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Wirtschaft

Voestalpine streicht bis zu 550 Jobs

Der Stahl- und Technologiekonzern voestalpine plant laut APA in der Steiermark zwischen 500 und 550 Jobs zu streichen. Es soll sich um rund 250 Arbeitsplätze in Kindberg und bis zu 300 in Kapfenberg handeln. Lehrplätze und Forschung sind von den Einsparungen nicht betroffen.

Die voestalpine will noch heuer Hunderte Jobs an den beiden steirischen Produktionsstandorten Kindberg und Kapfenberg einsparen. „Wir sind gerade dabei, in der Steiermark einen Sozialplan für rund 500 bis 550 Mitarbeiter auszuverhandeln“, sagte Konzernchef Herbert Eibensteiner am Mittwoch in einer Telefonkonferenz.

Minus von 70 Millionen Euro

„Wir gehen davon aus, dass dieser ab September, Oktober zur Anwendung kommen wird“, umriss Eibensteiner den Zeitplan. „Dort werden wir uns nachhaltig anpassen müssen“, meinte er mit Blick auf die schwächelnde Nachfrage aus der Öl- und Gasindustrie und aus der Luftfahrtindustrie infolge der gedämpften Weltkonjunktur.

Der Konzern verzeichnete im ersten Quartal 2020 ein Minus in der Höhe von 70 Millionen Euro nach einem Gewinn von 90 Millionen im Vorjahr. Auch der Umsatz brach von 3,3 Milliarden auf 2,4 Milliarden Euro ein. Insbesondere in Europa, wo die voestalpine zwei Drittel ihres Umsatzes erzielt, hätten der Stillstand der Automobilindustrie und die generelle Schwäche im industriellen Bereich belastet. Hinzu kamen sinkende Stahlpreise infolge der lahmenden Nachfrage, gleichzeitig blieben die Erzpreise wegen der guten Stahlkonjunktur in China aber hoch. Das habe sich laut voestalpine zusätzlich negativ auf das Ergebnis ausgewirkt.

International bereits Tausende Stellen abgebaut

Angesichts der Krise baute der Konzern bereits in den vergangenen Monaten viele Stellen ab – der Personalstand verkleinerte sich im Jahresabstand um 7,3 Prozent auf weltweit 47.894 Mitarbeiter. Heuer im Juni seien in Österreich rund 10.400 und in Deutschland rund 2.600 Arbeitnehmer des Konzerns in Kurzarbeit gewesen. Hinzu kamen international weitere 2.300 Mitarbeiter in kurzarbeitsähnlichen Modellen – so etwa in Großbritannien, Rumänien, Belgien, Frankreich und den USA.

Da der Sozialplan für die betroffenen steirischen Beschäftigten gerade in Verhandlung ist, wollte sich Eibensteiner nicht zu weiteren Details äußern. „Aber natürlich gibt es eine Stahlstiftung, die vor vielen Jahren gegründet wurde – die Aufgabe dieser Stiftung ist es, den Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, sich umschulen zu lassen oder weiterzubilden“, merkte er an.

Zeltweg und Donawitz nicht betroffen

Gut geht in der Steiermark dagegen die Fertigung von Schienen und Weichen – an den steirischen Konzernstandorten in Zeltweg und Donawitz sind deshalb keine Einschnitte geplant, hieß es, in den meisten Bereichen gebe es daher auch keine Kurzarbeit mehr.

„Unser Forschungsbudget ist nicht betroffen, genauso wie die Ausbildung unserer Lehrlinge. Das sind Investitionen in die Zukunft für uns“, stellte Eibensteiner klar. Erst Anfang Juli hatte die voestalpine angekündigt, in der Steiermark Lehrlinge zu suchen – mehr dazu in Voest sucht 160 Lehrlinge in der Steiermark (3.7.2020).

Mit dem Ende des „Lock-down“ im ersten Quartal habe „eine stufenweise Erholung der Nachfrage“ eingesetzt. Das Ausmaß der Verbesserung variiere nach Regionen und Marktsegmenten. Im zweiten Geschäftsquartal sei – wie über den Sommer üblich – mit einer saisonal bedingt etwas schwächeren Nachfrage zu rechnen, etwa aufgrund von Kundenstillständen. „Vor diesem Hintergrund bleibt die Erwartung von Beginn des Geschäftsjahres aufrecht, dass der voestalpine-Konzern im Geschäftsjahr 2020/21 ein EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) zwischen 600 Million und einer Milliarde Euro erwirtschaften wird“, so Eibensteiner.

„Hiobsbotschaft“, „leider absehbar“

„Das ist für uns natürlich keine gute Mitteilung, auch wenn wir damit rechnen mussten. Wir wissen aus allen Berechnungen des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) und des Instituts für Höhere Studien (IHS), dass eine Pleitewelle auf uns zukommt. Wir hoffen, dass sich die Firmen erholen“, sagt Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP). „Wir müssen alles tun, dass wir sehr verantwortungsvoll mit dem Coronavirus umgehen und mit großer Zuversicht versuchen, die Wirtschaft in Schwung zu bringen. Nur eine Wirtschaft die Gewinne macht, sichert Arbeitsplätze.“

„Es ist bedauerlich, dass sich das Unternehmen aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie, von denen die Luftfahrtbranche besonders betroffen ist, zu diesem Schritt gezwungen sieht. Angesichts der aktuellen Situation war diese Entwicklung leider absehbar“, so Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) und Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ) in einer gemeinsamen Aussendung.

Der FPÖ-Nationalratsabgeordnete und Bezirksparteiobmann Hannes Amesbauer schrieb in einer ersten Reaktion: „Die Ankündigung der Konzernführung stellt für den Bezirk Bruck-Mürzzuschlag und die gesamte Steiermark eine absolute Hiobsbotschaft dar. Aufgrund der Ereignisse in den letzten Monaten waren solche Entwicklungen leider zu befürchten, aber das Ausmaß ist nun dennoch erschreckend. Die Bundes- und die Landesregierung sind nun gefordert, sofort entsprechende Gespräche mit dem voestalpine-Vorstand zu führen, um den Stellenabbau zu verhindern oder zumindest etwas geringer ausfallen zu lassen.“

„Wird weitere Existenzen zerstören“

"Die Landesregierung muss einen Maßnahmenplan vorlegen, um die weitere De-Industrialisierung der Obersteiermark wirksam zu verhindern“, forderte Claudia Klimt-Weithaler, KPÖ-Klubobfrau im Landtag. „Dass zur Kurzarbeit jetzt auch noch Massenkündigungen bei den Leitbetrieben der voestalpine im Mürztal kommen, wird weitere Existenzen zerstören. Wir werden uns dafür einsetzen, dass es zu sozialen Sofortmaßnahmen kommen wird“, sagte Clemens Perteneder, KPÖ-Gemeinderat in Kapfenberg.