Fred Ohenhen
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Chronik

Rassismus: „Jeder Schritt ist wichtig“

Seit dem gewaltsamen Tod des farbigen US-Amerikaners George Floyd ist auch in der Steiermark die „Blacklivesmatter“-Bewegung angekommen. Fred Ohenhen vom Verein ISOP arbeitet seit Jahren mit Kindern und Jugendlichen, um Rassismus vorzubeugen.

Fred Ohenhen ist selbst von schwarzer Hautfarbe. Seit 30 Jahren lebt und arbeitet er in der Steiermark. Rassismus hat er selbst dutzende Male am eigenen Leib erfahren. Im Interview mit Thomas Weber spricht Ohenhen über Erfahrungen und seine Arbeit.

„Rassismus tut sehr weh“

Zwar bemerke er, dass die Anfeindungen gegen seine Person seltener werden, sagt Ohenhen, dennoch sei es jedesmal eine Kränkung. Es gab Zeiten, in denen er angesprochen wurde von Menschen, die sagten, er solle „zurück in den Busch gehen“ oder die ihn anspuckten, schildert Ohenhen.

Fred Ohenhen im Gespräch mit Thomas Weber
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„Man versucht damit zu leben aber es kränkt einen und tut sehr oft weh.“ Immer wieder treffe es einen ins Herz. Auf die Frage ob man nicht abstumpfe, sagt Ohenhen: „Es ist jedesmal eine Beleidigung, eine Erniedrigung. Man kann sich nicht daran gewöhnen. Man ist oft gut drauf und dann passiert etwas und dann wird man traurig und nachdenklich. Und man denkt, was nicht mit einem selbst passe.“

„Was stimmt nicht mit mir?“

Ob man das nicht umgekehrt sehen könnte, dazu sagt Ohenhen: „Ja, das stimmt, aber in dem Moment fühlt sich der andere überlegen. Es trifft einen unvorbereitet und bevor man die richtigen Worte findet, ist derjenige schon wieder weg.“

„Ich bin geboren in Nigeria, in Afrika, aber jetzt bin ich Österreicher, ich bin einer von denen. Ich habe zwei Töchter, die hier geboren wurden, ihre Mama kommt aus der Obersteiermark. Sie sind Steirerinnen. Die Menschen müssen beginnen, damit zu leben.“

Jeder noch so kleine Schritt gegen Rassismus ist wichtig

Was von den Protesten bleiben wird, dazu sagt Ohenhen: „Ich war am Dienstag am Hauptplatz und habe gesehen, wie junge Menschen demonstriert haben. Es waren ungefährt 1.000 und das hat mich so gefreut. Es gab verschiedene Hautfarben, man hat nicht gewusst, sind sie aus der Steiermark oder nicht? Aber man hat gemerkt, dass Unterdrückung nicht gut ist. Sie haben gemerkt, dass es auch sie treffen könnte. Meine Meinung ist, kein Schritt ist zu wenig! Es ist nichts zu wenig. Alles, was dazu beiträgt, dass es besser wird, muss man machen, egal wie wenig das ist“, sagt Fred Ohenhen.