Sujet Probewohnen in der Oststeiermark
Regionalentwicklung Oststeiermark
Regionalentwicklung Oststeiermark
Wirtschaft

Probewohnen gegen Landflucht

Im Autohaus kann man Probefahren – in der Oststeiermark kann man jetzt Probewohnen. Mit dieser Aktion will die Regionalentwicklung die Region für junge Leute attraktiv machen und der Abwanderung entgegenwirken.

In fünf oststeirischen Gemeinden warten Ferienwohnungen auf Gäste, die ausprobieren wollen, wie es sich in der Region so lebt. Für jeweils drei Nächte können dort neun Personen einziehen. Angeboten werden die Wohnungen von der Regionalentwicklung Oststeiermark.

Die Probebewohner werden per Gewinnspiel ermittelt. Die Gewinner sollen dann ins Gemeindeleben eintauchen, sagt Projektleiterin Bettina Mandl: „Es gibt für sie einen Erlebnispass für Dinge, die die Gemeinde zu bieten hat – vom Schwimmbadeintritt bis zur Fahrt mit dem Feuerwehrauto ist alles dabei.“ Die Aktion hat einen durchaus ernsten Hintergrund: Seit Jahren kämpft die Region mit der Abwanderung.

Beispiel Grafendorf

Eine Gemeinde, die das Probewohnen anbietet, ist Grafendorf im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld. Vor Jahren sanken dort die Einwohnerzahlen deutlich, so Bürgermeister Johann Handler (ÖVP): „Wir haben es vor allem in den Jahren 2010 bis 2015 sehr deutlich gespürt, dass die Einwohnerzahl zurückgegangen ist. Und wir haben sie aber seit 2015 wieder kontinuierlich heben können.“

Gelungen sei das mit großen Investitionen, so Handler: „Wir haben versucht, in die Infrastruktur sehr viel zu investieren und speziell für Familien zu investieren, wo die Kinderbetreuung sehr groß geschrieben ist, und dass das gesellschaftliche Leben über Vereine, das bei uns funktioniert, sehr gut ausgestattet wird.“

Mit Sammeltaxi gegen Einwohnerschwund

Dennoch werden die Einwohner im gesamten Bezirk Hartberg-Fürstenfeld laut Landesstatistik weniger: Zwischen 2018 und 2060 wird das Minus gut zehn Prozent oder rund 9.300 Einwohner betragen.
Diesen Trend beobachtet auch Franz Kneißl von der Regionalentwicklung Oststeiermark: „In den nördlichen Gebieten haben wir durchaus eine schwierige Situation, was die Bevölkerung betrifft und was die Abwanderung betrifft – insbesondere von den jungen Leuten. Dort haben wir die schwierige Situation des öffentlichen Verkehrs, deshalb haben wir einen Micro ÖV – das Sammeltaxi Oststeiermark – eingeführt“, so Kneißl.

Im Jahr 2040 leben 46 Prozent der Steirer in einer Stadt

Auch andere Bezirke werden laut Statistik schrumpfen – bis zum Jahr 2060 besonders Murau, wo ein Minus von gut 27 Prozent prognostiziert wird. Murtal, Bruck-Mürzzuschlag, Liezen – sie und andere werden zahlenmäßig kleiner werden. Graz und das Umland wachsen dafür stark, Weiz um 0,7 Prozent. Schon 2040 werden 46 Prozent der Steirerinnen und Steirer in einem urbanen Zentrum wohnen.