Betreuer des Kriseninterventionsteams mit Rucksäcken
KIT Land Steiermark
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Soziales

Krisenintervention: Hilfe in dunklen Stunden

600 Mal – darunter nun auch nach dem Felssturz in der Bärenschützklamm – wird das Kriseninterventionsteam (KIT) pro Jahr um Hilfe gebeten. Mit einem „Koffer voll psychischem Werkzeug“ soll Menschen in Krisensituationen geholfen werden.

Für die Helfer des Kriseninterventionsteams waren die letzten Tage besonders herausfordernd, denn auch nach dem schweren Steinschlag in der Bärenschützklamm war und ist man für Angehörige, Betroffene und Ersthelfer da. Drei Menschen kamen bei dem Unglück ums Leben – mehr dazu in Felssturz: Weiteres Todesopfer geborgen (10.6.2020).

Niemanden alleine lassen

Wenn Polizisten die Nachricht vom Tod eines Angehörigen überbringen müssen, sollte kein Nahestehender alleine sein. Wann immer möglich, begleiten daher Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams die Beamten und versuchen zu helfen, so der Leiter des KIT, Edwin Benko: „Die Menschen reagieren ganz individuell. Manche verzweifeln, verfallen, manche wollen Bewegung, manche schweigen, manche beginnen gleich mit dem ‚Es kann nicht sein‘ – die es nicht wahr haben können. Manche laut, manche leise, aber das ist auch die Herausforderung in der Akutbetreuung, dass wir sozusagen nicht mit einem Rezept hingehen können, sondern mit einem Koffer voll psychischem Werkzeug, wie man damit umgehen kann.“

KIT Steiermark Hotline: 0800 500 154

Coronavirus-Hotline der AGES: 0800 555 621

Die Helfer bleiben so lange, bis der Betroffene Unterstützung hat, sei es von der Familie oder Freunden; außerdem vermitteln sie auch, je nach Situation, andere Experten, die unterstützen. „Uns ist es wichtig, dass niemand sozusagen durch das Netz fällt, dass er allein bleibt, dass er nicht dort ankommt, wo er die notwendige Hilfe auch bekommt“, schildert Edwin Benko.

Tausende Gespräche – hunderte Einsätze

Nach Gewaltverbrechen ist für Hinterbliebene auch die Zeit rund um den Prozess oft eine Zeit, in der sie erneut Hilfe brauchen – auch dafür stehe das Kriseninterventionsteam bereit: „Natürlich gibt es sozusagen das Wiedererleben am Prozesstag, dass das sehr nahe ist an der Tat, an dem was passiert ist, und dann holen sich manche Leute auch wieder die Unterstützung.“

Pro Jahr werden die Helfer des steirischen Kriseninterventionsteams rund 600 Mal gerufen. Sie stehen auch nach wie vor an der kostenlosen Corona-Hotline bereit – die sehr gefragt sei, so Benko: Bis jetzt habe man etwa 3.000 Gespräche geführt. Die Themen seien auch hier vielseitig: Von der Einsamkeit in der Quarantäne, den finanziellen Sorgen durch Arbeitsplatzverlust, der Angst vor Erkrankung bis hin zur Trauer der Hinterblieben.