Burgruine Gösting
APA/ANDREAS STANGL
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Chronik

Für Besucher gesperrt: Streit um Ruine Gösting

Seit Anfang Juli stehen Spaziergänger und Wanderer vor vergitterten Toren: Die Burgruine Gösting im Nordwesten von Graz, ein traditionelles und beliebtes Ausflugsziel, ist nicht betretbar. Hintergrund ist ein seit Jahren schwelender Streit.

Für die Sperre der Burgruine verantwortlich ist ihr privater Besitzer, der Grazer Backstuben-Betreiber Hubert Auer – ihm zufolge soll die Ruine auch bis auf Weiteres gesperrt bleiben. Eine mögliche Öffnung der Ruine hänge unter anderem davon ab, ob die Betreiberin der Burgtaverne, Angelika Michalatsch, derzeit krankheitsbedingt außer Gefecht, wieder aufsperren kann. Michalatsch hofft, dass sie im Herbst wieder aufmachen kann.

„Herzstück von Graz“

Obwohl Auer im Gespräch mit der APA betont, dass die Burgruine für ihn ein „Herzstück von Graz“ sei, bleibt Auer hinsichtlich seiner Absichten vage. Einen Verkauf der Burgruine an die Stadt Graz könne er sich nicht vorstellen, über andere Lösungen sei er prinzipiell gesprächsbereit. Auch aus eigener Tasche in die Burg zu investieren, kann er sich unter Umständen vorstellen. „Das Objekt hat viel Fantasie“, so Auer auf die Frage, worin eine solche Investition bestehen könnte. Eile scheint er aber keine zu haben: „Es wird noch dauern“.

„So geht das seit Jahren“

Sepp Stiger, Obmann des ältesten Burgvereins Österreichs, ist frustriert: „So geht das seit Jahren“. Er verstehe auch nicht, warum Ruinenbesitzer Auer mit seinem Verein nichts zu tun haben will: „Ohne den Burgverein wäre die Ruine heute ein Steinhaufen. Wir haben nie etwas anderes gewollt, als die Ruine zu erhalten.“ Der Verein sei auch jetzt noch bereit, bei Sanierungs- und Erhaltungsmaßnahmen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Dem Burgverein Gösting ist es unter anderem zu verdanken, dass die über der Stadt thronende Burgkapelle ein intaktes Dach hat und der Bergfried gesichert ist; dieser Turm war bis vor kurzem auch begehbar. Derzeit ist der Burgverein – ebenso wie alle anderen Besucher – ausgesperrt. Auf seiner Homepage richtet der Verein einen dringlichen Appell an die Öffentlichkeit für die Erhaltung des beliebten Ausflugsziels.

Stadt: „Ruine ist Privateigentum“

Die Bedeutung der von manchen als eines der Wahrzeichen von Graz angesehenen Burgruine ist auch der Stadt Graz bewusst: „Wir haben großes Verständnis dafür, dass die Öffentlichkeit die Burgruine begehen möchte. Wir bemühen uns um einen neuen Termin mit dem Besitzer“, sagt Georg Schröck vom Büro von Kulturstadtrat Günter Riegler (ÖVP), „aber die Ruine ist eben Privateigentum.“ Man wolle mit Auer offen verhandeln.

Im Jahr 1998 kaufte Auer die 120 Hektar große Liegenschaft mit der denkmalgeschützten Burgruine um geschätzte 1,4 Millionen Euro – ein heutiger Käufer müsste wohl deutlich tiefer in die Tasche greifen. Bezüglich der denkbaren Varianten, etwa eines Ankaufs durch die Stadt oder einer Pacht, halten sich die künftigen Verhandlungspartner vorerst weitgehend bedeckt.

Burgverein-Anwalt Franz Unterasinger ist überzeugt, dass ein Spendenaufruf an die Grazer, zur Erhaltung der Burgruine als Ausflugsziel beizutragen, Teil der Lösung sein könnte: „Ich bin sicher, wir würden sehr viel Geld bekommen.“ Die Ruine sei für viele Generationen ein Symbol der Stadt.

Tourismus sieht „Potential“

Abwartend ist man beim Tourismusverein Graz. Zwar bescheinigt auch dessen Chef Dieter Hardt-Stremayr der Burgruine „Potenzial“, aber weder in den vergangenen Jahren noch zurzeit gebe es „ein zentrales Angebot“ für Touristen auf dem Burgberg. „Wenn es ein Angebot gibt, dann promoten wir das“, so Hardt-Stremayr gegenüber der APA.