Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (rechts) im Gespräch mit Franz Neger.
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Politik

Schützenhöfer zu 75 Jahre ÖVP Steiermark

Die Steirische Volkspartei gedenkt an diesem Wochenende ihrer Gründung vor genau 75 Jahren. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer betonte, dass sich die Partei als Sammelbewegung verstehe. Gerade in der CoV-Krise sehe er sich als Kapitän.

Die Bereitschaft, Reformen und Neues zu wagen und einen Schritt vorauszugehen, das verbinde die Steirische Volkspartei des Jahres 2020 mit jener des Jahres 1945, sagte Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer im „Steiermark heute“-Interview anlässlich des Jubiläums der Partei.

Sammelbewegung

„Ich denke da oft an den alten Krainer, der von 1948 bis 1971 Landeshauptmann war, der diese Land von der Armut in den Wohlstand geführt hat. Oder ich denke an Alfons Gorbach, der im Ersten Weltkrieg einen Fuß verloren hat, der das Konzentrationslager überlebt hat, und der dann die große Versöhnungspolitik gewagt hat. Der auch Gruppen einbezogen hat, das war ja umstritten, das dritte Lager, die andere ausgeschlossen haben. Das ist in Kärnten der SPÖ gelungen, das ist hier uns gelungen, und eine Sammelbewegung zu sein ohne auf die Grundsätze zu vergessen, das ist etwas, was nach wie vor auch unsere Aufgabe ist in einer ganz anderen Zeit“, so Schützenhöfer.

Auftreten und Akzente

Lange Jahre galt das Auftreten der steirischen ÖVP-Politiker mancherorts als markant bis rebellisch. Gefragt, ob die steirische Volkspartei mittlerweile zu zahm geworden sei, sagte der Landeshauptmann: „Das glaube ich nicht. Wer mich kennt, weiß, dass ich intern meine Meinung so sage, dass man nicht daran zweifeln kann, was ich da zum Ausdruck bringen wollte. Sie haben mit der Wahrnehmung von außen recht, ich tue das jetzt intern.“

Innovative Ansätze in der Steirischen Volkspartei sehe er etwa in der Kulturpolitik, man habe mit Kulturlandesrat Christopher Drexler „einen tollen Mann an der Spitze dieses Ressorts“, sagte Schützenhöfer, „hier werden sicher Akzente wieder verschärft“.

Hermann Schützenhöfer zu 75 Jahre ÖVP Steiermark

Mit Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer hat Franz Neger gesprochen.

„Der Kapitän geht in der Krise nicht von Bord“

Er sei für fünf Jahre gewählt, so der Landeshauptmann, „die Periode dauert jetzt gerade mal ein halbes Jahr. Und gerade momentan in dieser krisenhaften Situation, in einer solchen denkt ein Landeshauptmann nicht darüber nach, wann er geht. In einer Krise geht ein Kapitän nicht von Bord.“ Wohl gehe ihm die Nachfolgefrage „immer im Kopf herum, denn wir leben in einer personalisierten Welt. Aber jetzt beschäftige ich mich damit eigentlich nicht.“

Gründung im Konvent

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde auch das politische Leben in der Steiermark neu organisiert. Zuerst formierten sich die Sozialisten formiert und stellten mit Reinhold Machold den ersten provisorischen Landeshauptmann. Am 18. Mai 1945 gründete der frühere christlich-soziale Landeshauptmann Alois Dienstleder zusammen mit anderen ehemaligen Christlich-Sozialen die Steirische Volkspartei. Und zwar im Konventsgebäude des Ordens der Grazer Kreuzschwestern. Bei den Novemberwahlen erreichte die Partei die absolute Mehrheit und stellte mit Anton Pirchegger den Landeshauptmann. Als Vermittler bei internen Differenzen trat schon bald Josef Krainer senior auf, geschäftsführender Landesparteiobmann wurde aber Alfons Gorbach.

Die Zeitreise vom 16. Mai

In einer Spezialausgabe der „Zeitreise“ widmet sich Franz Neger diesmal dem 75-Jahr-Jubiläum der ÖVP Steiermark.

Die Ära unter Krainer senior

1948 begann die Ära von Landeshauptmann Josef Krainer senior. In den 1960er-Jahren versuchte die Partei, sich immer stärker für neue Ideen und Strömungen zu öffnen – vor allem auch kulturell unter Landeshauptmann-Stellvertreter Hanns Koren. Nach dem plötzlichen Tod von Josef Krainer senior 1971 wurde Friedrich Niederl Landeshauptann und erreichte 1974 mit 53,2 Prozent das beste Landtagswahl-Ergebnis für die Volkspartei.

Landeshauptmann Josef Krainer (links) im Gespräch mit SP-Vize Peter Schachner während einer Landtagssitzung im April 1995.
apa

Krainer junior und Klasnic

Nach Niederls Rückzug 1980 übernahm Josef Krainer junior: Der Umbruch in der Industrie, der Kampf gegen die Draken-Abfangjäger, aber auch durch das sogenannte „Modell Steiermark“ angestoßene Reformen prägten seine Regierungszeit. Nach massiven Verlusten bei der Landtagswahl trat Krainer 1995 zurück, Waltraud Klasnic wurde erste Frau Landeshauptmann Österreichs.

Waltraud Klasnic wird Kandidatin der steirischen …VP um das Amt des Landeshauptmannes.  Waltraud Klasnic und Josef Krainer bei einer PK  in Graz.
APA

Von Voves zu Schützenhöfer

Bei der Landtagswahl 2000 gewann Klasnic für die ÖVP elf Prozent dazu, doch 2005 dann die schwerste Niederlage für die Steirische Volkspartei: Die SPÖ wurde Nummer eins und stellte mit Franz Voves erstmals seit 60 Jahren wieder den Landeshauptmann. Hermann Schützenhöfer wurde ÖVP-Landesparteiobmmann, die Zusammenarbeit mit SPÖ-Landeshauptmann Voves wurde mit den Jahren zunehmend besser.

16.6.2015 – Die Altlandeshauptleute Waltraud Klasnic (ÖVP / links) und Josef Krainer (ÖVP / rechts) mit dem designierten Landeshauptmann der Steiermark, Hermann Schützenhöfer (ÖVP) während der konstituierenden Sitzung des Steiermärkischen Landtags anl. der Wahl und Angelobung der neuen Landesregierung am Dienstag, 16. Juni 2015, in Graz.
APA/ERWIN SCHERIAU

Nach herben Verlusten überließ Voves 2015 trotz Platz eins Hermann Schützenhöfer den Landeshauptmann-Sessel, bei der Landtagswahl 2019 wurde die Steirische Volkspartei mit Hermann Schützenhöfer wieder klar stärkste Partei im Land.