Saab 105
APA/Rudolf H Fling
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Chronik

Saab 105-Aus: Experte rechnet mit Qualitätsverlust

Die Saab 105 des Bundesheeres bekommt keine Nachfolger. Das hat Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) am Montag bekanntgegeben. Beim Bundesheer wird ein Qualitätsverlust bei der Luftraumüberwachung befürchtet.

Die Pläne von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP), keinen Ersatz für die veralteten Saab 105 anzuschaffen, haben bei der Opposition heftige Kritik ausgelöst: SPÖ und FPÖ warnen vor einer Abhängigkeit von Airbus sowie Mehrkosten durch den Eurofighter, NEOS wirft Tanner Untätigkeit und Verantwortungslosigkeit vor. Tanner will sich komplett auf den Ausstieg aus dem Eurofighter-Vertrag konzentrieren – mehr dazu in Kain Saab-Ersatz: Opposition sieht Abhängigkeit von Airbus (news.ORF.at).

„Einflottenlösung stand schon länger im Raum“

Zwölf Saab 105 sind derzeit in Österreich noch im Einsatz – sie werden parallel zum Eurofighter für die Luftraumüberwachung, aber auch für die Ausbildung von Piloten verwendet. Ab 1. Jänner 2021 kann das Bundesheer allerdings nur noch auf die 15 Eurofighter zurückgreifen, da es eben für die Saab-Maschinen keinen Ersatz geben wird.

Christian Schandor, Präsident der Offiziersgesellschaft Steiermark, ist von der Ankündigung weder überrascht, noch begeistert: „Die Option, mit einer Einflottenlösung weiterzuarbeiten ist schon länger im Raum gestanden, und man wird sich jetzt überlegen müssen, wie man diese Lücke schließt, die die 105 hinterlässt – einerseits in der Ausbildung von Piloten, die in Folge dann am Eurofighter ihren Dienst verrichten werden, andererseits bei der Luftraumüberwachung, wo das System Saab 105 einen Teil wahrgenommen hat.“

„Eurofighter verursacht höhere Kosten“

Derzeit wird die Luftraumüberwachung zu 94 Prozent durch die Eurofighter abgedeckt, die übrigen sechs Prozent durch die Saab 105. „Die Flugstunden und Betriebskosten am Eurofighter sind wesentlich höher als bei der Saab 105 – und das Mehr an Flugstunden wird ein Mehr an Kosten verursachen. Wenn es aber nicht mehr an Geld gibt, befürchte ich, dass es zu einem Leistungsverzicht kommt und dass Luftraumüberwachung in dem Ausmaß, wie wir sie derzeit kennen, nicht mehr stattfinden wird“, so der ehemalige Werftleiter am Fliegerhorst in Zeltweg, Christian Schandor.

Schützenhöfer: „Schutz in gewohntem Umfang“

Etwas anders sieht das Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP). Auf die Frage, wie sich seiner Ansicht nach die Reduktion der Fluggeräte auf die Luftraumüberwachung in der Steiermark auswirke, sagt er: „Die Luftraumüberwachung ausschließlich mit den Eurofightern wird keine Auswirkungen auf die Steiermark haben. Der Schutz des österreichischen Luftraums wird nach wie vor in gewohntem Ausmaß gewährleistet sein.“

Weiter max. 1.500 Eurofighter-Stunden von Zeltweg aus

Auch für die Bevölkerung im Murtal soll sich nichts ändern, sagt wiederum der Zeltweger Bürgermeister Günther Reichhold (SPÖ). Ihm wurde am Montag vom Verteidigungsministerium zugesichert, dass weiterhin – so wie bisher – pro Jahr maximal 1.500 Übungsstunden mit dem Eurofighter von Zeltweg aus geflogen werden.

Eine Entlastung soll es künftig auch durch die Mitnutzung des Flughafens Linz-Hörsching – derzeit Saab-Stützpunkt – geben: Elf Monate im Jahr wird man mit dem Eurofighter von Zeltweg aus unterwegs sein, rund einen Monat – während der Wartungsarbeiten in Zeltweg – von Linz-Hörsching aus.