Austern Pilze der „Pilzkiste“
Sebastian Tschebull
Sebastian Tschebull
Lifestyle

„Pilzkiste“: Vom Kaffeesatz zum Austernpilz

Vor drei Jahren haben drei junge Grazerinnen die „Pilzkiste“ gegründet: Mitten in Graz baut das junge Unternehmen Austernpilze an. Den Nährboden dafür bildet Kaffeesatz – gesammelt aus Grazer Cafés und Restaurants.

Mehr als 13 Tonnen Biomüll fallen tagtäglich alleine in Graz durch Kaffeesatz an – dieser wandert ungenutzt in den Restmüll, heißt es von den Betreiberinnen der „Pilzkiste“ Graz. Diese Tatsache motivierte drei Grazerinnen – eine Schauspielerin, eine Hochbautechnikerin und eine Gastro- und Werbefachfrau –, sich zusammen zu tun, um hochwertige Austernpilze anzubauen.

Der Kaffeesatz, der als Nährstoffgrundlage für die Pilze dient, kommt von Grazer Restaurants und Cafés. Die Austernpilze werden in diesem, der sonst im Restmüll landen würde, gezogen, erklärt eine der Gründerinnen der „Pilzkiste“, Nina Bercko: „Da wird Mycel hineingemischt, also der Pilz, das wird alles miteinander vermengt, wird dann in Säcke verpackt und kommt dann für drei Wochen in einen sehr warmen und dunklen Raum und wird dann nach drei Wochen in einen anderen, hellen Raum mit hoher Luftfeuchtigkeit überführt.“

Idee lieferte Projekt aus Niederlanden

Angeregt für dieses außergewöhnliche Projekt wurde Jasmin Kabir durch einen Fernsehbericht über die Zucht von Kaffeepilzen in den Niederlanden: „Das habe ich ganz spannend gefunden, also einerseits den Kaffeesatz, der im Restmüll landet, zu retten, und andererseits war es auch wirtschaftlich sehr interessant.“

Es sei eine spontane Entscheidung gewesen – alle drei haben ihren Job gekündigt und seien ins kalte Wasser gesprungen, so Kabir: „Wir haben dann mit ‚learning by doing‘ Erfahrungen gesammelt, und es jetzt läuft es seit drei Jahren und geht gut.“

„Das Kalbfleisch des Waldes“

Austernpilze würden einen Nerv der Zeit in Sachen Ernährung treffen, erklärt die Mitgründerin, Mercedes Springer: „Die Austernpilze sind natürlich total spannend als Fleischersatz, denn sie haben alle essentiellen Aminosäuren sowie B-Vitamine, C-Vitamine und D-Vitamine und B12, was besonders für Vegetarier und Veganer interessant ist.“

Und in der Küche sind sie vielseitig einsetzbar – ob gebraten, gebacken, in Saucen, zu Nudeln oder im Risotto. „Sie sind im Geschmack sehr fein, ähneln von der Konsistenz her Kalbfleisch und daher werden die Austernpilze auch ‚Kalbfleisch des Waldes‘ genannt“, so Springer.

Auch in Supermarkt erhältlich

All diese Aspekte sind auch für den Handel interessant – die Einkaufsleiterin von Spar Steiermark & südliches Burgenland, Romana Lepold, ist immer auf der Suche nach regionalen Produkten: „Dieser Pilz ist ein Multitalent – er ist sehr vielseitig einsetzbar, und was gibt es Schöneres, als dass wir unseren Kunden das ganze Jahr über einen frischen steirischen Austernpilz anbieten können.“

Nach der Ernte schließt sich übrigens der Kreis: Das ‘Altsubstrat’ wird als Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt.