Chronik

Ottokar Kernstock-Denkmal in Hartberg beschmiert

Vermutlich vor dem Hintergrund der weltweiten Anti-Rassismus-Proteste haben Unbekannte im oststeirischen Hartberg ein Denkmal des „Hakenkreuzlied“-Dichters Ottokar Kernstock mit roter Lackfarbe beschmiert.

Das Abbild des steirischen Lyrikers, der laut Kritikern mit seiner Deutschtümelei ein Wegbereiter des Nationalsozialismus war, dürfte laut Polizei von Montag auf Dienstag beschädigt worden sein. Die Höhe des Schadens ist bisher nicht bekannt. Die Ermittler bitten unter der Nummer 059133/6230 um Hinweise aus der Bevölkerung, die möglicherweise Beobachtungen gemacht haben könnte.

Bevorzugter Dichter im „Dritten Reich“

Das Denkmal im Bergpark der oststeirischen Bezirkshauptstadt ist im Gegensatz zu diversen Straßen- und Platznamen, die bereits geändert wurden, noch immer eine Erinnerung an den Dichter, der am 25. Juli 1848 in Maribor im heutigen Slowenien geboren wurde. 1923 verfasste Kernstock unter anderem für die nationalsozialistische steirische Ortsgruppe Fürstenfeld ein „Hakenkreuzlied“ – damit wurde er einer der bevorzugten Dichter des „Dritten Reiches“, obwohl er bereits im Jahr 1928, fünf Jahre vor der Machtergreifung der NSDAP in Deutschland, gestorben und auch nie Mitglied irgendeiner NS-Organisation in Österreich war.

Dennoch wurde Kernstock für die unterschiedlichsten deutsch-nationalen Gruppierungen zu einer Identifikationsfigur: So gab es unter anderem eine Ortsgruppe des Deutschen Schulvereins „Ottokar Kernstock“, „Kernstock-Schulen“, Kernstock-Postkartenserien mit markigen Sprüchen des Dichters bis hin zu den vor allem in der Steiermark beliebten Straßen- und Platzbenennungen. Diese gerieten in den vergangenen Jahren aber zunehmend in Kritik, was auch schon zu so manchen Umbenennungen führte.

Die meisten Kernstockplätze bereits umbenannt

In Hartberg etwa wurde der Kernstockplatz erst im Vorjahr in den Europaplatz umbenannt. Bereits 1992 wurde der Kernstockplatz in Wien-Ottakring in Familienplatz umbenannt. In Oberösterreich sind bereits flächendeckend alle Benennungen aus den Gemeinden und Städten verschwunden. In Graz dagegen steht beispielsweise am Plabutsch immer noch die Kernstockwarte.