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Wirtschaft

ATB Spielberg insolvent

Vor wenigen Tagen hat der steirische Antriebshersteller ATB Spielberg GmbH angekündigt, 360 seiner etwa 400 Mitarbeiter zu kündigen. Am Dienstag wurde nun auch Insolvenz angemeldet. Die Überschuldung soll rund 37 Mio. Euro betragen.

Die Überschuldung des Unternehmens dürfte demnach deutlich höher sein als zunächst angenommen: Die Passiva betragen laut AKV und KSV nach Liquidationswerten rund 43 Mio. Euro, die Aktiva rund 6 Mio. Euro; die Überschuldung beläuft sich gemäß diesen Zahlen auf rund 37 Mio. Euro. Betroffen sind rund 800 Gläubiger und etwa 400 Mitarbeiter, von denen bereits in der Vorwoche rund 360 zur Kündigung angemeldet wurden – mehr dazu in 360 Kündigungen bei ATB.

Laut Christian Jammerbund von der Gewerkschaft GPA-djp werden in den nächsten Tagen in enger Abstimmung mit dem Betriebsrat gemeinsam mit der Geschäftsführung von ATB Lösungen gesucht, um die sozialen Auswirkungen abzufedern. Heribert Grasser von der Gewerkschaft PRO-GE zufolge war der Umgang mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Vorfeld inakzeptabel. Durch die laut Grasser nicht erfolgte Kurzarbeits-Verlängerung seien falsche Hoffnungen geschürt worden. Die steirische Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ) sicherte Unterstützung zu, dass mit Hochdruck an Maßnahmen für die betroffenen Beschäftigten gearbeitet werde.

CoV-Krise und schwieriger Absatzmarkt

Wie das Unternehmen schon vor Tagen eingeräumt hatte, machten die Covid-19-Krise und der schwierige Absatzmarkt zu schaffen. Laut Creditreform haben starke Umsatzrückgänge und der daraus resultierende Preisdruck an den Absatzmärkten sowie die allgemein unsichere gesamtwirtschaftliche Situation die Lage nochmals verschärft.

Laut Unternehmen war die Produktion in Spielberg bereits seit Jahren nicht mehr wirtschaftlich, nur aufgrund von Zuschüssen durch den Eigentümer konnten signifikante Verluste laufend ausgeglichen werden; mit der CoV-Krise sei das jedoch nicht länger tragbar. Auch laut AKV waren die Ergebnisse bei ATB bereits 2017 massiv rückläufig, sodass sich der Bilanzgewinn von rund 1,11 Mio. Euro zum Jahresende 2016 in einen Bilanzverlust von rund 7,35 Mio. Euro zum Jahresende 2018 gedreht hatte.

Unternehmen soll stark verkleinert fortgeführt werden

Das Unternehmen soll allerdings fortgeführt werden: Beantragt wurde ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung. Am Standort in Spielberg soll künftig die Forschung und Entwicklung, der Vertrieb und die Logistik verbleiben, auch soll ein Distributionszentrum aufgebaut werden. Den Gläubigern wird eine Quote von 30 Prozent binnen zwei Jahren angeboten, die Finanzierung des Fortbetriebes soll über die Gesellschafterseite erfolgen.

ATB ist einer der führenden europäischen Hersteller von Elektromotoren und elektrischer Antriebstechnik, vor allem im Gartengeräte- und Haushaltsbereich; das Unternehmen mit Sitz im obersteirischen Spielberg befindet sich im Besitz der chinesischen Wolong-Gruppe. Produziert wird derzeit an zwölf Standorten, eben in Spielberg sowie in den deutschen Niederlassungen Welzheim, Mönchengladbach und Nordenham, im britischen Leeds und Norwich, im chinesischen Wuhan und Shaoxing, im polnischen Tarnow, in Eindhoven (NL) sowie in Subotica und Bor. Weltweit sind mehr als 3.500 Mitarbeiter beschäftigt.