern auch allerlei Sicherheitsmaßnahmen aufzubauen.

Tägliche Gesundheits-Checks am Eingang

Schon bisher gab es etwa neben den Räumlichkeiten für die Erste Hilfe bei Rennunfällen auch medizinische Einrichtungen für Besucher, die bisher direkt am Eingang zum Ring angesiedelt waren. Diese können nun etwa für Testungen zur Verfügung stehen – eine externe Covid-Ambulanz, abgekoppelt von der Rennstrecke, soll ebenfalls Teil des Konzepts sein.

Neben den Teams, Fahrern und Ingenieuren müssen natürlich auch alle Hilfskräfte, vom Streckenposten bis zum Caterer, Schutzmaßnahmen treffen. Bei allen dürften wohl immer wieder Messungen der Körpertemperatur erfolgen. Außerdem wird der Kontakt mit den Teams so weit es geht unterbunden. Auch eine kontaktlose Übergabe von angelieferten Waren für die Teams sollte sich angesichts der zur Verfügung stehenden Fläche machen lassen.

Zu den bisherigen Zugangskarten, ohne die man beispielsweise nicht zu den Motorhomes gelangt ist, werden am Eingang tägliche Gesundheitschecks nötig sein. Wer auch nur die geringsten Symptome aufweist, muss sofort in einen isolierten Bereich, bis ein aktuelles Testergebnis vorliegt. Buffets oder gemeinsame Essen sind diesmal kaum vorstellbar. Die Teams werden wohl auch untereinander getrennt bleiben. Für das gesamte medizinische Personal, die Tests und den Zusatzaufwand wird wohl der Veranstalter, sprich das Projekt Spielberg, aufkommen müssen.

Anschober verspricht „seriöse Prüfung“

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hatte das Dokument bei seiner Pressekonferenz am Donnerstagvormittag noch nicht in seinem Besitz, erwartete es aber „zeitnah“: „Jeder Organisator oder Veranstalter hat das Recht, eine Veranstaltung zu beantragen. Die Grundvoraussetzung dafür ist ein Sicherheitskonzept“, betonte der Gesundheitsminister; man werde bei Vorliegen bewerten, „ist es ein Risiko oder nicht, entsprechen die Schutzmaßnahmen unseren Grundvorgaben? Auf dieser Basis wird faktenorientiert entschieden, und dabei spielt es keine Rolle, ob ich ein großer Fan der Formel 1 bin oder nicht“, versicherte Anschober augenzwinkernd. „Wir schauen uns jedes Konzept eines Bewerbers seriös und korrekt an.“

Der Minister verwies aber auf einen gewissen Zeitdruck: „Auch wir können ein derartiges Konzept nicht über Nacht prüfen.“ Für Veranstalter gebe es immer unterschiedliche Spezifika. „Ich gehe aber davon aus, weil es ja auch um sehr viel wirtschaftliches Potenzial geht, dass das sehr seriös gemacht wird. Dann machen wir denselben seriösen Prozess bei der Überprüfung.“

WM-Auftakt mit Doppelrennen

Die Formel 1 hat wegen der von der CoV-Pandemie ausgelösten Gesundheitskrise ihre ersten zehn Rennen abgesagt bzw. verschoben. Da kürzlich auch das Frankreich-Rennen gefallen ist, würde Österreich den WM-Saisonauftakt 2020 erleben. Dafür braucht es einen ausgeklügelten Plan sowie die Einhaltung strenger Maßnahmen. Rechteinhaber Liberty Media hatte kürzlich verkündet, die Durchführung des Grand Prix von Österreich hänge von der weiteren Entwicklung und den Entscheidungen der österreichischen Bundesregierung ab.

Konzeptiv soll der Personal-Tross pro Formel-1-Veranstaltung auf höchstens 2.000 Menschen reduziert werden, die sich zudem davor und danach ausreichend testen lassen. Ein Vorteil der ländlichen Rennstrecke in der Steiermark ist, dass sie sich fast direkt neben dem Flughafen Zeltweg befindet und die Unterkünfte rasch und einfach erreichbar sind – mehr dazu in Formel 1 in Spielberg: Indikator für Sportwelt (7.5.2020).