Bischof Johann Weber
Katholische Kirche Steiermark
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Religion

„Herzbischof“ Johann Weber gestorben

Johann Weber, über 30 Jahre lang Bischof der Diöseze Graz-Seckau ist in der Nacht auf Samstag im Alter von 93 Jahren gestorben. Weber galt als „Herzbischof“ und als "Vater des diözesanen Aufbruchs“.

Erst am 26. April durfte Altbischof Johann Weber seinen 93. Geburtstag feiern. In den letzten Tagen wurde er allerdings intensivmedizinisch betreut. Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl bat in einer Aussendung „um das Gebet für unseren Bischof Johann“; in der Nacht auf Samstag starb Weber.

Johann Weber wurde 1927 in Graz als Sohn eines Gendarmen geboren. Nach dem Militärdienst im Zweiten Weltkrieg begann er 1946 ein Theologie-Studium und empfing 1950 die Priesterweihe. Diözesanjugendseelsorger der Katholischen Arbeiterjugend wurde Weber 1956 und sechs Jahre später Stadtpfarrer von Graz-St. Andrä. Am 10. Juni 1969 ernannte Papst Paul VI. Weber zum Bischof der Diözese Graz-Seckau, der er bis 2001 vorstand.

Amtszeit geprägt von großen Umwälzungen

In seine Zeit fielen die Umwälzungen des 2. Vatikanischen Konzils: Weber richtete Pfarrgemeinderäte (1969) und den Diözesanrat (1970) ein, die Telefonseelsorge (1974) wurde ebenfalls unter ihm ins Leben gerufen. Er setzte auch erstmals in der Steiermark Ordensfrauen in priesterlosen Pfarren (1971) ein. Größere Ereignisse wie der „Steirische Katholikentag“ 1981 oder die Zweite Europäische Ökumenische Versammlung 1997 in Graz wurden von Weber initiiert oder mitgeprägt. Ein Höhepunkt seiner Amtszeit war auch der Papstbesuch von Johannes Paul II. im Jahr 1983.

Johann Weber, Bischof der Herzen

Franz Neger hat ein Portrait des verstorbenen Altbischofs gestaltet.

„Bei den Menschen“

In der Bischofskonferenz war Weber Referent für Jugendfragen, später für „Kirche in der Gesellschaft“ zuständig. 1995 bis 1998 war Weber Vorsitzender der Bischofskonferenz. Außerdem war er „Medien-Bischof“ und unter anderem für die Theologischen Fakultäten und Hochschulen zuständig. „Bei den Menschen“ hieß sein 1994 veröffentlichte Buch – nach diesem Motto agierte er auch in seiner Pension: Nachdem er 2001 den Bischofsstab an Egon Kapellari übergeben hatte, war Weber bis zuletzt Seelsorger in Graz-St. Leonhard und hielt auch über die steirischen Grenzen hinaus Vorträge und Exerzitien.

Gegründet hat er auch die Bischof-Johann-Weber-Stiftung: Der Fonds wurde 1994 anlässlich Webers Silbernem Bischofsjubiläum von Diözese, Land und Stadt ins Leben gerufen – Menschen aus ex-kommunistischen Ländern sollte damit ein Studienaufenthalt in Graz ermöglicht werden.

Betroffenheit in Kirche, Politik und Gesellschaft

Tief betroffen vom Tod Webers zeigt sich Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl in einer ersten Reaktion: „Das hat mich schwer getroffen, auch wenn wir uns ob seines hohen Alters und seines eigenen, offenen Umganges mit dem Tod seelisch vorbereiten konnten. Seine Herzlichkeit, seine Offenheit und sein tiefer Glaube waren über Jahrzehnte das Rückgrat unserer Diözese. Er hat Generationen von Menschen und unsere Steiermark geprägt. Ich bin dankbar für dieses Gottesgeschenk an geistlichem Leben“, so Krautwaschl.

„Mit dem Tod des Altbischofs der Diözese Graz-Seckau, Johann Weber, verliert die Katholische Kirche in der Steiermark einen weit über die Diözesangrenze hinaus geschätzten Oberhirten. Seine Volksnähe und Bescheidenheit werden vielen Menschen, die dem Bischof begegnet sind, in Erinnerung bleiben. Höhepunkt seiner Amtszeit war zweifellos der Besuch von Papst Johannes Paul II im steirischen Wallfahrtsort Maria Zell im Jahr 1983 sowie die Übernahme des Vorsitzes in der österreichischen Bischofskonferenz“, würdigt Bundespräsident Alexander Van der Bellen den verstorbenen Altbischof.

„Bischof Johann hat in den Herzen der Steirerinnen und Steirer einen ganz besonderen Platz. Er war über Jahrzehnte das geistliche Herz einer aufblühenden Steiermark. Sein aufbrechender offener Geist verpflichtet dem 2. Vatikanischen Konzil prägte als Bischof der kleinen Leut’ Generationen von SteirerInnen. Ich konnte ihm im April noch zu seinem Geburtstag gratulieren und war sehr berührt von seiner Antwort“, zeigt sich Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) betroffen.

„Herzlichkeit und Offenheit bleiben in Erinnerung“

Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang sagt in einer ersten Stellungnahme: „Johann Weber war ein Bischof über sämtliche Konfessions-, Religions- und Parteigrenzen hinweg. Als steirischer Oberhirte stellte er stets das Verbindende vor das Trennende. Er wollte stets ein Bischof für alle Steirerinnen und Steirer sein, und das ist ihm auch Zeit seines Wirkens in eindrucksvoller Weise gelungen. Mein tiefstes Mitgefühl gilt jetzt der Familie und den vielen engen Freunden des Verstorbenen.“

„Johann Weber war einer der ersten hohen Kirchenvertreter, die sich zum Ziel gesetzt hatten, die Distanz zwischen Kirchenführung und Bevölkerung zu verringern, die Öffnung der Kirche war ihm ein großes Anliegen“, sagt der Landtagsabgeordnete Lambert Schönleitner. „Bischof Johann Weber war Pionier bei der Stärkung von Laien in Kirchenfunktionen“, erinnert Schönleitner und betont: „Seine Herzlichkeit, seine Offenheit und seine verbindende Grundhaltung werden dauerhaft in Erinnerung bleiben – unsere Gedanken sind bei allen, die ihm nahe standen.“

„Ein weiser, kluger und ausgleichender Bischof"

„Es war ein Glück für die Kirche in Österreich, dass Bischof Weber ab 1995 an ihrer Spitze stand.“ Mit diesen Worten über seinen Vorgänger im Amt als Vorsitzender der Bischofskonferenz würdigt Kardinal Christoph Schönborn den verstorbenen steirischen Langzeitbischof. „Bischof Weber hat in der schweren Zeit nach der Causa Groer und dem ‚Kirchenvolks-Begehren‘ die Kirche sehr gut geleitet“, hielt Schönborn im Interview mit Kathpress fest. In den kirchlich schwierigen 90er-Jahren habe sich Weber immer als „ein weiser, kluger, ausgleichender und zugleich engagierter und mutiger Bischof bewiesen“. Sein ganzes Geschick habe Bischof Weber dann im Rahmen des von ihm initiierten „Dialogs für Österreich“ beweisen können und bei der damit verbundenen Delegiertenversammlung 1998 in Salzburg, „die er ausgezeichnet moderiert hat“, so der Kardinal.

Betroffen reagierte der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, ein gebürtiger Steirer, auf die Nachricht: „Ein gutes Stück Kirchen- wie Glaubensgeschichte hat in Bischof Johannes Weber einen ehrlichen wie begeisterten Zeugen verloren. Nun ist er, wie er einigen Weggefährten angekündigt hatte, heimgegangen. Lieber Bischof Johann, ein herzliches Vergelt ́s Gott!“ Für den Kärntner Diözesanbischof Josef Marketz hatte Weber „als Bischof, Theologe und Mensch die Kirche und Gesellschaft in Österreich jahrzehntelang mitgeprägt und Maßstäbe gesetzt, die uns auch heute noch als Vorbild dienen können. Er war ein Bischof der Herzen, ein Leutebischof“, so Marketz laut Kathpress.

„Ganz nahe bei den Menschen und bei Gott"

Kondolenzadressen kommen auch von anderen Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft: Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl würdigte Weber als „selbstbewussten Religionsverbinder, der in Demut seine Glaubensbotschaft mit allen in der Bevölkerung teilte“. Caritas-Direktor Herbert Beiglböck unterstrich die karitative Dimension des Wirkens Webers: Mit dem Wahlspruch „den Armen die frohe Botschaft zu bringen“ habe sich Bischof Weber von Anfang das Handeln der Caritas zu einer wesentlichen Dimension seines seelsorgerischen Wirkens gemacht: „Ganz nahe bei den Menschen und bei Gott, aufmerksam und interessiert für unsere Arbeit war er der Caritas bis zuletzt verbunden. Persönlich war er mir Weggefährte, ein Wort, das er gerne gebrauchte, der mich entscheidend geprägt und behutsam begleitet hat.“

Als „liebenswürdigen Kirchenbotschafter“ würdigte die Präsidentin der Katholischen Aktion in der Steiermark, Andrea Ederer, den Verstorbenen. „Im Geiste des II. Vatikanums forderte und förderte er die Mitgestaltung der Laien in Kirche und Welt. Das Prinzip von Joseph Kardinal Cardajn ‚Sehen – urteilen – handeln‘ leitete das Wirken von Bischof Johann“, der zeitlebens der Katholischen Aktion verbunden gewesen sei.

„Ein großer Mann der Ökumene“

Auch Vertreter der Evangelischen Kirche bekunden am Samstag ihre Anteilnahme. „Als Bruder in Christus war der nun Heimgegangene den Superintendenten unserer Kirche in seiner zugewandten Art brüderlich nahe; in seinem theologischen Denken und kirchenleitenden Handeln ein Wegbegleiter unserer Kirche, der Geschwisterlichkeit glaubhaft gelebt hat. Dankbar für sein Wirken und in der Zuversicht des Lebens in Gottes Licht sprechen wir unserer Schwesterkirche unser Beileid aus“, sagt Superintendent Wolfgang Rehner.

Superintendentialkurator Michael Axmann bezeichnet Bischof Weber als „großen Mann der Ökumene.“ Und weiter: "Ich verneige mich vor einem mutigen Vorreiter. Er hat mit seiner Offenheit und Dialogbereitschaft entscheidend beigetragen die Basis für das vorbildliche ökumenische Klima in der Steiermark zu legen“.

Die Grazer Stadträtin Elke Kahr erinnert sich: „Zuletzt bin ich ihm in der Sozialeinrichtung „Ranke“ bei der Feier zum 80. Geburtstag ihres Gründers Harry Krenn und der Hausbewohnerin Frau Ahorner begegnet. Dort hat er eine bewegende Ansprache gehalten. Seine Art des Umgangs mit den Menschen, die nicht auf die Butterseite des Lebens gefallen sind, hat mich tief beeindruckt. Er zeichnete sich durch Einsatz für die Armen und Bedürftigen aus. Man nannte ihn auch einen Seelsorger der Arbeiter.
Wir werden Johann Weber gerade wegen dieser Charakterzüge im Gedächtnis behalten.“