Der Herausgeber der Literaturzeitschriftt „manuskripte“ Alfred Kolleritsch am Samstag, 4. Dezember 2010, vor Beginn des feierlichen Abends anlässlich 50 Jahre „manuskripte“ im Schauspielhaus in Graz.
APA/MARKUS LEODOLTER
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Kultur

Abschied von Alfred Kolleritsch

Der große steirische Autor und Literaturförderer Alfred Kolleritsch ist am Freitag in Mureck offiziell verabschiedet worden. Zahlreiche Trauergäste und literarische Wegbegleiter erwiesen ihrem „Fredy“ die letzte Ehre. Kolleritsch ist am 29. Mai in Graz gestorben.

Alfred Kolleritsch hat das Ansehen von Graz und der Steiermark in der Welt der Literatur wesentlich geprägt. Zahlreiche Wegbegleiter aus Kultur und Politik würdigten den „Dichtervater“, wie er genannt wurde, am Freitag bei der offiziellen Verabschiedungsfeier, die unter strengsten Coronavirus-Schutzmaßnahmen stattgefunden hat.

„Er hat uns viel beigebracht“

Kolleritsch galt als weltoffen und menschlich. In den 1950er – und 1960er-Jahren trotzte er dem damaligen Zeitgeist. Autorin Barbara Frischmuth kannte Kolleritsch sechs Jahrzehnte lang: „Man kann von ihm lernen, dass man Dinge ausreifen lassen und Geduld haben sollte. Er hat uns viel beigebracht.“

„Hat junge Autoren an der Hand genommen“

„Ich weiß, man sagt, er hat ein stolzes Alter erreicht mit seinen 89 Jahren, aber für mich war es trotzdem ein Schock. Bleiben wird von ihm wahnsinnig viel. Ich glaube, die ganze Stadt Graz ist ein Denkmal für ihn, wenn man sich Kulturhauptstadt nennt, dann muss man sagen, dass es ohne ihn nicht soweit gekommen wäre. Da kann Graz von Glück reden, dass es ihn gegeben hat. Er war ein sehr enger Freund“, sagt Autor Andreas Unterweger.

„Ich bin dem Fredy, wie auch ich ihn nennen durfte, immer wieder begegnet. An eine gemeinsame Reise zur Frankfurter Buchmesse erinnere ich mich, als wäre es gestern gewesen. Er war ein steirischer Sokrates im besten Sinne des Lehrerwesens. Er hat junge Autorinnen und Autoren mit den manuskripten quasi an der Hand genommen“, erinnert sich Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer.

Im engsten Familienkreis beigesetzt

Geboren wurde Kolleritsch am 16. Februar 1931 im steirischen Brunnsee als Sohn eines Forstverwalters und einer Postangestellten. In seine Lebensstadt Graz kam er 1941, dort studierte er Germanistik, Philosophie und Geschichte und dissertierte über Martin Heidegger. Er war Lehrer am Akademischen Gymnasium und kurzzeitig Universitätsdozent in Graz.

Für seine Werke erhielt Kolleritsch eine Vielzahl an Preisen, unter vielen anderen den Petrarca-Preis, den Georg-Trakl-Preis, den Peter-Rosegger-Preis, den Horst-Bienek-Preis, den Franz-Nabl-Preis, den Ehrenring des Landes Steiermark und das Ehrenzeichen des Landes für Wissenschaft, Forschung und Kunst. „Manchmal fallen die Gedichte vom Himmel, am nächsten sind sie, wenn sie verschwinden, versunken in sich selbst“: ein Zitat von Kolleritsch aus „Die Nacht des Sehens“ aus dem Jahr 2020. Die Beisetzung von Alfred Kolleritsch fand in seiner Heimat im engsten Familienkreis statt.