Wissenschaft

Grillen haben sensibles Gehör für Fledermäuse

Grazer Forscher haben eine ganz besondere Gabe von Grillen entdeckt: Die Tiere sind sensibilisiert auf die Signale ihres Fressfeindes, der Fledermaus, und lassen sich dabei von anderen Geräuschen kaum beirren.

Im tropischen Regenwald von Panama lassen sich immer wieder kleine Grillen beobachten, die sich im Flug plötzlich fallen lassen und so ihrem Fressfeind, der Fledermaus, entkommen.

Grillen reagieren ab einer gewissen Lautstärke

Heiner Römer, emeritierter Professor des Instituts für Biologie der Universität Graz, und Marc Holeried von der Universität Bristol gingen der Sache auf den Grund und fanden heraus, wie es den Grillen gelingt, die Fledermaus aus der vielstimmigen Geräuschkulisse des Regenwalds „herauszuhören“.

„Wir haben festgestellt, dass die Grillen im Vergleich zu anderen Insekten eine sehr hohe Verhaltensschwelle von 80 Dezibel haben“, erklärt Römer. Die Forscher haben dazu in einem ersten Schritt das Verhalten der Grillen in Laborexperimenten untersucht, indem sie ihnen die Laute von Fledermäusen und Heuschrecken im Flug vorspielten – zu ihrem Erstaunen reagierten die Grillen ab einer gewissen Lautstärke auf beide Arten von Lauten gleich: Sie hörten für kurze Zeit auf zu fliegen. Ein derartiger Stopp bewirkt einen kurzen Absturz im Flug, wodurch die Tiere sich aus der Angriffslinie ihrer Fressfeinde manövrieren.

Grille
Pixabay/Ronald Plett

Echo-Lautstärke geht von Grillen aus

Ein Flugstopp wegen des Lautes der harmlosen Laubheuschrecken würde allerdings einen Fehlalarm darstellen. Die Lösung brachte schließlich die genaue Messung der Echo-Lautstärke, die von den kleinen Grillen selbst ausgeht: Mithilfe dieser Werte, der gemessenen Verhaltensschwelle, sowie der Lautstärke von 130 Dezibel der Echoortungslaute haben die Forscher berechnet, bei welcher Distanz die Fledermaus zum ersten Mal die Beute hört und die Beute mit Fluchtverhalten reagiert.

Dabei zeigte sich, dass die effiziente Strategie der Grillen auf wenigen Punkten beruht: „Die Grillen reagieren erst dann mit Fluchtverhalten, wenn die Fledermaus in einer Entfernung von sieben Metern gerade das Echo der Grille gehört hat und insofern der Räuber ein echtes Risiko darstellt“, erklärt Römer. Auf die große Mehrheit von Echoortungslauten reagieren die Grillen demnach nicht.

Leisere Geräusche werden „überhört“

Gleichzeitig ignorieren die Grillen alle nicht relevanten Ultraschall-Signale der Heuschrecken, die unterhalb von 80 Dezibel liegen. „Eine wunderbar einfache Entscheidungsregel, die die Evolution hervorgebracht hat, auf den Punkt genau abgestimmt auf ihre Körpergröße und die akustischen Rahmenbedingungen des nächtlichen Regenwalds“, resümiert Römer.