Tag der Lockerungen in Eisenstadt
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Coronavirus

CoV-Lockerungen: Experte für klarere Regeln

Woche für Woche werden in Österreich und in anderen Ländern die CoV-Bestimmungen gelockert. Angesichts wieder steigender CoV-Zahlen stellt sich aber die Frage, ob diese Schritte nicht zu früh gekommen sind. Ein Grazer Experte fordert klarere Regeln.

Die Zahl der bestätigten Fälle steigt derzeit deutlich: Laut aktuellen Zahlen des Gesundheitsministeriums (Stand: Mittwoch, 11.00 Uhr) wurden binnen eines Tages 114 neue Coronavirus-Fälle gemeldet – mehr dazu in Über 100 neue Fälle innerhalb eines Tages (news.ORF.at). Viele davon sind laut Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) zwar in regionalen Clustern, darunter auch eine Baufirma in Graz – mehr dazu in Zehn Infektionen in Grazer Baufirma –, dennoch stellt sich die Frage, ob die Lockerungen nicht zu früh gekommen sind.

Eigenverantwortung mit Regeln

Man habe in den vergangenen Monaten Zeit gehabt, das Virus besser kennen zu lernen, und man wisse heute genauer, worauf man achten müsse, sagt der Gesundheitsexperte und Mediziner Martin Sprenger – dennoch vermisse er jetzt klare Vorgaben: Eigenverantwortung sei wichtig, allerdings nicht ohne Regeln.

Für Sprenger kommen die Lockerungen zu früh, dass etwa wieder größere Veranstaltungen in geschlossenen Räumen erlaubt sind: „Wir sind in der Pandemie noch nicht so weit fortgeschritten, dass wir sagen können, wir können auf diese Regeln verzichten. Ich hätte einige dieser Regeln einfach aufrecht erhalten, und ich glaube auch, dass die Bevölkerung das so akzeptieren würde.“

„Mit neuem Gesundheitsrisiko leben lernen“

Man müsse nun aufpassen, dass man von einer anfänglichen Vorsichtigkeit im Umgang mit dem Coronavirus nun nicht in eine Sorglosigkeit abkomme, so der Experte. Von einer zweiten Welle wolle er nicht sprechen – man müsse sich eher auf lokale Häufungen einstellen und versuchen, die Gefahr vor allem für Risikogruppen zu verhindern.

„Wir werden mit diesem neuen Gesundheitsrisiko leben lernen müssen, und wie bei allen Gesundheitsrisiken werden wir in Kauf nehmen müssen, dass Menschen daran erkranken, versterben. Wir nehmen Krebsrisiken in Kauf, Risiken von Herzkreislauf Erkrankungen, Unfallrisiken. Aber wir müssen aufpassen dass das Risiko bestmöglich minimiert wird. Solange das Coronavirus zirkuliert, wird immer ein Risiko da sein, aber es muss in einem Bereich bleiben, der von der Bevölkerung akzeptiert wird“, so Sprenger, der hofft, dass die Situation nicht kippt.

Schon einfache Maßnahmen können helfen

Einfache Maßnahmen – auch über den Sommer – könnten dabei helfen: Sprenger rät etwa davon ab, Veranstaltungen in geschlossenen Räumen abzuhalten, und auch in Bereichen, wo sich Risikogruppen befinden – etwa in Pflegeheimen oder Gesundheitseinrichtungen – brauche es genaue Richtlinien. Bei Reisen rät der Mediziner, sich die Situation in der Urlaubsdestination genau anzusehen und auf große Menschenansammlungen etwa in Bars zu verzichten.