Die Zeugnisübergabe fand Donnerstagnachmittag statt – und sie war dann doch etwas anders, erzählt Direktor Günter Schweiger: „Der Roboter ist tatsächlich nur ein Roboterarm, aber damit das nicht so ausschaut wie in der Fabrik, haben wir ihn etwas festlich hergerichtet. Es ist ja kein humanoider Roboter – das darf man sich nicht so vorstellen, dass da ein menschenähnlicher Roboter dasteht. Der Jahrgangsvorstand drückte dann einen Knopf, dann hat der Roboter das Zeugnis überreicht, und anschließend kam es dann zum Foto mit gehörigem Babyelefantenabstand.“
„Wollten Schülern emotionalen Höhepunkt nicht nehmen“
Wie es zu dieser Idee kam, schildert der Direktor so: „Wir wollten neben dem Eindämmen des Virus den Schülern den emotionalen Höhepunkt nicht nehmen. Schüler und Eltern haben sich jahrelang darauf gefreut, und das musste passieren, und in diesen Zeiten, wo eine Hand-zu-Hand-Übergabe zu gefährlich ist – und weil wir auch eine EDV-HTL sind –, war es für uns naheliegend, einen Roboter einzusetzen.“
Wenn der Roboter ein Zeugnis übergibt
In Zeiten der CoV-Pandemie ist es notwendig, den Abstand im Ausmaß des berühmten Babyelefanten zu halten. Aus diesem Grund dachte sich die HTL Kaindorf zur Reife- und Diplomzeugnisübergabe etwas Besonderes aus: Ein Roboter überreichte die Zeugnisse.
Das Foto der Zeugnisübergabe mit Roboterarm sieht ein wenig nach Science-Fiction aus – ist es aber nicht, wie Schweiger betont: „In Wirklichkeit bewegen wir uns ja in Richtung Science-Fiction. Es passieren schon so viele Dinge in Fabriken, in Häusern, die viele Leute gar nicht erfassen, und deswegen glaube ich, dass in den nächsten Jahren mehr Science-Fiction-Anteile in der Welt sein werden, als wir jetzt annehmen.“
Entsprechend zukunftsorientiert wird in der HTL Kaindorf auch gelehrt: Der Roboterarm wurde nämlich von den Schülern selbst programmiert. „Wir haben in der Abteilung für Automatisierungstechnik einen Roboter stehen. Unsere Schüler programmierten die Bewegungen und auch die Geschwindigkeit dieses Arms, und dieser Arm wird halt nicht in Fabriken eingesetzt, sondern eben dafür, das Zeugnis mit einem guten Schwung zu überreichen.“
„‚Leistung mit Menschlichkeit‘ in die Welt tragen“
Mit gutem Schwung soll es für die Maturanten auch weitergehen, wünscht sich Schweiger: „Ich wünsche ihnen, ehrlich zu sich selbst zu bleiben, Verantwortung zu tragen für sich und andere, Empathie zu haben – neben allen fachlichen Kenntnissen –, sich in andere hineinzufühlen. Unser Slogan ist ‚Leistung mit Menschlichkeit‘, und ich hoffe, sie werden diesen Slogan in die Welt hinaustragen.“