Bärenschützklamm
Gemeinde Pernegg
Gemeinde Pernegg
Chronik

Felssturz: Erhebungen laufen auf Hochtouren

Nach dem Felssturz in der Bärenschützklamm mit zwei Toten und mehreren Verletzten am Mittwoch sind die Ermittlungen der Alpinpolizei am Laufen. In der Gemeinde Pernegg herrscht tiefe Betroffenheit.

In der Bärenschützklamm in Pernegg waren am Mittwoch zwei Menschen bei einem Felssturz getötet und mehrere verletzt worden – mehr dazu in Zwei Tote bei Felssturz in Bärenschützklamm.

„Einfach höhere Gewalt“

In der Gemeinde Pernegg, zu der die Bärenschützklamm gehört, herrscht tiefe Betroffenheit – der Felssturz sei aber nicht zu vermeiden gewesen, sagte die Bürgermeisterin von Pernegg, Eva Schmidinger: „Meiner Meinung nach war das einfach höhere Gewalt. Es ist nach menschlichem Ermessen alles gemacht worden, dass die Sicherheit der Besucher gegeben ist. Nur wenn 15 mal drei Meter Felsen runterdonnern, helfen auch die stärksten Brücken leider nicht.“

Als erste Maßnahme verfügte die Bürgermeisterin ein Betretungsverbot für den beliebten Ausflugsort: „Die Bärenschützklamm wird jetzt bis auf Weiteres gesperrt bleiben. Es ist die Staatsanwaltschaft bei den Ermittlungen. Es wird erhoben, wie es zu dem Unglück kam, und die Ursachen werden erhoben.“

Wegen CoV-Pandemie keine Schulklassen unterwegs

Für Bürgermeisterin Schmidinger hätte das Unglück trotz aller Tragik noch schlimmer ausgehen können: „Gerade die letzte Schulwoche ist eine, die von vielen Schulen genutzt wird für Ausflüge – und da hat sich die Bärenschützklamm immer als sehr beliebtes Ziel angeboten. Ich bin sehr froh, dass es den Coronavirus derzeit gibt, und dadurch keine Schulklassen in der Klamm waren.“

Wann die Bärenschützklamm wieder für Besucher geöffnet wird, lasse sich derzeit nicht abschätzen, sagt Schmidinger: Als Erstes müssten nun die Erhebungen abgeschlossen werden. Dann kann der Alpenverein beginnen, die beschädigten und teilweise zerstörten Brücken und Steige wieder aufzubauen – in der engen, steilen Klamm sei das eine große Herausforderung.

Ermittlungen der Alpinpolizei laufen

Die Erhebungen der Alpinpolizei seien derzeit noch am Laufen, teilte auch ein Polizeisprecher am Donnerstag mit. Inzwischen wurde die Zahl der Verletzten nach oben korrigiert: Neun Personen wurden von Felsstücken getroffen, sechs Männer, zwei Frauen und ein neunjähriges Kind – bis auf einen Mann aus Ungarn stammen alle aus Österreich. Bei dem Unglück kamen zwei Frauen – eine 50-jährige Ungarin und eine 21-Jährige aus dem Bezirk Graz-Umgebung – ums Leben.

Fotostrecke mit 11 Bildern

Einsatzkräfte
ORF
Rettungseinsatz unmittelbar nach dem Felssturz in der Bärenschützklamm
Hubschrauber
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Insgesamt waren auch drei Hubschrauber im Einsatz: vom Bundesheer, …
Hubschrauber
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… von der Polizei …
Hubschrauber
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… und auch vom ÖAMTC
Hubschrauber
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Hubschrauber zwischen Felsen
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Polizei und Verletzter
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Schockierte und verletzte Wanderer wurden betreut
Polizei und Verletzter
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Einsatzkräfte
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Großeinsatz für die Einsatzkräfte
Bärenschützklamm
APA/HEIMO SUZNEVIC
Die Bärenschützklamm ist eine wasserführende Klamm, in der über 164 Leitern ein Höhenunterschied von etwa 350 Metern zwischen 750 Meter und rund 1.100 Meter Seehöhe überwunden wird
Bärenschützklamm
APA/HEIMO SUZNEVIC
Ausgangspunkt ist Mixnitz im Gemeindegebiet von Pernegg, die Klamm führt u. a. zur Wallfahrtskirche Schüsserlbrunn, zur Almwirtschaft „Zum guten Hirten“ und weiter Richtung Teichalm

Die nach oben korrigierte Zahl der Verletzten ergibt sich daraus, dass schon einige Opfer des Felssturzes in Spitäler gebracht wurden, bevor die Polizei am Unglücksort eintraf, hieß es seitens der Polizei. Von der Staatsanwaltschaft Leoben wurde bereits die Obduktion der beiden verunglückten Frauen angeordnet. Die Alpinpolizei werde mit sachkundigen Personen das Gelände abgehen und – wo das nicht möglich ist – Drohnen einsetzen, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Andreas Riedler.

Ursache weiterhin unklar

Zur Ursache des Felssturzes in der Klamm konnte am Donnerstag noch nichts gesagt werden: Die Alpinpolizei dokumentierte in Zusammenarbeit mit einem Geologen die Abbruchstelle – die eindeutig festgestellt werden konnte – von einem Hubschrauber aus fotografisch. Die Ergebnisse werden der Staatsanwaltschaft vorgelegt, die dann über die weitere Vorgangsweise – etwa die Bestellung eines Gutachters – entscheidet.

„Wann und Wo nicht vorhersehbar“

„Das Wann und Wo eines Felssturzes ist nicht vorhersehbar. Man kann es nicht sagen“, sagte der steirische Landesgeologe und Geologe des Straßenerhaltungsdienstes, Marc-Andre Rapp, im Gespräch mit der APA. Ein Geologe könne eine Beurteilung geben, wonach Maßnahmen ergriffen würden, so Rapp.

Zu den Ursachen eines Felssturzes allgemein meinte er, das sei durch den Aufbau von Gesteinsschichten bedingt und könne durch Verwitterung oder Trennflächen entlang von Klüften geschehen. Das müsse auch unter dem Blickpunkt des sich abzeichnenden Klimawandels oder extremer Niederschlagsereignisse gesehen werden, so Rapp, der betonte, dass er die Umstände des tödlichen Felssturzes vom Mittwoch nicht kenne und sich danach auch nicht in der Klamm befunden habe.

Verwitterung und Niederschlag wichtige Faktoren

Bei Felsspalten und Klüften gebe es Schwächezonen: „Das ist wie bei einer Mauer, die Verwitterung nagt daran“, sagte Rapp. Zur Ablösung oder zum Abgleiten von Felsstücken könne auch die Eiskeilbildung beitragen – dabei dringt Niederschlag in Klüfte ein, durch das Frieren bei Minustemperaturen weitet sich das gefrorene Wasser und kann in weiterer Folge den Fels absprengen.

„Wenn in der Steiermark Steinschlag auftritt, dann wird das von Fachleuten beurteilt, welche Maßnahmen zu ergreifen sind“, sagte der Geologe: „Neben der Felsräumung sind das Sicherungsmaßnahmen wie Steinschlagschutz, Stahlnetze, Betonrippen, da gibt es eine ganze Palette.“ Generell würden aber Klammen wie die Bärenschützklamm zu sicheren Orten im alpinen Raum gehören, da diese ständig gewartet werden – mehr dazu in Trotz Felssturz: Risiko in Klammen gering.