Wahl 20

GRW: Die Reaktionen aus den Regionen

Auf die Ergebnisse der Gemeinderatswahlen folgen nun die Reaktionen aus den Regionen – unter anderem aus dem oststeirischen Hartberg und aus dem obersteirischen Bruck, wo sich ÖVP und SPÖ jeweils die absolute Mehrheit zurückholen konnten.

Die steirischen Gemeinderatswahlen sind geschlagen – und es gibt mit der ÖVP einen klaren Wahlsieger. Die SPÖ verzeichnet ein leichtes Plus, allerdings fielen einige rote Hochburgen, für die FPÖ gab es durchwegs herbe Verluste – mehr dazu in ÖVP klarer Wahlsieger.

Absolute für ÖVP-Bürgermeister in Hartberg

Die oststeirische Bezirkshauptstadt Hartberg ist – mit 6.700 Einwohnern – nach Fürstenfeld die zweitgrößte Stadt des Bezirks Hartberg-Fürstenfeld. Den Bürgermeister stellte dort zuletzt die ÖVP mit Marcus Martschitsch. Er war erst seit 2016 im Amt, stellte sich am Sonntag also erstmals dem Wähler und konnte dabei in Hartberg nicht nur das beste Ergebnis seit 25 Jahren für die ÖVP bei Gemeinderatswahlen einfahren, sondern nach zehn Jahren auch die absolute Mehrheit für die Partei zurückerobern.

Ergebnis Hartberg
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In einer ersten Reaktion meinte Martschitsch zu seinem Wahlerfolg: „Es ist ein schöner Tag für Hartberg. Der gemeinsame Weg der letzten vier Jahre hat sich hier ausgezahlt. Wir haben doch sehr viel für Hartberg erarbeiten können, und ich glaube, dass wir miteinander diesen Weg auch in der Zukunft weitergehen.“

Vergangene „Skandale sind abgearbeitet“

Auf die Frage, was sich geändert habe, dass der Zuspruch für die ÖVP so groß ist, antwortete Martschitsch: „Ich glaube die vergangenen ‚Skandale‘ sind abgearbeitet worden. Wir haben Hartberg finanziell gut aufgestellt, wir haben für eine breite Unterstützung gesorgt, die Hartbergerinnen und Hartberger haben uns ein gutes Zeugnis ausgestellt, sie sind zufrieden mit dem, was wir geschaffen haben.“

Marcus Martschitsch
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Dass Martschitsch sich durch die Absolute nun keinen Partner suchen muss, ist für ihn eine gewisse Erleichterung, wie er sagt, nachdem er zuletzt einen Pakt der Opposition gegen sich hatte: „Es waren schwere vier Jahre, die haben mich geprägt, ich habe viel gelernt. Ich habe auch gelernt, dass wir miteinander die Entscheidungen treffen können.“

Neu eingezogen auf Platz zwei ist in Hartberg eine Bürgerliste aus ehemaligen ÖVP-Mitgliedern: „Ich gratuliere zu diesem Ergebnis, und wir werden sehen, wie die Zusammenarbeit in den nächsten Monaten funktioniert“, so der ÖVP-Wahlsieger zu diesem Ergebnis. Die SPÖ verlor in Hartberg 11,7 Prozent und erreichte nur noch elf Prozent der Stimmen.

SPÖ holte sich Absolute in Bruck an der Mur zurück

In der Bezirkshauptstadt Bruck/Mur im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag ist es die SPÖ, die sich die 2015 verlorene absolute Mehrheit wieder zurückholen konnte und nun auf 52,4 Prozent der Stimmen kommt.

Die Freude beim Brucker Bürgermeister Peter Koch, der – wie auch sein Amtskollege in Hartberg – das erste Mal als Spitzenkandidat für die SPÖ angetreten war, ist entsprechend groß: "Ich habe mich bemüht, ich habe mich reingehauen, ich habe ein bisschen einen unorthodoxen Wahlkampf geführt – ohne Plakate, einfach mit dem, dass ich so bin, wie ich bin und ich glaube, die eine oder andere gute Idee haben wir gehabt.“

Ergebnis Bruck/Mur
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Auf die Frage, ob es in der SPÖ – nach dem Ende der internen Debatten und der Mitgliederbefragung – nun so etwas wie Rückenwind gibt, sagt Koch: "Ich glaube, der Bund kann ein bisschen was mitnehmen vom Rückenwind aus den Städten, ein bisschen was mitnehmen für die Bundespartei und für die Wahl in Wien. Wir sind eine Partei der Städte, und wir werden da auch noch erfolgreicher sein, als wir sind.“

FPÖ fällt aus dem Brucker Stadtsenat

Wieder dazu gewonnen hat mit 22,8 Prozent der Stimmen auch die Volkspartei mit ÖVP-Spitzenkandidatin Susanne Kaltenegger, bisher Vizebürgermeisterin – demnach hat die ÖVP nun wieder jenen Mandatsstand, den sie vor 2015 hatte. Sie gratuliere Koch zur absoluten Mehrheit, aber „jetzt heißt es natürlich auch für ihn, die angesprochene Buntheit zuzulassen. Die Meinungsvielfalt und die Transparenz in der Brucker Stadtpolitik hat in den letzten Jahren natürlich gut getan und die werden wir auch weiterhin einfordern“, sagte Kaltenegger.

Eindeutiger Wahlverlierer waren auch in Bruck an der Mur die Freiheitlichen: Nach einem Plus von elf Prozentpunkten bei der Wahl 2015 folgte am Sonntag für FPÖ-Spitzenkandidat Kletus Schranz ein bitterer Rückschlag, nur 9,4 Prozent der Stimmen wurden erreicht. Schranz sagt, er habe auf die falsche Strategie gesetzt und werde die Konsequenzen ziehen: „Wir werden nächste Woche eine Vorstandssitzung abhalten, wir werden das besprechen und ich werde meinen Mitstreitern erklären, dass ich mich in Zukunft für Familie und mehr Freizeit aussprechen werde und werde am gleichen Tag als Vizebürgermeister zurücktreten." Die Grünen mit Spitzenkandidat Siegfried Schausberger verdoppelten in Bruck ihren Mandatsstand in Bruck von eins auf zwei, ebenso die Kommunisten.

Kapfenberg bleibt rote Hochburg

Auch in der größten Stadt der Mur-Mürz-Furche, in Kapfenberg, konnten die Sozialdemokraten ihre absolute Mehrheit ausbauen. SPÖ-Bürgermeister Friedrich Kratzer – auch er war das erste Mal als Spitzenkandidat angetreten – erreichte 56,8 Prozent der Stimmen. Kratzer zu diesem Erfolg: „Ich bin total überrascht und ich muss sagen, es ist hervorragend gelaufen. Die Wählerinnen und Wähler haben wirklich das goutiert, was geleistet wurde, als wir durch die Corona-Krise geleitet haben.“

Ergebnis Kapfenberg
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Die Krise rund um das Coronavirus sah Kratzer dager als Vorteil für die Amtsinhaber, aber auch als Nachteil insofern, dass weniger zur Wahl gegangen sind. Als größtes Projekt für die Zukunft sieht Kratzer den Ausbau der Eishalle in eine Stadthalle.

Fritz Kratzer
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Freiheitliche verlieren in Kapfenberg stark

Grund zu feiern hat in Kapfenberg aber auch ÖVP-Spitzenkandidat Andreas Handlos. Die Volkspartei hat nun sechs statt nur drei Mandate und 20,3 Prozent. Der Einsatz seines Teams habe sich im Ergebnis niedergeschlagen, sagt Handlos, „vor allem die Jungen in unseren Reihen, die eine starke Zukunftshoffnung sind.“ Eine „Frontaloppoisition“ wolle man künftig nicht sein, „aber wir werden auch nicht bei allen Dingen, die die Mehrheitsfraktion gestaltet immer mit dabei sein“, so Handlos.

Reinhard Richter, Spitzenkandidat der Freiheitlichen, musste in Kapfenberg eine derbe Niederlage hinnehmen. Die Freiheitlichen verlieren mehr als 15 Prozentpunkte und haben nur noch 9,5 Prozent der Stimmen.

Vukan holt mit neuer Liste Wahlsieg in Mureck

Mit einem Erdrutschsieg steht der Murecker Bürgermeister Anton Vukan vor seiner zweiten Amtszeit – allerdings nicht mehr als SPÖ-Bürgermeister, sondern mit eigener Liste, die er erst im Jänner gemeinsam mit seinem ÖVP-Vizebürgermeister auf die Beine gestellt hatte. Seiner Partei kehrte der ehemalige SPÖ-Landesgeschäftsführer den Rücken, ohne dabei Schaden zu nehmen – im Gegenteil: Sein Ziel, die absolute Mehrheit in Mureck zu halten, wurde mit 67 Prozent der Stimmen sogar übertroffen.

Ergebnis Mureck
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Statt der Wahlplakate sollten die zahlreichen Bauprojekte Wählerstimmen bringen. Auch ein Ärztezentrum und der Neubau des Kindergartens sind in Mureck in den letzten fünf Jaren realisiert worden: „Ich denke den Menschen hat es gefallen, dass zwei von verschiedenen Parteien sagen, wir wollen zusammenarbeiten und wir wollen nicht in der Gemeinde diesen Parteienstreit von Bund und Land weiterführen“, so Vukan. Sein Listenpartner Klaus Strein ergänzt: „Die Bürgerinnen und Bürger haben uns nur gewählt, weil wir gut zusammenarbeiten.“

Anton Vukan (rechts) freut sich
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Neue Projekte wie die Fusion von Musikschule und Neuer Mittelschule sollen nun auch als Bürgerliste gelingen, so Vukan: „Wenn wir ein gutes Projekt, das auch finanzierbar ist, präsentieren, wird es auch unterstützt werden, von welcher Seite auch immer.“ Die SPÖ hält künftig nur noch ein Mandat in Mureck, die FPÖ ist aus dem Murecker Gemeinderat ausgeschieden.

Die Reaktionen aus der Landespolitik

Durchwegs zufrieden zeigt sich die Landespolitik mit den Ergebnissen der Gemeinderatswahlen, allen voran Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, dessen ÖVP deutlich zulegen konnte. „Kein guter Tag“ war es für FPÖ-Chef Mario Kunasek – mehr dazu in Die Reaktionen aus der Landespolitik.

Beinah ungetrübte Freude auch auf Bundesebene

Freudige Reaktionen kamen nach den steirischen Gemeinderatswahlen aus den Parteien auf Bundesebene: SPÖ, Grüne und NEOS freuten sich ob der Zugewinne. Einzig die FPÖ, die beinahe halbiert wurde, kommentierte das Ergebnis äußerst knapp – mehr dazu in Beinah ungetrübte Freude auf Bundesebene.