Ein Wolf streift durch den Wald
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Landwirtschaft

Vermehrte Wolfsrisse sorgen für Diskussionen

In der Steiermark ist es in den letzten Wochen vermehrt zu Wolfsrissen gekommen. Die Aufregung unter den Landwirten ist groß – man sieht die Almwirtschaft in Gefahr. Die Jägerschaft tritt für die Jagd von Wölfen ein, Tierschützer sind dagegen.

Am 1. Juni wurde ein Kalb in Gaishorn im Bezirk Liezen erlegt – alle Spuren deuten daraufhin, dass es sich um einen Wolf handelt, der DNA-Test ist aber noch ausständig. Auch Mitte Mai riss ein Wolf im Bezirk Liezen ein Schaf, in Voitsberg Mitte April elf Schafe, in Spielberg in besiedeltem Gebiet drei Schafe.

Derzeit rund 50 Wölfe in Österreich heimisch

Laut Experten werden immer mehr Wölfe in die Steiermark kommen – nun stellt man sich die Frage, wie ein Zusammenleben funktionieren kann. Genau dieser Frage widmet sich das „Österreich-Zentrum für Bär, Wolf und Luchs“, das im Februar 2019 in Raumberg-Gumpenstein gegründet wurde. Der Geschäftsführer Albin Blaschka geht davon aus, dass die Zahl der Wölfe bei uns steigen werde: „Im Laufe des Jahres 2019 konnten ca. 50 Wölfe in Österreich genetisch nachgewiesen werden. Wir gehen aktuell von drei Wolfsrudel im Norden von Niederösterreich an der Grenze zu Tschechien aus.“ – mehr dazu in Drei Wolfsrudel in Niederösterreich (noe.ORF.at).

Durch die hohe Mobilität der Tiere – ein Wolf kann in 24 Stunden etwa 100 Kilometer wandern – sei es sehr schwierig, konkrete Zahlen für ein Bundesland zu nennen, so Blaschka, nach den letzten Vorfällen könnten es aber in der Steiermark zwischen ein und drei Wölfe sein.

Herdenschutz durch Elektrozäune

Der Wolf, der EU-weit unter Naturschutz steht, sei ein wichtiger Bestandteil des Öko-Systems, sagt Christian Pichler, Wolfsexperte beim WWF. In anderen Ländern gebe es gute Lösungen, wie ein Zusammenleben mit dem Wolf funktioniere, betont Pichler: „In erster Linie sei das der Herdenschutz, nämlich Nutztiere in Zukunft vor Übergriffen durch Elektrozäune, durch Hirten und durch Herdenschutzhunde zu schützen. Das funktioniert in Deutschland und in der Schweiz sehr gut.“

Jäger fordern Jagd in bestimmten Gebieten

Kosten und Aufwand für Herdenschutz werden unterschätzt, sagt dagegen der steirische Landesjägermeister Franz Mayr-Melnhof Saurau, außerdem seien die Stromzäune eine große Gefahr für andere Tierarten, die bei lebendigem Leib gegrillt werden.

Es müsse seiner Ansicht nach erlaubt werden, Wölfe in bestimmten Gebieten zu bejagen: „Ein Zusammenleben mit dem Wolf in der Kulturlandschaft braucht ein klares Management. Für Siedlungsgebiete schließe ich mich hier der Meinung von Professor Hackländer von der BoKu Wien an, dass erfolgreiches Management die gezielte Entnahme nicht ausschließen kann.“

Agrar-Landesrat Johann Seitinger (ÖVP) tritt für eine Bejagung des Wolfs im Siedlungs- und landwirtschaftlich genutzten Gebiet ein; dort, wo der Wolf keine Menschen gefährdet, soll er weiterhin geschützt bleiben, so Seitinger.