Landesgericht Graz
ORF.at/Roland Winkler
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Gericht

Mordversuch-Prozess: 15 Jahre Haft

Im Grazer Straflandesgericht ist am Donnerstag ein Steirer wegen Mordversuchs an einem Polizisten zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Angeklagt war sechsfacher Mordversuch, doch in fünf Fällen erfolgte ein Freispruch. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

15 Jahre Haft für versuchten Mord an einem Polizisten, schwere Nötigung, schwere Sachbeschädigung und Widerstand gegen die Staatsgewalt hat das Urteil am Donnerstag für einen Steirer gelautet. Der 50-Jährige hatte im September 2019 in der Oststeiermark fast 30 Schüsse auf sechs Polizisten abgegeben. Angeklagt war daher sechsfacher Mordversuch, doch in fünf Fällen erfolgte ein Freispruch.

Alkoholprobleme und bipolare Störung

Der Angeklagte hatte immer wieder Alkoholprobleme, laut Gutachter weist er auch eine bipolare Störung auf. Als er im September 2019 gegenüber seiner Lebensgefährtin ankündigte, er wolle sich umbringen, kam es zu dem Polizeieinsatz. Drei Streifenwagen fuhren zu dem Haus in Gnas im Bezirk Südoststeiermark und sahen sich sofort mit Schüssen konfrontiert. Die Cobra wurde gerufen und konnte den Mann nach rund drei Stunden zum Aufgeben bewegen; verletzt wurde niemand – mehr dazu in Psychisch Kranker beschoss Polizeiauto (19.9.2019).

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Polizei-Großeinsatz in Gnas
APA/ERWIN SCHERIAU
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Cobra-Beamter in Gnas
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Die Verantwortung des Beschuldigten lautete, er habe sich von den Beamten erschießen lassen wollen. Dem widersprach laut Staatsanwalt die Tatsache, dass der 50-Jährige nie aus der Deckung gegangen war – mehr dazu in Polizisten beschossen: Sechsfacher Mordversuch.

„Habe mich massiv in Lebensgefahr gefühlt“

„Wir waren gerade beim Aussteigen, da sind schon die ersten Schüsse gefallen“, schilderte einer der Polizisten. Er ging nach eigenen Angaben so schnell wie möglich in Deckung. Der Angeklagte hockte am Balkon des Einfamilienhauses „und hatte direkten Blickkontakt“, beschrieb es der Zeuge. „Können Sie sagen, wohin er gezielt hat?“, fragte die Richterin. „Eindeutig in unsere Richtung“, lautete die Antwort.

Der Angeklagte hatte am ersten Verhandlungstag angegeben, er habe nur in die Luft geschossen – dem widersprach der Zeuge: „Ich hatte nicht diesen Eindruck, ich habe mich massiv in Lebensgefahr gefühlt“, betonte er.

„Wie im Film“

Ein zweiter Polizist beschrieb, wie er mit dem Streifenwagen ankam und sofort Schüsse fielen. „Ich habe mich nur mit einem Hechtsprung aus dem Auto in Sicherheit bringen können“, erzählte er. Später nahm er mit dem Schützen Kontakt auf und fragte ihn, was er wolle. „Er wollte, dass sich seine Lebensgefährtin vor den Streifenwagen stellt, aber das ist natürlich nicht gegangen.“ Zwischendurch ging plötzlich das Garagentor auf und der 50-Jährige rollte unten hervor, schoss ein paar Mal und verschwand wieder. „Wie im Film“, merkte die Richterin an.

Mehrere Beamte gaben an, dass der Vorfall lange nachgewirkt und unter anderem zu Schlafstörungen geführt habe. „Es ist mir erst nachher bewusst geworden, was wir für ein großes Glück gehabt haben“, meinte einer der Zeugen. „Man denkt schon nach, wenn man sieht, wie schnell das Leben vorbei sein kann“, bemerkte eine Polizistin vor Gericht. Zur Cobra soll der Beschuldigte gesagt haben. „Ich habe auf drei Polizisten geschossen“. Als ihn der Staatsanwalt mit dieser Aussage konfrontierte, meint er: „Da habe ich einen Blödsinn geredet.“