Das geplante Grundstück für das Leitspital Liezen
Marktgemeinde Stainach-Pürgg
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Politik

Leitspital Liezen: Gegner verbünden sich

In ungewohnter Geschlossenheit haben am Mittwoch alle vier Oppositionsparteien im Landtag und die Bürgerinitiative BISS einen Neustart für die Spitalsplanung im Bezirk Liezen gefordert. Dieser sei aufgrund der Erfahrungen in der CoV-Pandemie notwendig.

Die drei bestehenden Spitäler in Rottenmann, Schladming und Bad Aussee sollen laut der Regionalen Strukturplanung Gesundheit 2025 geschlossen bzw. zu Gesundheitszentren umgewandelt werden. Das neue Leitspital soll auf einem Grundstück in Stainach-Pürgg gebaut werden; ein Gutachten stufte den Grund als bebaubar ein – mehr dazu in Leitspital Liezen: Grundstück „bebaubar“ (11.2.2020).

„Zurück an den Start“

Am Mittwoch forderten nun die Oppositionsparteien im Landtag und die Bürgerinitiative BISS („Bürgerinitiative Standorterhaltung Spitäler“) geschlossen ein „Zurück an den Start“ bei der Spitalsplanung im Bezirk Liezen. Es sei völlig unverständlich, dass man trotz Covid-19-Pandemie an den Plänen festhalte – die Bürgerinitiative zitierte Expertenmeinungen gegen die Spitalsschließungen und sprach von einer „Grazer Milchmädchenrechnung“.

BISS habe selbst recherchiert, was es bedeuten würde, wenn das Leitspital Liezen kommt – Michael Pretzler von BISS sagte zu diesen Recherchen: „Im Bezirk Liezen würden sich die Anfahrtswege in dieses Spital um 70 Prozent erhöhen. In Österreich beträgt die Bettendichte etwas mehr als 10 Betten pro 1.000 Einwohner, im Bezirk Liezen derzeit jedoch nur 4,2. Nach der geplanten Realisierung des Leitspitals und Schließung der bestehenden Standorte würden pro 1.000 Einwohnern nur noch 2,8 Betten zur Verfügung stehen – ein bedenklich niedriger Wert im österreichweiten Vergleich.“

„Das versteht niemand“

Noch deutlicher fiel am Mittwoch die Kritik der Opposition aus. Albert Royer (FPÖ) sagte: „Das versteht auch in der Bevölkerung in Zeiten von Corona niemand, dass man die Strukturen so weit zurückfahren will. Wir sind gegen diese Zentralisierungspläne und auch gegen den Neubau des Zentralkrankenhauses in Stainach, wo wir außerdem bekritteln, dass die Finanzierung völlig offen ist. Abgesehen davon ist die Sumpfwiese in Stainach denkbar ungeeignet für das Projekt.“

„Von der sturen Haltung herunter steigen“

2017 fiel die Entscheidung, in Stainach bauen zu wollen – jetzt sei drei Jahre praktisch nichts passiert. Dabei dränge die Zeit, warnte Lambert Schönleitner von den Grünen: „Wir können nicht mehr zuwarten. Ich habe mit Leuten aus dem chirurgischen Bereich aus Bad Aussee und Rottenmann geredet, die sagen, es ist auch nicht bis 2025 zu warten, wir müssen jetzt schon etwas ändern und modernisieren. Darum ist es wichtig, einen Neustart zu machen und von dieser sturen Haltung eines völligen Kartenhauses mit diesem Grundstück in Stainach herunter zu steigen.“

Das Wort Pandemie komme im Regionalen Strukturplan Gesundheit 2025 gar nicht vor, sagte wiederum Claudia Klimt-Weithaler (KPÖ) – sie fordert: „Zurück an den Start, wir schauen uns das aufgrund der Erfahrungen der letzten Monate an.“ Auch Niko Swatek (NEOS) sagte, die Regierungsparteien ÖVP und SPÖ hätten sich im Projekt Leitspital Liezen verrannt, und er verlangt ebenfalls „einen Neustart für ein Projekt, das eigentlich besser werden sollte“.

„Gesundheitsversorgung mehr als Krankenhausstandorte“

Die Bürgerinitiative BISS führte am Montag ein Gespräch mit der zuständigen Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) – laut BISS-Obmann Helmut Gassner habe man dabei die Nachnutzung des LKH Rottenmann angesprochen, sich aber ohne konkrete Vorschläge vertagt; ein Besuch der Landesrätin im Spital in Rottenmann sei laut BISS geplant.

Bislang wollte Bogner-Strauß am Leitspital Liezen festhalten – mehr dazu in Leitspital Liezen weiterhin in Planung (8.5.2020). Am Mittwoch sagte sie in einer Aussendung: "Gesundheitsversorgung ist weit mehr als einzelne Krankenhausstandorte“, und sie betonte, dass „die Versorgungswirksamkeit des Leitspitals in Kombination mit leistungsstarken Gesundheits- und Facharztzentren besser für die Menschen der Region sein wird. Denn letztlich sind Rezepte aus der Vergangenheit nicht unbedingt jene gesundheitspolitischen Lösungen, die uns in die Zukunft bringen“, so Bogner-Strauß. Die Bürgerinitiative kündigte jedenfalls an, auch nach drei Jahren nicht aufzugeben und gegebenenfalls mit Aktionen weiterzukämpfen.