Man sei auf eine mögliche zweite Welle definitiv besser vorbereitet – aber bei weitem noch nicht genug, betont der Chef der Geriatrischen Gesundheitszentren Graz und Vorstand beim Landesverband Altenpflege, Gerd Hartinger.
Es herrsche keine Klarheit, jedes Heim treffe eigene Entscheidungen: „Dass jedes kleine Pflegeheim jetzt ausreichend versorgt ist, kann man nicht sagen – und vor allem ist die Strategie nicht klar: Sorgt jetzt der Bund dafür, das Rote Kreuz, die Länder – oder sind die Betreiber verantwortlich?“
Koordinierungsstelle für Schutzkleidung gefordert
Es fehle an Informationen, kritisiert Hartinger. Welche Schutzausrüstung brauche man – Masken und Brillen, oder eine komplette Ausrüstung? Wie viel muss jedes Heim auf Vorrat haben? Es brauche eine geoordnete Erhebung, Verwaltung und Lagerung von Schutzkleidung, so Hartinger.
Dafür plädiert auch der Vorsitzende der Gesundheitsgewerkschaft, Michael Tripolt: „Ich glaube, dass es sinnvoll wäre, auf Landesebene und vielleicht auch auf Bundesebene eine Koordinierungsstelle für diese Materialien einzurichten, damit wir nie mehr in eine Situation kommen wie beim ersten Mal: Wenn es knapp werden sollte, muss verhindert werden, dass das Gesundheitspersonal das Leid trägt.“
Personalknappheit: Lösungen gesucht
Ein zweiter kritischer Punkt sei die Personalknappheit während der Corona-Pandemie. Laut Gerd Hartinger müsse jetzt rechtlich geklärt werden, dass Gesundheitspersonal sozusagen „umgeschichtet“ werden könne; „wenn Kur- oder Rehaeinrichtungen schließen, dass eine rechtliche Möglichkeit geschaffen wird, dass diese dann in den Pflegeheimen, wo eine extreme Arbeitsverdichtung stattfindet, eingesetzt werden können. Das wäre eine Riesenhilfe.“
Die Pflegeorganisationen erwarten sich Klarheit und Lösungen, so Hartinger. Die Regelungen müsste praxistauglich sein und nicht von oben nach unten delegiert werden